Mit spektakulären Kostümen und Trommelklängen ist in Rio de Janeiro am Montag die Parade der besten Sambaschulen fortgesetzt worden. Die Parade in der Stadt am Zuckerhut stand ganz im Zeichen des Protests.
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Die berühmte Sambaschule Unidos da Tijuca zog mit als Quallen verkleideten Tänzern und Sängern als erste ins Sambódrom ein und präsentierte sich einer Jury und 72.000 Zuschauern.
Am zweiten Tag der Parade sollten sechs Sambaschulen auftreten. Höhepunkt sollte der Auftritt der berühmten Dragqueen Pabllo Vittar sein, die mit der Formation Beija Flor am frühen Dienstagmorgen (Ortszeit) einen spektakulären Schlusspunkt setzen wollte. Sie will ein Zeichen gegen sexuelle Diskriminierung und andere Formen der Intoleranz setzen.
Im vergangenen Jahr endete der prestigeträchtige Wettbewerb mit einem Unentschieden zwischen den Sambaschulen Mocidade und Portela. Der diesjährige Gewinner wird am Mittwoch verkündet.
Bei dem zweitägigen Wettbewerb hat jede Schule eine Stunde lang Zeit, die Jury mit rund 3000 aufwändig kostümierten Tänzern, Sängern und Trommlern zu überzeugen. Aber jenseits von Federn, Pailletten und viel nackter Haut lieferte das "größte Spektakel der Welt" dieses Mal auch viel politische Kritik. Spott für Politiker
Hauptzielscheibe ist Bürgermeister Marcelo Crivella. Er hatte die Karnevalisten mit der Kürzung der Subventionen für die Sambaschulen um die Hälfte in Rage gebracht. Der für seine ultra-konservativen Ansichten bekannte Politiker, ein ehemaliger evangelikaler Prediger, gilt als prüder Karnevalsmuffel. Auf Facebook kündigte Crivella am Sonntag seinen Abflug nach Europa noch für denselben Abend an. Er bestätigte damit, dass er wie schon im vergangenen Jahr den Samba-Paraden fernbleiben werde.Die Sambaschule Mangueira bedachte Crivella mit einem gepfefferten Spottlied und dem Kehrreim "Sündigen heißt, sich im Karneval nicht zu amüsieren". Auf einem der Umzugswagen war der Bürgermeister mit einem Strick um den Hals zu sehen, in der Art einer "Judaspuppe", auf die in Brasilien bei Volksfesten vor Ostern eingedroschen wird. Ein weiterer Wagen zeigte eine Nachbildung von Rios berühmter Christus-Statue mit einem Schild und der Aufschrift "Der Bürgermeister weiß nicht, was er tut".
Auch das rechtskonservative Staatsoberhaupt Michel Temer bekam sein Fett ab. Der 39-jährige Geschichtslehrer Léo Morais stellte ihn mit weißgeschminktem Gesicht auf dem Wagen der Sambaschule Paraíso do Tuiti als Zombie mit Präsidentenschärpe dar, auf einem Geldsack sitzend und mit Geldscheinen an Pfauenfedern.
Sambaschulen leiden unter Wirtschaftskrise
Für Morais haben die Sambaschulen eine soziale Funktion. "Sie drücken das aus, was die normalen Menschen empfinden", sagt er. Außer den Bestechungsvorwürfen gegen Temer thematisierte seine Sambaschule die Abschaffung der Sklaverei in Brasilien vor 130 Jahren. Dabei griff sie die Tatsache auf, dass die Regierung Temer vor einiger Zeit die Normen zum Kampf gegen Zwangsarbeit lockerte.
Die Sambaschulen wählen ihre Themen sorgfältig aus, denn sie müssen nicht nur das Publikum überzeugen, sondern auch die strengen Juroren. Jede der 13 Formationen wird nach genauen Kriterien beurteilt, darunter die Qualität der Musik, die Gestaltung der Wagen und die Kostüme der Mitwirkenden.
Der 55-jährige Jorge Alves, der als mongolischer Krieger für seine traditionsreiche Schule Império Serrano unter dem Motto "China" defilierte, fühlte sich wie bei der Fußballweltmeisterschaft 2014: "Es ist, als würdest du für das Finale ins (legendäre Fußballstation) Maracana einlaufen: magisch."
Der Karneval in Rio de Janeiro lockt alljährlich zahlreiche Touristen an und beschert der dortigen Wirtschaft Milliardeneinnahmen. Manche Sambaschulen werden von der Glücksspielmafia finanziell unterstützt, die meisten Sambaschulen sind aber auf öffentliche Subventionen angewiesen sowie auf Sponsoren. Deren Zahl wird in der gegenwärtigen Wirtschaftskrise in Brasilien allerdings immer kleiner.
is/ka (afp)
Besucher aus aller Welt kommen nach Brasilien, in das fünftgrößte Land der Welt. Eine Auswahl der attraktivsten Reiseziele von "A" wie Amazonas bis "Z" wie Zuckerhut.
Alles Samba!
Besucher aus aller Welt kommen nach Brasilien, in das fünftgrößte Land der Welt. Eine Auswahl der attraktivsten Reiseziele von "A" wie Amazonas bis "Z" wie Zuckerhut.
Eine Stadt, zwei Strände - Copacabana und Ipanema. Der Evergreen "The Girl from Ipanema" von 1962 ist immer noch der Sound für das Lebensgefühl der zweitgrößten Stadt Brasiliens (6,32 Mio Einwohner). An den Stränden kommen die Menschen aus der ganzen Stadt zusammen. Sehen und gesehen werden - das ist das Motto der Sonnenanbeter. Im Volksmund heißt Rio "die Wunderbare".
Bild: picture-alliance/AP Photo/D. J. Phillip
Showtime in der Guanabara Bucht
Spektakulär geht über den Rio de Janeiro vorgelagerten Inseln, Buchten und Felsen die Sonne unter. In der Bildmitte eines der Wahrzeichen Rios, der Felskegel des Zuckerhuts. Einer der schönsten Orte, um den Sonnenuntergang zu erleben, ist der Ponta do Arpoador, ein ins Meer ragender Fels.
Bild: picture-alliance/C. Wallberg
Mit der Seilbahn zum Zuckerhut
In und um Rio gibt es viele lohnenswerte Ausblicke. Der vom Zuckerhut gehört ins Pflichtprogramm. Seit 1913 bringt eine Seilbahn Besucher auf den 395 Meter hohen Granitberg. Rundumsicht ist schon auf dem Weg nach oben garantiert - die Gondeln haben große Panoramafenster. Ein Aufstieg zu Fuß ist eher was für Extremsportler.
Bild: picture-alliance/ZB/D. Gammert
Rios Wahrzeichen - Cristo Redentor
Gegenüber vom Zuckerhut ragt das offizielle Wahrzeichen Rios in den Himmel - die Christus-Statue (Cristo Redentor). Gigantisch die Maße: 30 Meter hoch, Spannweite 28 Meter, Gewicht 1145 Tonnen. Schon der Weg auf den 710 Meter hohen Berg Corcovado ist beeindruckend. Der Blick vom Sockel über die Bucht von Rio phantastisch. Bis zu 4000 Besucher täglich wollen das erleben.
Bild: picture-alliance/ZB/D. Gammert
Das andere Rio - die Favelas
Über sechs Millionen Menschen leben in Rio, jeder fünfte lebt in einer "Favela". Hunderte dieser Armensiedlungen ziehen sich über Rios Hügellandschaften. Eine Welt, in die sich kaum ein Tourist hineinwagt. Es sei denn mit einer geführten Favela-Tour. Gästeführer sind die Bewohner selbst.
Bild: picture-alliance/Photoshot
Ein Land feiert - Karneval
Karneval ist der wichtigste Event des Jahres. Straßenkarneval gibt es überall. Einheimische und mitfeiernde Touristen geben sich einem kollektiven Freudentaumel hin. Den Wettstreit der Sambaschulen gibt es nur in Rio, im Sambadrom. Zwei Nächte lang treten tausende Tänzer gegeneinander an. Sie defilieren auf einer 1,7 Kilometer langen Paradestrecke - und bringen das Publikum zum Toben.
Wer schon mal in Rio ist, sollte die Gelegenheit nutzen und das Land erkunden. Ein Naturspektakel sind die Iguazú-Wasserfälle an der argentinischen Grenze. Auf einer Länge von 2,7 Kilometern stürzen 275 Wasserfälle in die Tiefe. Sie gelten als die größten Wasserfälle der Welt und stehen unter dem Schutz der UNESCO. Den besten Blick hat man von der brasilianischen Seite aus.
Bild: picture-alliance/L. Avers
Nationalpark Lençóis Maranhenses
Ein ungewöhnlicher Anblick für das tropische Brasilien: Tausende Dünen, dazwischen schimmern Süßwasserlagunen. Über 1550 Quadratkilometer erstreckt sich diese außergewöhnliche Landschaft im Norden Brasiliens, an der Küste des Bundesstaates Maranhão. Seit 1981 ist sie Nationalpark.
Bild: picture-alliance/ZB/R. Hirschberger
Urlaub im Dschungelcamp - Amazonas
Der wasserreichste Fluss der Erde, die Lebensader Brasiliens, ist der Amazonas. Er durchfließt den weltweit größten tropischen Regenwald. Wer diesen Naturraum entdecken will, sollte Zeit mitbringen. Reiseanbieter organisieren auf Wunsch fast alles, von der botanischen Exkursion über die Amazonas-Kreuzfahrt bis zum Piranha-Angeln. Übernachtet wird in Lodges oder Dschungelcamps.
Bild: picture-alliance/dpa/W. Rudhart
Belle Epoque im Dschungel - Manaus
Urwald, Fluss und Oper - das geht. In Manaus, der Hauptstadt des Bundesstaates Amazonas, findet seit 1997 jährlich ein dreiwöchiges Opernfestival statt. Dann reisen Opernfans aus der ganzen Welt an. Das Teatro Amazonas wurde 1896 erbaut, finanziert aus den Einnahmen des Kautschuk-Booms. Es ist ein faszinierendes Relikt jener Zeit als Manaus als "Paris der Tropen" weltbekannt war.
Bild: picture-alliance/dpa/W. Kumm
Kolonialarchitektur im Nordosten - Olinda
Nur wenige ausländische Touristen zieht es in den Nordosten Brasiliens. Und so ist Olinda eine Perle abseits des Massentourismus - noch. Schon im 17. Jahrhundert war Olinda ein Künstlerort und ist es noch heute. Vor allem aber ist die Stadt ein charmantes Zeitzeugnis. Die barocke Kolonialarchitektur samt ihrer 33 (!) Gotteshäuser ist seit 1982 UNESCO Welterbe.
Bild: picture-alliance/robertharding
Das Erbe Afrikas - Salvador da Bahia
Sie war die erste Hauptstadt der portugiesischen Kolonie und über Jahrhunderte der größte Sklavenhandelsplatz Brasiliens. Nirgendwo sonst im Land ist die afro-brasilianische Kultur so stark ausgeprägt wie in Salvador da Bahia. Ausgelassenheit und Lebensfreude sind hier allgegenwärtig. Typisch sind die mitreißenden Trommelrhythmen und der akrobatische Capoeira-Tanz.
Bild: picture-alliance/Bildagentur-online/AGF
Die Hauptstadt - Brasilia
Im Laufe der Geschichte hatte Brasilien drei Hauptstädte, zuerst Salvador de Bahia, dann Rio de Janeiro und seit 1960 Brasilia. Sie ist die weltweit größte Retortenstadt. Entstanden am Reißbrett in den 1950er Jahren nach Entwürfen des Architekten Oscar Niemeyer und des Stadtplaners Lúcio Costa. Inzwischen ist sie UNESCO-Weltkulturerbe. Autorin: Anne Termèche