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Rudi Assauer: Manager, Macher und Kumpel

Sarah Wiertz
6. Februar 2019

Seine Tränen nach der "Vier-Minuten-Meisterschaft" vor 17 Jahren sind unvergessen, ebenso der UEFA-Cup-Sieg 1997: Rudi Assauer war Macher und Seele des FC Schalke 04. Nun verstarb der Ex-Manager nach langer Krankheit.

Rudi Assauer verstorben
Bild: picture-alliance/dpa/Sport Moments/Hufnagel

Ausgerechnet an einem Pokalspieltag. In dem Wettbewerb, in dem der FC Schalke 04 seinen bisher letzten Titel feierte, 2011 war das, ausgerechnet an einem Pokalspieltag also trauert der Verein um eine ganz große Persönlichkeit der 114-jährigen Vereinsgeschichte: Rudi Assauer ist tot, er wurde 74 Jahre alt. Der ehemalige Manager verstarb nach langer Krankheit. "Ohne Rudi wären wir alle heute nicht hier", sagte Aufsichtsratschef Clemens Tönnies vor dem Anpfiff im Achtelfinale gegen Fortuna Düsseldorf: "Er war der Architekt des modernen Schalke. Wir möchten ihm heute ein gutes Fußballspiel geben. Rudi, wir sind unendlich traurig und werden dich nie vergessen."

Vier Minuten bevor der FC Schalke 04 an diesem Abend den Tod Assauers über Twitter bekannt gab, reagierte der große Rivale: "Borussia Dortmund trauert um einen Europapokal-Helden von 1966. Ruhe in Frieden, Rudi Assauer". Es ist doch ungewöhnlich, dass ein Mensch für diese zwei so großen Konkurrenten eine solche Bedeutung hat. Aber Rudi Assauer war eben auch ungewöhnlich.

Als Abwehrspieler gehörte er am 5. Mai 1966 in Glasgow zu der Dortmunder Elf, die durch einen 2:1-Erfolg nach Verlängerung erstmals einen Europapokal nach Deutschland holte. Ein Jahr zuvor triumphierte er mit dem BVB im DFB-Pokal, 1966 feierte er die Vizemeisterschaft. Diese Trophäe durfte er auch als Trainer oder Manager von Schalke nie in die Höhe stemmen, obwohl er einmal ganz kurz davor stand.

2001 war das: Fans und Spieler stürmten nach dem Sieg gegen Unterhaching bereits den Platz und feierten den vermeintlichen Titel, ehe Bayern München den Königsblauen die Meisterschale mit dem 1:1-Ausgleich in der Nachspielzeit in Hamburg noch wegschnappte. Die Tränen von Assauer gingen um die Welt. Die "Meister der Herzen" waren geboren, doch Assauer sagte auf der Pressekonferenz bitter: "Ich glaube nicht mehr an den Fußball-Gott."

Eine Woche nach dem Tiefpunkt gewann das Team den DFB-Pokal, im Jahr darauf konnten die Königsblauen den Triumph in Berlin wiederholen. Im Siegesrausch ließ Assauer einst den "Pott" fallen, und das gute Stück musste aufwendig restauriert werden. Auch den größten Triumph der Vereinsgeschichte ereignete sich unter Assauers Ära: Schalke gewann 1997 den UEFA-Cup nach Elfmeterschießen gegen den großen Favoriten Inter Mailand. 

Wenige Jahre zuvor hatte der Klub aus Gelsenkirchen noch vor dem finanziellen Ruin gestanden. Aber Assauer liebte Herausforderungen und den Fußball: "Nach der Schule habe ich die Brocken in die Ecke geworfen, Mittag gegessen und bin dann raus zum Fußballspielen". Deswegen hatte er auch auf den Besuch des Gymnasiums verzichtet, "wo das Fußballspielen verpönt war". Nach seiner aktiven Laufbahn arbeitete er als Manager bei Werder Bremen und lehnte 1979 ein Angebot des FC Bayern München ab, weil er mit seinem Klub damals im Abstiegskampf steckte - so wurde Uli Hoeneß Bayern-Manager. "Wir haben uns oft gezofft, haben uns aber immer wieder vertragen und waren privat befreundet", erklärte Hoeneß. "Er war ein kerniger Typ, der dem deutschen Fußball unglaublich gut getan hat."

In den vergangenen Jahren war es ruhig um den früher oft so polternden Assauer geworden. Es kam 2006 zum Bruch mit Aufsichtsratschef Tönnies und anderen Vorstandsmitgliedern bei Schalke. Längst gab es erste Anzeichen für Assauers Krankheit, die er aber zunächst ignorierte und dann vertuschte. "Man will es nicht wahrhaben. Wenn es eine Sache in der Welt gibt, vor der ich immer Angst habe, so richtig Schiss auf gut Deutsch, dann Alzheimer", gestand er später. "Bloß nicht die Birne."

Mit Rudi Assauer verliert der deutsche Fußball eine herausragende Persönlichkeit", erklärte DFB- Präsident Reinhard Grindel. Der nordrhein-westfälische Ministerpäsdient Armin Laschet sagte, Assauers Wirken sei "von nahezu unschätzbarem Wert. Mit seinem Tod verliert das Ruhrgebiet und ganz Nordrhein-Westfalen einen echten Typen." 

Einen Typen, der fast immer eine Zigarre zwischen den Fingern und einen Macho-Spruch auf den Lippen hatte, und der für viele mehr war als ein Vorgesetzter. "Ich habe ihm als Fußballer und Mensch so viel zu verdanken. Ohne ihn hätte ich S04 nie kennen und lieben gelernt. Immer, wenn es mir schlecht ging, konnte ich ihn anrufen. Er war immer für mich da", twitterte beispielsweise Ex-Nationalspieler Gerald Asamoah.

Der FC Schalke 04 wollte laut Aufsichtsratchef Tönnies dem verstorbenen Assauer heute ein gutes Fußballspiel geben. Das Team gewann mit 4:1 (1:0) gegen Fortuna Düsseldorf und steht somit im DFB-Pokal-Viertelfinale. Nach Feiern war trotzdem niemanden zumute. Passend zu einem der vielen Assauer-Sprüche: "Heute herrscht schweigende Stille."

Sarah Wiertz Teamleiterin Sport Online
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