Seit Tagen brennt die "Fremantle Highway" vor der niederländischen Küste. Erst stoppte Sturm einen Transport des Frachters, jetzt startete das Abschlepp-Manöver aber doch.
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Ziel ist es, die seit Tagen brennende "Fremantle Highway" mit rund 3800 Autos an Bord von ihrem jetzigen gefährlichen Liegeplatz wegzuschleppen und zwar nach Osten vor die Wattenmeerinsel Schiermonnikoog.
Der Frachter lag in den vergangenen vier Tagen genau zwischen den Fahrrouten von und nach Deutschland, die sehr stark befahren sind - man kann das vergleichen mit einem brennenden LKW, der mit Öl beladen ist und der zwischen zwei Autobahnen feststeckt. Noch am Sonntag Mittag hieß es von der zuständigen Behörde in Den Haag, der Wind sei zu stark, um das Schiff an eine sichere Stelle zu befördern, am Abend gab es dann aber doch grünes Licht für die Abschlepp-Aktion.
Halten die Schiffswände der Hitze stand?
Der seit Mittwoch wütende Brand auf dem Frachter war zwar schwächer geworden. Doch die Gefahr, dass die Stahlwände der Hitze nicht mehr standhalten, bleibt hoch. Bei Rissen oder sogar einem Auseinanderbrechen und Kentern droht eine Ölpest - das wäre eine Katastrophe für die Nordsee, für das besonders geschützte Wattenmeer mit seinen Vogelgebieten und natürlich auch für die Inselbewohner.
Bisher kann das Feuer nicht gezielt gelöscht werden. Grund: Löschwasser könnte das Schiff zum Kentern bringen. Das Schiff sei bisher stabil, hieß es von der Behörde. Trotz der ungeheuren Hitze durch den Brand tief im Bauch des Schiffes auf den Autodecks hätten die Stahlwände auch unter der Wasserlinie standgehalten. Experten überwachen ständig die Stabilität des Schiffes. Auch ein Spezialschiff zur Räumung von Öl liegt parat beim Frachter.
Der neue Ankerplatz vor Schiermonnikoog soll sicherer sein, erklärte die Behörde. Er sei weiter entfernt vom Schiffsverkehr und windgeschützter. Dort solle der Frachter so lange bleiben, bis er in einen Hafen geschleppt werden kann. Noch ist nicht bekannt, welcher Hafen das sein könnte.
Auf den Inseln macht man sich Sorgen. Der Transport des brennenden Schiffes ist riskant, räumte auch der Minister für Infrastruktur und Wasserverwaltung, Mark Harbers, ein. "Der Ausgangspunkt ist, dass die Situation auf dem Schiff es zulässt, und dass Schäden für Mensch und Umgebung so weit wie möglich begrenzt werden."
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500 E-Autos sind an Bord
Die unter der Flagge Panamas fahrende "Fremantle Highway" war in der Nacht zum Mittwoch auf dem Weg von Bremerhaven nach Singapur, als das Feuer ausbrach - auf der Höhe der Insel Ameland. Bei der Evakuierung der Besatzung starb ein Mensch. Brandherd war möglicherweise die Batterie eines elektrischen Autos. Insgesamt sollen rund 3800 Autos an Bord sein.
Bestätigt ist das bisher nicht. Klar ist aber: Das Schiff hatte weitaus mehr E-Autos geladen als zuvor gemeldet worden war, nämlich 500 statt 25. Das Löschen der Akkus brennender E-Autos sei aufwendig, sagte Frank Hachemer, Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV), den Zeitungen der Mediengruppe Bayern. Man brauche viel mehr Wasser. "Für uns als Feuerwehr ist es zudem schwierig, an den Akku heranzukommen und ihn gezielt zu kühlen."
haz/as (dpa, afp)
Brennender Frachter: Umweltkatastrophe befürchtet
Noch immer brennt die "Fremantle Highway" vor der niederländischen Küste. Rettungskräfte versuchen, das Sinken des Frachters zu verhindern - und damit eine Umweltkatastrophe. Doch die Löscharbeiten verlaufen schwierig.
Ein Boot der niederländischen Küstenwache nähert sich dem brennenden Autofrachter "Fremantle Highway". Das Schiff war bereits in der Nacht zu Mittwoch knapp 27 Kilometer vor der niederländischen Insel Ameland in Brand geraten. Doch die Eindämmung der Flammen auf dem 200 Meter langem Schiff verläuft schleppend, die Küstenwache geht davon aus, dass der Frachter noch einige Tage brennen wird.
Bild: JAN SPOELSTRA/ANP/AFP
Schwierige Löscharbeiten
Löschboote kühlen das Schiff von beiden Seiten. Das Feuer kann zur Zeit nicht direkt gelöscht werden, weil die Rettungskräfte nicht an das Feuer herankommen. Ein Flugzeug der Küstenwache soll nun Aufnahmen aus der Luft machen und kontrollieren, ob die Temperatur gesunken ist. Erst wenn dies der Fall ist, können Spezialkräfte an Bord.
Bild: Flying Focus/ANP/AFP
Bereit zum Abflug
Am Flughafen Rotterdam machen sich Rettungskräfte für ihren Einsatz an der "Fremantle Highway" bereit. Der Frachter habe 3783 Autos geladen, sagte ein Sprecher der japanischen Reederei Kawasaki Kisen Kaisha am Donnerstag. Darunter befänden auch auch E-Autos, deren Lithium-Batterien die Löscharbeiten verkomplizieren. Die niederländische Küstenwache hatte zuvor von knapp 3000 Autos gesprochen.
Bild: MARCO VAN DER CAAIJ/ANP/AFP/Getty Images
Gefahr fürs Wattenmeer
Zu viel Wasser von den Löscharbeiten könnte den Frachter zudem zum Kentern bringen. Zur Zeit liege er aber stabil, teilte die Küstenwache am Donnerstag mit. Sollte die "Fremantle Highway" sinken, würden Treibstoff, Öl und natürlich die geladenen Autos ins Wasser gelangen - eine großflächige Verschmutzung des Wattenmeeres droht.
Bild: Netherlands Coastguards/AFP
Männer sprangen 30 Meter in die Tiefe
Ein verletztes Crewmitglied der "Fremantle Highway" wird in Lauwersoog an Land gebracht. Die 23 Besatzungsmitglieder mussten den Frachter Hals über Kopf verlassen, mehrere von ihnen sprangen aus 30 Meter Höhe von Bord. Ein Mensch kam ums Leben, die Übrigen wurden nach niederländischen Angaben leicht verletzt per Hubschrauber in Sicherheit gebracht.
Bild: PERSBUREAU METER/ANP/AFP
Umweltkatastrophe befürchtet
Das in Panama registrierte Schiff war mit vollen Treibstofftanks in Bremerhaven ausgelaufen. 1600 Tonnen Schweröl und 200 Tonnen Diesel drohen in die Nordsee zu gelangen - bisher ist nach Angaben der Behörden kein Öl aus dem brennenden Frachter geströmt. Umweltschutzorganisationen befürchten eine Umweltkatastrophe, sollte die "Fremantle Highway" sinken.
Ein Spaziergänger am Strand von Ameland blickt mit einem Fernrohr in Richtung des brennenden Frachters. Die Gefahr einer Ölpest für die Wattenmeer-Inseln ist nach Einschätzung der niederländischen Regierung gering: Ausströmender Treibstoff würde sich Richtung Norden in der offenen See verteilen, teilte der zuständige Minister für Infrastruktur und Wasserverwaltung, Mark Harbers, am Donnerstag mit.
Bild: Jan Spoelstra/ANP/picture alliance
Wasser Marsch!
Das deutsche Havariekommando unterstützt den Einsatz: Der von Helgoland gestartete Notfallschlepper "Nordic" spritzt am Mittwoch Löschwasser auf die "Fremantle Highway". Am Donnerstag bot die Bundesregierung weitere Hilfe an: "Deutschland wird alles zur Verfügung stellen, was helfen kann", sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke. Der einzigartige Nationalpark Wattenmeer sei ernsthaft in Gefahr.