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"Wir dürfen nicht in Grenzen denken"

Sabrina Pabst9. Oktober 2014

Das Ebola-Virus breitet sich aus. Um die Epidemie in den Griff zu bekommen, sei eine internationale Kooperation von Hilfsorganisationen nötig, meint Manuela Roßbach von der "Aktion Deutschland hilft".

Neben einem Taxis steht ein kleines Kind, dass eine von zwei Krankenschwestern anspricht, die in einem Behelfsschutzanzug gekleidet sind. (Foto:I.S.A.R. GERMANY)
Bild: I.S.A.R. GERMANY

Deutsche Welle: Das Ebola-Virus breitet sich in Afrika immer weiter aus. In Europa hat sich eine Krankenschwester mit dem Virus infiziert. Wie wirken sich diese Nachrichten auf die Spendenbereitschaft der Bevölkerung aus?

Manuela Roßbach: Ebola ist eine besondere Katastrophe. Die Viruserkrankung ist nicht sichtbar und weit entfernt, aber sie ist eine Gefahr. Eine solche Epidemie, das haben wir bei der Vogelgrippe oder der Schweinegrippe gesehen, kann irgendwann die ganze Welt in Atem versetzen. Die Informationen über Ebola gehen in der Berichterstattung neben Nachrichten über den "Islamischen Staat" oder andere Gräueltaten in der Welt zwar nicht unter - aber die Bilder dieser unsäglichen Gewalt, die aus dem Nordirak gezeigt werden, erreichen und erschrecken die Zuschauer emotional mehr. Auch bei Naturkatastrophen wird das Leid innerhalb kürzester Zeit deutlich. Wenn Spender sich von der Not betroffen fühlen, dann spenden sie auch viel. Aber wenn die Medien zwar informieren, aber wir nicht offensiv werben, erreicht das die Bevölkerung nicht. Infolgedessen haben wir eine geringe Spendenbereitschaft.

Warum waren Sie bisher so zurückhaltend und haben mit Ihrem Spendenaufruf bis zur vorigen Woche gezögert?

Spender möchten gerne wissen, was mit ihrem Geld passiert. Nach Naturkatastrophen werden Häuser aufgebaut oder Mensch wieder gesund. Ebola ist noch sehr ungewohnt für unsere Spender. Sie haben zwar schon gehört, dass Menschen in Afrika und in Europa geheilt aus Krankenhäusern entlassen wurden. Es sind aber noch nicht so viele, die Hoffnung geben. Andererseits hören sie in den Medien, dass Kranke - auch solche, die in westlichen Ländern behandelt werden konnten - gestorben sind.

Roßbach: "Wir müssen uns um die Kinder kümmern, deren Eltern in Quarantäne sind"Bild: Aktion Deutschland hilft

Wichtig ist für uns immer, dass die Regierungen der betroffenen Länder, in denen wir tätig werden, auch unsere Hilfe wünschen. Der Aufruf der liberianischen Präsidentin war für uns der Startschuss.

Wie helfen Ihre Spendengelder den Menschen vor Ort?

Wir haben bisher 150.000 Euro gesammelt. Wir haben am Anfang sehr stark mit Aufklärungsarbeit über Ebola vor Ort geholfen. Was wir verstärkt kaufen wollen, sind Einmalhandschuhe und Plastikanzüge, die gebraucht werden, wenn die Helfer direkt mit Ebola-Patienten arbeiten. Dann hat die Organisation Action Medeor zusammen mit International Search and Rescue (ISAR) in Liberia eine mobile Quarantänestation mit 44 Betten aufgestellt. Die kostete ungefähr 500.000 Euro. Es ist wichtig, dass eine regelmäßige Betreuung erfolgt: Die Patienten erbrechen oft und haben Durchfall. Mit wenig Personal können sie also nicht richtig versorgt werden. Wir benötigen auch viele hygienische Utensilien und Chemikalien, damit die hochinfektiösen ausgeschiedenen Körperflüssigkeiten verbrannt werden können. Wir brauchen sehr viele Helfer. Und auch die Nahrungsmittelknappheit wächst.

Haben Sie denn genügend Mitarbeiter für den Transport und die Pflege von Kranken?

Unsere Organisationen werden die Materialien, die derzeit in einem hohen Verbrauch sind, hier kaufen und dann nach Afrika bringen. Vor Ort haben wir Partner und lokale Mitarbeiter, die den Hilfsgütertransport übernehmen werden. Es gab zwischendurch in einigen Ländern Personalmangel auf den Quarantänestationen. Die liberianische Ministerin hat jetzt angekündigt, mehr Gehalt zu zahlen, um die Arbeit auf den Stationen attraktiver zu machen.

Helfer von ISAR und Action Medeor errichten eine Quarantänestation in Monrovia, LiberiaBild: I.S.A.R. GERMANY

Ganz wesentlich ist, dass wir uns um die Kinder kümmern, deren Eltern auf den Stationen liegen oder bereits verstorben sind. Diese Kinder können zum Teil nicht von den Verwandten versorgt werden und wissen nicht, wohin sie gehen können.

Die "Aktion Deutschland hilft" ist ein Bündnis von 13 Organisationen. Glauben Sie, dass eine internationale Koordination besser helfen würde?

Wir müssen uns international organisieren. Wenn sich Ebola ausbreitet und nicht eingedämmt wird, wird es auch uns erreichen. Deshalb dürfen wir nicht in Grenzen denken. In Zukunft müssen wir auch in die Gesundheitssysteme investieren, damit die betroffenen Länder schneller reagieren können. Organisationen, die medizinisch eine hohe Kompetenz haben und die sich darauf spezialisiert haben, Nahrungsmittelhilfe zu leisten, sind bei Ebola ganz stark gefragt.

Manuela Roßbach ist Geschäftsführerin von "Aktion Deutschland hilft". Das Bündnis von derzeit 13 deutschen Hilfsorganisationen leistet bei großen Katastrophen und Notsituationen im Ausland gemeinsam schnelle Hilfe.

Das Gespräch führte Sabrina Pabst.

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