Nach 15 Jahren als Nummer eins der Fußball-Nationalmannschaft verkündet der Torwart des FC Bayern München das Ende seiner Länderspiel-Karriere. Seine Laufbahn mit dem Adler auf der Brust war beispiellos.
Anzeige
"Liebe Fans, liebes Fußball-Deutschland - irgendwann musste dieser Tag ja mal kommen." Mit diesen Worten leitete Nationaltorhüter Manuel Neuer seine Botschaft ein, in der er auf Instagram seinen Rücktritt aus der Fußball-Nationalmannschaft ankündigte. "Jeder, der mich kennt, weiß, dass mir diese Entscheidung nicht leichtgefallen ist", sagte er.
"Ich fühle mich körperlich sehr gut, und natürlich hätte mich auch die Weltmeisterschaft 2026 in den USA, Kanada und Mexiko sehr gereizt", so der 38-Jährige, der 124 Länderspiele absolviert hat.
"Gleichzeitig bin ich davon überzeugt, dass genau jetzt der richtige Zeitpunkt dafür gekommen ist, diesen Schritt zu gehen und mich in Zukunft voll und ganz auf den FC Bayern München zu konzentrieren." Neuers Vertrag beim deutschen Rekordmeister läuft aber noch bis 2025.
Neuer hatte seine Zukunft im DFB-Trikot nach der Heim-EM zunächst offengelassen. Nachdem zuvor bereits Thomas Müller seinen Rücktritt erklärt hatte, ist Neuer nun der letzte Weltmeister von 2014, der sich aus der Nationalmannschaft zurückzieht. Der kürzlich ebenfalls zurückgetretene DFB-Kapitän Ilkay Gündogan war in Brasilien verletzungsbedingt nicht im deutschen Kader.
"Großartige Zeit" seit Debüt im Jahr 2009
Der Torwart habe Bundestrainer Julian Nagelsmann über seine Entscheidung am Mittwochmorgen "in einem vertrauensvollen und wertschätzenden Gespräch" informiert, hieß es in einer Mitteilung von Neuers Managements. Sein letztes Länderspiel war das EM-Viertelfinale gegen Spanien, das Deutschland 1:2 nach Verlängerung verloren hatte.
"Es war eine großartige Zeit, die mich geprägt hat, und auf die ich sehr stolz bin", sagte Neuer, der das DFB-Team in 61 Länderspielen als Kapitän auf den Platz führte. "Der Gewinn des WM-Titels 2014 und auch die besondere Atmosphäre während der Heim-EM in diesem Jahr sind Highlights, für die ich extrem dankbar bin."
Neuers Laufbahn als Nationalspieler begann am 2. Juni 2009. Damals war er noch beim FC Schalke 04 und kam im Freundschaftsspiel gegen die Vereinigten Arabischen Emirate zum Einsatz.
Drei Monate später nahm er - obwohl bereits A-Nationalspieler - unter Trainer Horst Hrubesch an der U21-Europameisterschaft teil und gewann an der Seite von Spielern wie Sami Khedira und Mats Hummels den EM-Titel.
Danach war Neuer fester Bestandteil des DFB-Teams, allerdings als Nummer zwei hinter René Adler. Da Adler sich kurz vor der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika einen Rippenbruch zuzog und nicht antreten konnte, wurde Neuer Nummer eins und gab in der Folge seinen Stammplatz im deutschen Tor - abgesehen von einigen längeren Verletzungsphasen - nicht wieder ab.
Anzeige
Rekord-Karriere im deutschen Tor
Neuer stand bei vier Weltmeisterschaften (2010, 2014, 2018, 2022) und vier Europameisterschaften (2012, 2016, 2021, 2024) als Stammtorhüter auf dem Platz. Er ist Rekord-Torhüter des DFB-Teams vor Sepp Maier (95 Länderspiele) und der Torwart mit den meisten Turnierteilnahmen.
Mit seinen 124 Länderspielen ist Neuer außerdem Nummer fünf in der Rangliste der Spieler mit den meisten Einsätzen im DFB-Trikot und die Nummer zwei bei den meisten Spielen als Kapitän hinter Lothar Matthäus (75 Einsätze).
"Es war für mich eine Ehre, bis 2023 Kapitän unserer Nationalmannschaft zu sein. Ich habe es geliebt, das Trikot der deutschen Nationalmannschaft zu tragen", sagte Neuer zu seinem Abschied.
Seinen Platz im deutschen Tor gibt er nun wohl an die bisherige Nummer zwei, Marc-André ter Stegen vom FC Barcelona, ab. Der 32-Jährige ist bereits seit 2012 Nationalspieler, musste sich aber bislang immer gedulden und bei großen Turnieren Neuer den Vortritt lassen. Ter Stegen hat es bislang auf 40 Einsätze im Nationalteam gebracht.
Ter Stegen würdigte seinen langjährigen Kollegen zum Abschied. "Für immer ein Weltmeister und eine Legende im deutschen Fußball", schrieb er auf Instagram zu einem Foto, auf dem Neuer nach dem Weltmeisterschaftsfinale 2014 den goldenen WM-Pokal in die Höhe reckt.
Die Rekordspieler der deutschen Fußball-Nationalmannschaft
Fußball-Persönlichkeiten wie Lothar Matthäus, Jürgen Klinsmann und Toni Kroos haben das DFB-Team jahrelang geprägt. Welche anderen deutschen Ausnahmespieler sind unter den Top-Ten mit den meisten Länderspiel-Auftritten?
Bild: Kenzo Koba/Sven Simon/picture alliance
Jürgen Kohler - 105 Spiele
Der Innenverteidiger nimmt zwischen September 1986 und Juli 1998 an drei Welt- und drei Europameisterschaften teil. Mit dem bitteren WM-Aus gegen Kroatien 1998, einer 0:3-Niederlage im Viertelfinale, endet seine Karriere im Nationaltrikot. Größter Erfolg des "Koksers" ist der Titelgewinn bei der EURO 1996 in England.
Bild: Sven Simon/picture alliance
Hans-Jürgen Dörner - 105 Spiele
100 A-Länderspiele und fünf Partien bei Olympia bestreitet Hans-Jürgen, genannt "Dixie", Dörner zwischen 1969 und 1985 für die DDR. Die WM 1974 verpasst er wegen einer Erkrankung. Sein einziges großes Turnier erlebt der "Beckenbauer des Ostens" daher bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal. Dort gewinnt er mit der DDR-Auswahl Gold. Dörner stirbt im Januar 2022 im Alter von 70 Jahren.
Bild: Magic/IMAGO
Joachim Streich - 105 Spiele
Fast zeitgleich mit Dörner ist auch der gefährlichste Torjäger der DDR-Auswahl in der Nationalmannschaft aktiv. Streich macht zwischen 1969 und 1984 insgesamt 98 A-Länderspiele und ist siebenmal bei Olympia aktiv. Anders als Dörner ist er bei der WM-Endrunde 1974 dabei und spielt 1972 in München im Olympia-Team. Mit der DDR gewinnt er Bronze. Streich stirbt im April 2022 mit 71 Jahren.
Bild: WEREK/imago images
Jürgen Klinsmann - 108 Spiele
Der schnelle Stürmer debütiert im Dezember 1987 als 23-Jähriger im DFB-Team, wo er bald gemeinsam mit Rudi Völler das deutsche Angriffsduo bildet. Klinsmann, der 1988 auch bei den Olympischen Spielen dabei ist, wird 1990 mit Deutschland Weltmeister, 1996 Europameister. Seine Karriere im Nationalteam beendet er nach der Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich.
Bild: Jürgen Fromme/firo Sportphoto/picture alliance
Philipp Lahm - 113 Spiele
Der Außenverteidiger wird im Februar 2004 Nationalspieler. Schnell etabliert er sich als Stammkraft auf der linken Seite und ist ab der EM 2004 bei allen Turnieren dabei. Höhepunkt seiner Karriere im DFB-Dress ist der Sieg bei der WM 2014, bei der Lahm die Mannschaft als Kapitän anführt. Das Finale von Rio ist Lahms letztes Länderspiel. Nach dem WM-Erfolg tritt er aus dem DFB-Team zurück.
Bild: Thomas Eisenhuth/dpa/picture alliance
Toni Kroos - 114 Spiele
Mit 18 Jahren ist er als jüngster deutscher Akteur bei der WM 2010 in Südafrika dabei. Bis zu seinem Rücktritt nach der EURO 2021 verpasst der Mittelfeldspieler von Real Madrid kein großes Turnier. Größter Erfolg ist der WM-Titel 2014 in Brasilien. Zur EM 2024 wird er von Bundestrainer Julian Nagelsmann reaktiviert und ist dort Chef auf dem Platz. Mit dem Aus gegen Spanien endet seine Karriere.
Bild: Lee Smith/REUTERS
Bastian Schweinsteiger - 121 Spiele
Der Mittelfeldspieler nimmt an drei Welt- und vier Europameisterschaften teil. Als einer der Jüngsten fährt er mit zur EM 2004. 2014 gehört er in Brasilien zum Stammpersonal der Weltmeister-Elf. Im Finale lässt sich Schweinsteiger trotz klaffender Wunde unter dem Auge nicht auswechseln. Sein letztes Turnier wird die EM 2016. Kurz danach wird er beim Freundschaftsspiel gegen Finnland verabschiedet.
Bild: Federico Gambarini/dpa/picture alliance
Manuel Neuer - 124 Spiele
Neuer debütiert im Juni 2009 im Nationalteam und ist seit der WM 2010 Stammkeeper, weil sich die Nummer eins, René Adler, kurz vor dem Turnier verletzt. Neuer behält seinen Status bei allen großen Turnieren - trotz einiger Verletzungen. 2014 wird er Weltmeister. Nach langer Ausfallzeit steht er auch bei der EM 2024 wieder im Tor - allerdings beim Viertelfinal-Aus gegen Spanien zum letzten Mal.
Bild: Philipp Guelland/epa/AP/picture alliance
Lukas Podolski - 130 Spiele
Von der EURO 2004 bis zur Europameisterschaft 2016 ist der schnelle Flügelstürmer fester Bestandteil des DFB-Teams. Als gegen Ende die fußballerischen Leistungen nicht mehr erstklassig sind, nominiert ihn Bundestrainer Löw dennoch, wegen seines positiven Charakters und für die gute Stimmung im Team. Seinen größten Erfolg feiert Podolski mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft 2014.
Bild: Jürgen Fromme/firo Sportphoto/augenklick/picture alliance
Thomas Müller - 131 Spiele
Der Bayern-Stürmer debütiert kurz vor der WM 2010, wo er anschließend WM-Torschützenkönig wird. 2014 wird er Weltmeister. Nach der WM 2018 endet Müllers DFB-Karriere vorübergehend, weil Bundestrainer Joachim Löw ihn, Mats Hummels und Jerome Boateng ausmustert. Kurz vor der EM 2021 holt Löw ihn aber zurück. Er ist auch bei der WM 2022 und der Heim-EM 2024 dabei. Nach dem Turnier tritt er zurück.
Bild: Rolf Vennenbernd/dpa/picture alliance
Miroslav Klose - 137 Spiele
13 Jahre lang trägt der erfolgreichste Torjäger des Nationalteams das DFB-Trikot. Sein Debüt gibt Klose 2001 gegen Albanien und erzielt kurz nach seiner Einwechslung das Siegtor. 2002 wird er mit Deutschland Vizeweltmeister, 2014 Weltmeister. Durch seine zwei Treffer in Brasilien wird er zum WM-Rekordtorschützen (insgesamt 16). Nach dem Turnier gibt Klose seinen Rücktritt aus dem DFB-Team bekannt.
Bild: Fernando Bizerra Jr./dpa/picture alliance
Lothar Matthäus - 150 Spiele
20 Jahre liegen zwischen dem ersten und dem letzten Länderspiel des Rekordspielers. Matthäus debütiert bei der EM 1980 in Italien, das Vorrunden-Aus bei der EURO 2000 ist auch sein Ende im Nationalteam. Dazwischen liegt sein größter Erfolg: die Weltmeisterschaft 1990. Matthäus spielt bei fünf Welt- und drei Europameisterschaften. 1996 beim EM-Sieg ist er allerdings nicht dabei.