Robert Lewandowski verletzte sich kurz vor der coronabedingten Fußball-Pause: Seine Torjägerkrone schien in Gefahr. Und nun, zwei Monate später? Der FC Bayern-Profi ist fitter denn je und trifft beim Bundesliga-Neustart.
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Mit verzögertem Anlauf tritt Robert Lewandowski an und schiebt den Ball dann locker halb rechts unten ins Netz. Union-Torwart Rafal Gikiewicz ist in dem Moment auf dem falschen Fuß und kann so den vermeintlich leicht haltbaren Elfmeter nicht abwehren. So verwandelt nur einer einen Strafstoß, der viel Selbstbewusstsein hat. Und Lewandowski ist sehr selbstbewusst. Alle vier bisherigen Elfmeter in dieser Saison hat er erfolgreich verwandelt und diesen nutzt er in der 40. Minute zur Führung beim 2:0-(1:0)Erfolg des FC Bayern München auswärts bei Union Berlin.
Dass er bei dieser Spielansetzung überhaupt dabei ist, hat er der Corona-Pandemie zu verdanken. Denn am 25. Februar erlitt der 31-Jährige im Champions-League-Spiel beim FC Chelsea einen Anbruch der Schienbeinkante am linken Kniegelenk. Am nächsten Tag gab der FC Bayern bekannt, dass Lewandowskis Bein zehn Tage mit Gips ruhig gestellt werden müsse und die Ausfallzeit des besten Torjägers der Bundesliga rund vier Wochen betrage. Zwei Bundesliga- und ein DFB-Pokalspiel später zwang die Corona-Krise den nationalen und internationalen Fußball zu einer Zwangspause.
Lewandowski: Nervenstarker Elfmeterschütze
Nun steht der wiedergenesene Lewandowski gegen Union wieder in der Startelf und hat gerade mal drei Pflichtspiele verpasst. Zwar gelingt es dem Polen aufgrund der sehr disziplinierten Union-Abwehr nicht, aus dem Spiel heraus ein Tor zu erzielen - selbst bei dem wegen Abseits aberkannten Tores der Bayern in der 18. Minute ist er nicht beteiligt. Jedoch kann sich Lewandowski auf seine Teamkollegen verlassen, diesmal in Person von Leon Goretzka, der einen Elfmeter für den deutschen Rekordmeister herausholt. Und wer darf vom Punkt schießen? Natürlich Bayerns Torschützenkönig. Nachdem der Ball im Netz trudelt, beschränkt sich der Jubel mit der Mannschaft - wie es das Hygienekonzept der Deutschen Fußballliga empfiehlt - auf ein Abklatschen mit den Ellbogen.
Es ist sein 26. Bundesliga-Saisontor im 26. Spiel. Sein eigener Rekord liegt bei 30, die gelangen ihm in der Saison 2015/2016. Vier Tore fehlen dem polnischen Nationalspieler also noch, um seinen eigenen Rekord einzustellen. Bei noch acht ausstehenden Ligapartien sollte das keine große Schwierigkeit für ihn sein. Dass er jedoch noch die Bundesliga-Tor-Bestmarke von Gerd Müller mit 40 Toren aus der Saison 1971/72 knackt, scheint dagegen doch ziemlich unwahrscheinlich. Immerhin, wettbewerbsübergreifend war das Tor in Berlin Lewandowskis 40. Das ist schon beeindruckend genug zu diesem Zeitpunkt der Saison.
Lewandowski: Der Angreifer im Angriff-Modus
"Ich fühle mich besser als je zuvor, weil ich in den zwei Monaten noch spezifischer als sonst an meiner körperlichen Fitness arbeiten konnte", sagte Lewandowski kürzlich bei einer virtuellen Pressekonferenz. Anstatt einer individuellen Zwangspause zum vermeintlich wichtigsten Saisonzeitpunkt, bei dem er wettbewerbsübergreifend viele Spiele verpasst hätte, konnte der Stürmer nun in aller Ruhe seine Verletzung auskurieren und konnte sogar neue Kräfte sammeln, um beim letzten Saisondrittel voll anzugreifen. Lewandowski kann der Corona-Krise sicherlich etwas Positives abgewinnen.
Die Top-Torjäger der Bundesliga
Tore sind das Wichtigste im Fußball. Stürmer, die oft ins gegnerische Tor treffen, genießen bei den Fans Heldenstatus. Die Bundesliga hat viele große Torjäger erlebt - diese zehn waren am erfolgreichsten.
Bild: Icon Sport/Getty Images
10. Klaus Allofs - 177 Tore
Als Klaus Allofs 1981 aus Düsseldorf zum 1. FC Köln wechselt, bedeutet seine Ablösesumme von 2,25 Millionen Mark (1,15 Millionen Euro) einen Bundesliga-Rekord. Allofs erzielt für die Fortuna, den FC und später für Werder Bremen insgesamt 177 Bundesliga-Tore. In Bremen spielt er am Ende seiner Karriere, nachdem er zuvor einige Jahre in Frankreich war.
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9. Dieter Müller - 177 Tore
Dieter Müller hält bis heute einen Bundesliga-Rekord: Am 17. August 1977 erzielt er beim 7:2-Sieg des 1. FC Köln gegen Werder Bremen sechs Tore. Außer für den FC, ist Müller auch für Offenbach, Stuttgart und Saarbrücken in der Bundesliga aktiv. Zwischen 1977 und 1986 macht Müller insgesamt 303 Bundesliga-Spiele. Für seine 177 Tore benötigt er damit 121 Spiele weniger als Klaus Allofs.
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8. Stefan Kuntz - 179 Tore
Bochum, Uerdingen, Kaiserslautern, noch einmal Bochum und schließlich Bielefeld - Stefan Kuntz spielt nie für einen der großen Bundesliga-Klubs. Trotzdem ist der gelernte Polizist zweimal Torschützenkönig: 1986 in Bochum, 1994 in Diensten des FCK noch einmal. Mit Kaiserslautern feiert Kuntz auch seine größten Erfolge: DFB-Pokalsieg 1990 und Meisterschaft 1991.
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7. Ulf Kirsten - 181 Tore
"Der Schwatte", wie er genannt wird, ist schon bei Dynamo Dresden in der DDR-Oberliga ein gefährlicher Torjäger. 1990 wechselt Kirsten zu Bayer 04 Leverkusen. Er hält der Werkself bis zum Karriereende im Jahr 2003 die Treue und läuft insgesamt 350 Mal für Leverkusen in der Bundesliga auf. Kirsten gewinnt dreimal die Torjäger-Kanone der Liga.
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6. Claudio Pizarro - 197 Tore
1999 kommt der Peruaner als 20-Jähriger zu Werder Bremen. Mit Ausnahme eines kurzen Intermezzos beim FC Chelsea bleibt "Pizza" der Bundesliga anschließend treu. Zweimal wechselt er von Bremen zum FC Bayern (2001 und 2012). Nach einer Saison in Köln schließt sich der damals 40-Jährige 2019 zum insgesamt fünften Mal dem SV Werder an, wo seine Karriere im Sommer 2020 endet.
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5. Manfred Burgsmüller - 213 Tore
Zwischen 1967 und 1990 beschäftigt das Schlitzohr "Manni" Burgsmüller die gegnerischen Verteidiger mit seinen Dribblings. Er spielt für Essen, Dortmund, Nürnberg und Bremen in der Bundesliga und ist mit 135 Toren Rekordschütze des BVB. Nach seiner Fußball-Karriere ist Burgsmüller sechs Jahre lang Kicker des American-Football-Teams Rhein Fire. Im Mai 2019 stirbt er im Alter von 69 Jahren.
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4. Jupp Heynckes - 220 Tore
Bevor Heynckes als Trainer große Erfolge feiert, ist er einer der besten deutschen Stürmer. Vierzehn Jahre lang spielt er in der Bundesliga für Borussia Mönchengladbach (1965-1967 und 1970-1978) und Hannover 96 (1967-1970). Heynckes ist mit 195 Toren der Rekordschütze der Mönchengladbacher. Hier erlebt er als Teil der "Fohlen-Elf" seine erfolgreichste Zeit und wird viermal deutscher Meister.
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3. Klaus Fischer - 268 Tore
Fast 40 Jahre lang ist er die Nummer zwei der Bundesliga-Torjäger hinter Gerd Müller. Dann kommt Robert Lewandowski, der für 268 Treffer 190 Spiele weniger benötigt. Am häufigsten trifft Fischer für Schalke 04 (182). Außerdem ist er für 1860 München, den 1. FC Köln und den VfL Bochum aktiv. Fischers Bundesliga-Karriere dauert 20 Jahre (1968 - 1988). Er steht insgesamt 535 Mal auf dem Platz.
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2. Robert Lewandowski - 312 Tore
Meisterschaften, DFB-Pokale, die Champions League und die Auszeichnung zum Weltfußballer - der Pole gewinnt alles und wird zur Institution in der Bundesliga. 2010 wechselt er von Lech Posen zu Borussia Dortmund. Von 2014 bis 2022 trifft er für die Bayern und bricht bis zu seinem Wechsel nach Barcelona Rekorde, zum Beispiel in der Spielzeit 2020/21 mit 41 Saisontoren - eins mehr als Gerd Müller.
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1. Gerd Müller - 365 Tore
Der Torrekord des "Bombers" ist und bleibt unerreichbar. Zwischen 1965 und 1979 läuft Müller in der Bundesliga ausschließlich für die Bayern auf. Der Stürmer, der aus jeder Lage ein Tor machen kann, wird viermal Meister und siebenmal Torschützenkönig. In fünf Spielzeiten schießt er mehr Tore, als er Spiele absolviert. Müller erkrankt im Alter an Alzheimer und stirbt im August 2021.