1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Wieler: "Durchhalten, dann entspannt Ostern feiern!"

8. Februar 2022

Die Corona-Infektionszahlen in Deutschland sind hoch, dennoch macht Gesundheitsminister Karl Lauterbach Hoffnung. Und der Präsident des Robert-Koch-Instituts prognostiziert entspannte Feiertage.

Deutschland | Bundespressekonferenz PK zur Corona Lage | Karl Lauterbach und Lothar Wieler
RKI-Chef Wieler (li.) und Gesundheitsminister Lauterbach informieren bei einer PressekonferenzBild: Frank Ossenbrink/imago images

Täglich werden die Deutschen im Pandemie-Februar 2022 mit neuen Rekordzahlen geweckt: Die Infektionen mit der vergleichsweise milden Omikron-Variante des Corona-Virus erreichen schwindelerregende Höhen. Am Dienstag meldeten die Behörden, dass sich in den vergangenen 24 Stunden rund 170.000 Menschen neu mit dem Virus angesteckt haben. Und dennoch zeigten sich Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach  und Lothar Wieler, der Präsident des Robert-Koch-Instituts, der obersten Infektionsschutzbehörde Deutschlands, vorsichtig optimistisch.

"Bleiben wir ruhig und aufmerksam"

Beide waren in die Bundespressekonferenz in Berlin gekommen, und Wieler machte den Menschen mit diesem Satz Hoffnung: "In wenigen Wochen haben wir die Omikron-Welle überstanden. Bleiben wir ruhig und achtsam und aufmerksam. Dann können wir uns entspannt auf Ostern freuen."

Lauterbach ergänzte, den Höhepunkt der Infektionszahlen erwarte er schon Mitte Februar, vielleicht etwas später: "Wir haben nach wie vor steigende Fallzahlen. Wir haben auch eine Hospitalisierungsrate, mit der wir nicht wirklich zufrieden sein können." Gemeint ist die Anzahl der Menschen, die wegen einer Corona-Infektion ins Krankenhaus müssen.

Gefahr für Nicht-Geimpfte und Vorerkrankte

Vor allem für nicht-geimpfte Menschen über 60 Jahre und Vorerkrankte stelle die Omikron-Variante aber durchaus eine Gefahr dar, auch wenn die Krankenhäuser im Moment mit der Situation noch nicht überfordert seien. Lauterbach wies darauf hin, dass bei den älteren Menschen in Deutschland die Impflücke drei- bis viermal so hoch sei wie in anderen Ländern, etwa in Dänemark. Am Dienstag waren in Deutschland 74,5 Prozent der Menschen vollständig  gegen Corona geimpft, in Dänemark sind es 81,5 Prozent. Nach wie vor ist die Impfquote allgemein in Deutschland nicht so hoch wie in vielen anderen Ländern.

"Lothar Wieler hat mein volles Vertrauen!" Lothar Wieler und Karl Lauterbach am Dienstag in Berlin. Bild: Frank Ossenbrink/imago images

Lauterbach: Beschränkungen weiter beachten

Trotzdem: So langsam gebe es auch in Deutschland Licht am Ende des Tunnels, so Lauterbach und Wieler. Aber nur, wenn die bestehenden Beschränkungen, also etwa der Restaurant-Besuch nur für Genesene, Zwei-Mal-Geimpfte mit aktuellem Test oder für Dreifach-Geimpfte, weiter gelten. Und wenn die bestehenden Kontaktbeschränkungen, das Tragen von Masken und die Abstandsregeln weiter beachtet werden. Für wenige Wochen noch. Und deshalb ist Lauterbach ganz und gar dagegen, jetzt bereits über mögliche Lockerungen zu sprechen, wie das etwa Bayerns Ministerpräsident Markus Söder getan hatte.

Streit zwischen Söder und Lauterbach bei der Impfpflicht

Söder hatte außerdem verkündet, die für Mitte März geplante bundesweite Impfpflicht für Mitarbeiter im Gesundheitswesen so nicht umzusetzen. Zu viele Pfleger etwa seien nicht geimpft, argumentierte Söder, es könne also bei einer Impfpflicht zu Engpässen kommen. Lauterbach hielt dagegen: "Wir verlangen seit vielen Monaten von dem Menschen Einschränkungen, die in ihre Grundfreiheiten eingreifen. Wir schließen Diskotheken und Clubs. Wir regulieren den Zugang zu den Restaurants. Und jetzt macht es den Eindruck, als wenn das für einige Ministerpräsidenten nicht gelten würde." Und speziell zur Debatte um die berufsbezogene Impfpflicht richtete Lauterbach diese Frage an die Adresse Söders: "Der Protest gegen die Einrichtungs-bezogene Impfpflicht auf der Straße ist wichtiger als der Schutz der Menschen, die hilflos auf eine gute Versorgung warten?" Das könne er so nicht akzeptieren. Gleichwohl weiß auch Lauterbach, dass er an dieser Stelle nur an die Kolleginnen und Kollegen in den Ländern appellieren kann. Die Umsetzung der Impfpflicht ist und bleibt Ländersache.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) will die Pflicht zur Impfung für Mitarbeiter im Gesundheitswesen zunächst nicht umsetzen.Bild: Frank Hoermann/SVEN SIMON/picture alliance

Lauterbach: "Wieler hat mein Vertrauen"

Und dann ging es in der Pressekonferenz nochmal ganz speziell um Lothar Wieler. Der hatte Mitte Januar urplötzlich verkündet, dass der Genesenen-Status nur noch für drei statt wie bislang für sechs Monate gilt. Nicht unwichtig für Menschen, die etwa Restaurants besuchen wollen. Schlecht kommuniziert worden sei das, wenn auch in der Sache nachvollziehbar, sagte etwa der Bundestagsabgeordnete der FDP, Bijan Djir-Sarai. "Des Vertrauens der FDP kann sich Herr Wieler nicht mehr sicher sein", so Djir-Sarai im Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Keine unwichtige Stimme - die FDP ist immerhin eine der drei Regierungsparteien in Berlin. Djir-Sarai hat zudem gute Chancen, im April zum neuen FDP-Generalsekretär gewählt zu werden.

Schützt die Impfung gegen Omikron?

07:26

This browser does not support the video element.

Dennoch sprach Lauterbach Wieler das volle Vertrauen aus, und Wieler selbst nahm die Kritik mit Humor: "Ich habe heute Geburtstag, ich habe das Glück, mit Ihnen hier meinen 61.Geburtstag zu feiern. Was kann es denn Angenehmeres geben? Wir sind uns doch so sehr ans Herz gewachsen." Tatsächlich ist es Sache des Gesundheitsministers, Wieler im Amt zu halten oder nicht. Lauterbach machte am Dienstag nicht den Eindruck, dass er nicht an Wieler festhalten wolle. 

Derweil startete an diesem Dienstag in Deutschland das Impfen in Apotheken. Nach Angaben der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände sind zunächst nur rund 500 von insgesamt 18.500 Apotheken daran beteiligt. Nach Ansicht von Ulrich Weigeldt, dem Bundesvorsitzenden des Deutschen Hausärzteverbandes, ist die Aktion nicht zielführend. "Aktuell gibt es keinen Mangel an Impfmöglichkeiten", sagte der Mediziner, "sondern vielmehr ein Überangebot."