"Größte Innovation seit der Dampfmaschine"
18. November 2018"Das Spiel ist noch nicht verloren", sagt Volkswagen-Chef Herbert Diess. Auch wenn die US-amerikanischen Hightech-Konzerne einen Entwicklungsvorsprung von etwa ein bis zwei Jahren hätten, sei man entschlossen aufzuholen. Allerdings hänge dabei viel von der staatlichen Regulierung ab, sagte Diess der Zeitung "Welt am Sonntag".
Im selben Blatt betonte Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche ebenfalls die Rolle der Politik: "Was wir nicht wollen, ist eine Regulierung, die der Industrie völlig freie Hand lässt, die einfach alles durchwinkt." Sonst zerstöre man bei den Menschen das Vertrauen in die neue Technologie. "Wenn wir zu forsch vorgehen, werden wir scheitern", sagte Zetsche bei einer von der "Welt" organisierten Gesprächsrunde, an der auch Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier teilnahm.
"Vielleicht später als wir dachten"
Der CDU-Politiker erwartet autonome Autos noch nicht so bald auf der Straße. Er sei aber "sicher, dass das komplett fahrerlose Fahren kommt. Vielleicht etwas später, als wir vor zwei, drei Jahren dachten", sagte Altmaier. Deutsche Firmen könnten dabei eine führende Rolle spielen. "Die deutsche Automobilindustrie ist absolut stark darin, hochwertige Fahrzeuge zu entwickeln, zu bauen und zu verkaufen. Dieses Wissen kann den einen oder anderen Rückstand ausgleichen, den wir bei der Entwicklung von digitalen Plattformen haben."
Der Umbruch in der Verkehrstechnologie kann nach Ansicht des Ministers gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Es sei klar, dass man für den letzten Schritt vom hochautomatisierten zum autonomen Fahren vor allem die Entwicklung und den Einsatz künstlicher Intelligenz benötige - und das werde "alles verändern, das gesamte Umfeld von Fahrzeugen und den Autofahrern". Künstliche Intelligenz, sagte Altmaier, "bei Autos, aber nicht nur dort, ist die größte Innovation seit Erfindung der Dampfmaschine".
Daimler-Boss Zetsche sagte voraus, die fahrerlosen Fahrzeuge würden sich zunächst auf Autobahnen, bei Lastwagen und anderen Nutzfahrzeugen durchsetzen. "Dann kommen die Robotaxis, die bei Bedarf bestellt werden können und schon keinen menschlichen Fahrer mehr haben." Die Technik müsse absolut verlässlich sein und die Zahl der Verkehrstoten drastisch senken. Derzeit würden pro Jahr auf den Straßen 3200 Menschen sterben. Zetsche sagte, auch 320 Tote mit autonom fahrenden Autos wären noch eine Katastrophe. "Die Roboterautos müssen 100- bis 1000-mal besser sein als der Mensch. Und da wird es dann technisch richtig kompliziert."
rb/se (dpa, rtr, WamS)