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Risikozone Italien

Judith Hartl
25. August 2016

Immer wieder kommt es vor allem in Mittelitalien zu gewaltigen Erdbeben. Das ist kein Zufall. Denn das Land liegt in einer gefährlichen geologischen Knautsch- und Zerrzone. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten.

Infografik Karte Erdbebengebiete Italien DEU

Ist ganz Italien stark gefährdet?

Ja, grundsätzlich muss in fast ganz Italien permanent mit schweren Erdbeben gerechnet werden. Italien ist das am stärksten erdbebengefährdete Land in Europa. Besonders häufig trifft es aber die Gebiete, die um die Gebirgsketten des Apennin liegen. Dieser Gebirgszug ist 1500 Kilometer lang und durchzieht einen großen Teil des Landes, vorwiegend in Nordwest-Südost-Richtung.

 

Und was hat jetzt der Apennin mit Erdbeben zu tun?

Der Apennin, dessen höchste Gipfel - der Corno Grande - 2912 Meter hoch ist, entstand durch eine gewaltige Kollision der Afrikanischen Platte mit der Eurasischen Platte. Diese Kollision ist bis heute aktiv. Noch immer schiebt sich die Afrikanische Platte aus dem Süden unter die Eurasische Platte im Norden. Dadurch kommt es - wie an allen aktiven Plattengrenzen - zu großer Erdbebengefahr. Und als wäre das nicht genug, quetscht sich aus dem Osten auch noch die kleinere adriatische Platte dazu.

Dieses Gedrücke und Gequetsche an den Grenzen der Plattenränder führt dazu, dass sich dort mit der Zeit enorme Energie anstaut, die sich irgendwann, plötzlich durch ein Erdbeben entlädt.

Besonders chaotisch wird die plattentektonische Lage in Italien durch zusätzliche Bewegungen, die das Becken des Thyrrhenischen Meeres verursacht. Diese Kombination aus Reißen, Schieben, Drücken und Quetschen in unterschiedlichste Richtungen macht den Untergrund hier zum Pulverfass, sagen Erdbebenforscher.

 

Kann man Erdbeben noch immer nicht vorhersagen?

Nein, leider nicht. Der Untergrund, in dem sich das Plattendurcheinander abspielt, reagiert zu chaotisch. Erdbeben passieren überraschend, ohne Vorwarnung. Die Kräfte, die gegeneinander wirken, spielen sich hunderte von Kilometern im Erdinneren ab. Es gibt keine verlässlichen und regelmäßigen Ereignisse oder Abläufe, die Forscher aufzeichnen und messen und für eine zuverlässigen Prognose verwenden könnten.

Auch kleinere Erdstöße bedeuten nicht, dass ein großes Beben bald darauf folgen muss. Sie sind also kein verlässlicher Hinweis. Das einzige Instrument der Erdbebenforscher ist die Statistik. Seit Anfang des 20. Jahrhundert werden Erdbeben gemessen. Anhand der Daten lässt sich zumindest die Wahrscheinlichkeit berechnen, wann in welchen Regionen wieder ein Erdbeben auftreten könnte.


Und wie kann man sich schützen?

Vor allem durch erdbebensicheres Bauen! Es gibt verschiedene technische Möglichkeiten, um Gebäude vor dem Einstürzen zu bewahren. Für neue Bauvorhaben in Erdbebengebieten gibt es in der EU Vorschriften. Neue Gebäude sind meistens so erdbebensicher gebaut, wie technisch zurzeit möglich.

Aber es gibt auch Maßnahmen, um alte Gebäude, wie es sie in Italien sehr häufig gibt, erdbebensicherer zu machen. Zum Beispiel durch zusätzliche Wände und Stützen oder tragende Elemente, mit denen die Schwingungsenergie der Erdstöße abgeleitet werden kann.

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