Roger Federer im Finale von Wimbledon
12. Juli 2019Roger Federer trägt keine weiße Strickjacke mehr auf dem Pre-Match-Foto. Rafael Nadal ist dem Tanktop entwachsen. Und der Centre Court in Wimbledon hat längst ein ausfahrbares Dach, das Spieler und Zuschauer vor Regen schützt. Es hat sich vieles verändert seit dem letzten Aufeinandertreffen der beiden Profis beim traditionsreichsten Tennisturnier der Welt vor elf Jahren.
2008 war das, und es war das vielleicht beste Match in der Geschichte des Sports. Vier Stunden und 48 Minuten Hochspannung, damit das längste Finale bei den Lawn Tennis Championships, bei dem am Ende Sandplatzkönig Nadal den Rasenspezialisten Federer in fünf Sätzen bezwang und erstmals - 2010 erneut - in Wimbledon triumphierte.
Sieg nach dem fünften Matchball
Diesmal jedoch setzte sich der Rechtshänder gegen den Linkshänder durch. Die lautlose Eleganz gegen die stöhnende Wucht. Der Maestro gegen das Kämpferherz. 7:6 (7:3), 1:6, 6:3, und 6:4 - so lautete das Ergebnis eines Duells, das Federer weitgehend beherrschte, bis auf den zweiten Satz und den vier vergebenen Matchbällen, bei denen Nadal nochmal seine beeindruckende Kämpfernatur aufblitzen ließ.
"Ich bin total ausgelaugt. Ich denke, das Match war auf einem sehr hohen Niveau. Es war eine Freude, hier zu spielen. Es ist immer ein besonderes Spiel gegen Rafa", sagte Federer beim Siegerinterview. Zum zwölften Mal steht der bald 38-Jährige (8. August) in einem Endspiel von Wimbledon, mit acht Erfolgen ist der Schweizer Rekordsieger (2003 - 2007, 2009, 2012, 2017).
Alter schützt vor Erfolgen nicht
Es ist schon erstaunlich, was für ein Tennis Federer auch nach 15 prägenden Jahren im Leistungssport immer noch spielt. Immerhin ist sein Kontrahent Nadal, der seine Stärke über die Kraft und Ausdauer gewinnt, fünf Jahre jünger. Das weiß natürlich auch Federer, der erfolgreich versuchte, offensiv von der Grundlinie zu spielen und die langen Ballwechsel zu vermeiden. "Die wichtigen Punkte habe ich geholt. Und dass ich im ersten Satz in Führung gegangen war, war extrem wichtig", analysierte Federer anschließend.
Wichtig ist nun auch die Regeneration für Federer, der am Sonntag auf den serbischen Titelverteidiger und Weltranglistenersten Novak Djokovic trifft, der sich gegen den Spanier Roberto Bautista Agut mit 6:2, 4:6, 6:3 und 6:2 behauptete. Noch ein Sieg und Federer würde mit Martina Navratilova gleichziehen. Die ehemalige Tennisspielerin triumphierte als bisher einzige bislang neunmal beim prestigeträchtigsten Tenniswettbewerb. Es wäre ein historischer Triumph, für den es wert wäre, noch einmal die weiße Strickjacke hervorzukramen.