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Glaube

Robert Schuman – Für ein geeintes Europa

17. April 2019

Europawahl Schicksalswahl? Pater Eberhard von Gemmingen von der katholischen Kirche stellt mit Robert Schuman einen im christlichen Glauben verwurzelten Vater der europäischen Einigung vor.

Frankreich Geschichte Außenminister Robert Schuman in Paris Schuman-Plan
Robert Schuman in seiner Zeit als französischer Außenminister 1950 in London.Bild: Getty Images/AFP

Mit vollstem Recht kann man den französischen Politiker Robert Schuman einen der ersten Väter Europas nennen. Sein Engagement war ganz wesentlich geprägt vom ganz persönlichen katholischen Glauben.

Zu Recht wird er auch Halb-Franzose und Halb-Deutscher genannt, denn er wurde 1886 in einem Stadtteil von Luxemburg geboren, das damals zu Deutschland gehört. So war er zunächst deutscher Staatsbürger und sprach Deutsch. Er studierte Jura, wurde in Berlin summa cum laude zum Doktor promoviert. Dann dachte er eine Zeit darüber nach, Priester zu werden, entschied sich aber, als christlicher Laie die Welt mitzugestalten. Er heiratete nie und lebte ehelos.

Für eine europäische Föderation

Nach dem ersten Weltkrieg kam seine Heimat Luxemburg zu Frankreich. Schuman war nun Franzose und arbeitete als Anwalt in Metz. 1919 in die Pariser Nationalversammlung gewählt wurde er Vorsitzender des Ausschusses für Elsass-Lothringen. Im Zweiten Weltkrieg beteiligte er sich an der Résistance gegen die deutsche Besatzung. 1941 von der Gestapo verhaftet, gelang ihm nach einem Jahr die Flucht. Bis zum Kriegsende hielt er sich in einem Kloster versteckt. Nach dem Krieg saß er wieder im französischen Parlament und wurde 1947 Finanzminister und von 1948 bis 1952 Außenminister.

1950 veröffentlichte er seine historisch gewordene Erklärung für die Neukonstruktion Europas, die mit einer Montanunion beginnen sollte. Sein Ziel war eine europäische Föderation. Schuman zog pausenlos mit Vorträgen und Gesprächen durch Europa, um für ein geeintes Europa zu werben, das schließlich mit den Römischen Verträgen 1957 begann Wirklichkeit zu werden. 1958 wurde Robert Schumann zum ersten Präsidenten des Europäischen Parlamentes gewählt und verstarb 1963 in der Nähe von Metz.

Schumans Engagement in der Politik und für ein geeintes Europa ist nicht zu trennen von seinem katholischen Glauben. Denn bereits 1904 trat er in Bonn der katholischen Studentenverbindung Unitas-Salia bei, deren Wahlspruch „In necessariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus caritas“ lautet: „Im notwendigen Einheit, im Zweifel Freiheit, in allem aber Nächstenliebe“. Ziel der Verbindung ist, die studentische Jugend mit dem Gedanken des christlichen Dienens und der katholischen Soziallehre vertraut zu machen. Stärker als andere katholische Studentenverbände ist Unitas am geistlich-religiösen Leben ihrer Mitglieder interessiert. Robert Schuman steht in der Tradition des Verbands und hat von ihm wesentliche Anregungen empfangen.

Bild: picture-alliance/dpa/K.J. Hildenbrand

Christus, die Seele Europas

1912 hält er zwei Vorträge vor dem lothringischen Caritasverband. Themen sind die „Erziehung der verwahrlosten Jugend nach der Gesetzgebung von Elsass-Lothringen“ und „Öffentliche Einrichtungen für die verwahrloste oder straffällig gewordene Jugend“. Schuman ist mitverantwortlich für die Vorbereitung und die Organisation des Katholikentags in Metz 1913. Er profiliert sich als verlässlicher kirchlicher Mitarbeiter und wird vom Bischof zum Vorsitzenden der katholischen Jugendverbände im Bistum Metz ernannt. Seine Begeisterung für den heiligen Benedikt von Nursia und dessen Leitspruch „Ora et labora“ bilden den Maßstab für Schumans geistliches und weltliches Leben. Seine Bindung an das Benediktinische beruht auf den Einkehrtagen in Maria Laach unter der Leitung des späteren Abtes Ildefons Herwegen. In Maria Laach lernt er 1913 die aufkeimende Liturgische Bewegung kennen. Dort begegnet er auch dem späteren deutschen Reichskanzler Heinrich Brüning. Im Vatikan läuft ein Seligsprechungsprozess für ihn.

Die Botschaft von Robert Schuman heute wäre vielleicht: Wenn Europa nur eine Wirtschafts- und Sicherheitsgemeinschaft ist, fehlt ihm die Seele. Diese Seele aber kann nur Jesus Christus sein, denn er ist die wichtigste Quelle der europäischen Humanität.

 

Bild: picture-alliance/dpa

Pater Eberhard von Gemmingen SJ ist 1936 in Bad Rappenau geboren. Nachdem er 1957 in den Jesuitenorden eingetreten ist, studierte er 1959 Philosophie in Pullach bei München und Theologie in Innsbruck und Tübingen. 1968 erfolgte seine Priesterweihe. Pater Eberhard von Gemmingen SJ war Mitglied der ökumenischen Laienbewegung action 365, bischöflicher Beauftragter beim ZDF und Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan. Seit 2010 ist er Fundraiser der deutschen Jesuiten.

 

Redaktionelle Verantwortung: Martin Korden, Katholischer Hörfunkbeauftragter, und Alfred Herrmann