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Ruf nach mehr Tempo bei Impfstoffherstellung

11. Februar 2021

Führende Politiker setzen sich dafür ein, die Herstellung von Corona-Impfstoffen zu beschleunigen. Sie pochen auf eine engere internationale Kooperation beim Kampf gegen die Pandemie.

Deutschland SPD-Gesundheitspolitiker Lauterbach
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl LauterbachBild: picture-alliance/dpa/K. Nietfeld

Corona-Pandemie in Deutschland

04:31

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Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach macht sich dafür stark, dass Deutschland und Europa enger zusammenarbeiten, um künftige Impfherausforderungen erfolgreich zu meistern. "Es ist unmöglich, dass wir diese Pandemie allein besiegen", sagte er der Deutschen Welle. "Ich war ein wenig überrascht, dass Angela Merkel Europa diesmal nicht erwähnt hat", erklärte Lauterbach mit Blick auf die jüngste Rede der Kanzlerin im Bundestag.

Der Professor für Gesundheitsökonomie und Epidemiologie betonte: "Europa hat es versäumt, den Impfstoff früh genug zu liefern." Man habe sich zu sehr auf Forschung und Entwicklung und zu wenig auf die Produktionslinien konzentriert. Derzeit versuche man, die Lücken zu schließen. "Aber am wichtigsten ist, dass wir in Produktionslinien investieren. Wir müssen in der Lage sein, neue Impfstoffe in sehr kurzer Zeit zu produzieren und das muss unabhängig von der Produktionslinie älterer Impfstoffgenerationen möglich sein", so der SPD-Experte. "Wir können es uns nicht leisten, bei einer zweiten Impfstoff-Herausforderung in diese Probleme zu laufen", fügte Lauterbach hinzu. "Wir müssen in Europa viel schneller werden, als wir es derzeit sind." 

COVID-19: Intelligenter impfen

03:44

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Lauterbach warnte im Gespräch mit der DW, dass Europa in Zukunft sowohl das aktuelle Impfprogramm fortsetzen als auch neue oder aktualisierte Impfstoffe bereitstellen müsse, um Mutationen zu bekämpfen. Er bezeichnete die kommenden Wochen als einen entscheidenden Moment im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie. "Wenn wir in den nächsten drei oder vier Wochen liefern, werden wir in der Lage sein, die nächsten paar Monate bis zum Sommer, wenn das Impfprogramm anläuft, wirklich zu kontrollieren."

Dahmen setzt auf die internationale Karte

Auch der Grünen-Politiker und Mediziner Janosch Dahmen hält eine stärkere internationale Zusammenarbeit für nötig, um die Coronavirus-Pandemie effektiver zu bekämpfen. "Wir werden im Kampf gegen COVID-19 nicht erfolgreich sein, wenn alle Länder ihre eigenen Regeln und ihre eigenen Strategien verfolgen. Wir müssen zusammenkommen", sagte er der Deutschen Welle. Der Politiker, der für die Grünen im Gesundheitsausschuss des Bundestages sitzt, unterstrich, dass eine solche Einigkeit notwendig sei, um die Grenzen offen zu halten.

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Janosch DahmenBild: Christian Spicker/imago images

"Wir müssen aufhören, die Diskussion über die Pandemie nur auf die nationale Ebene zu fokussieren", sagte Dahmen im Gespräch mit der DW. Er verlangte, Deutschland müsse mehr tun, um sicherzustellen, dass Impfstoffe mehr Menschen auf der ganzen Welt erreichten, nicht nur deutsche oder europäische Bürger. Ein Weg dazu sei die Ausweitung der Impfstoffproduktion. "Der BioNTech/Pfizer-Impfstoff wird hier in Deutschland produziert, und es würde dem Rest der Welt helfen, wenn wir bei der Produktion dieses Impfstoffs schneller wären", so der Abgeordnete.

Dahmen warnte zugleich davor, andere Aspekte der Pandemie-Bekämpfung zu vernachlässigen. "Ich bin sehr besorgt, dass wir uns auf die Impfstoffe als Wunderwaffe konzentrieren und alle anderen Strategien ein wenig vernachlässigen. Wir müssen disziplinierter sein, wir müssen als Team, als Europa, gemeinsam mehr zusammenhalten und wir müssen schneller sein."

Dahmen fügte hinzu, dass die derzeitigen Coronavirus-Beschränkungen in Deutschland nicht so effektiv seien, wie sie sein sollten, da die Menschen sich nicht mehr an die Regeln hielten. Er forderte einen langfristigen Plan und einen klaren Weg aus dem Lockdown.

Scholz fordert bessere Organisation

In der Debatte um die Corona-Impfungen rückt Bundesfinanzminister Olaf Scholz einen anderen Aspekt in den Vordergrund. Er mahnt eine bessere Organisation der Impfungen gegen das Coronavirus an und fordert mehr Weitblick. Es gehe schon jetzt darum, die Impfungen im Frühjahr und Sommer vorzubereiten, wenn wöchentlich Millionen Menschen geimpft werden könnten, sagte der Vizekanzler gegenüber dem Fernsehsendern RTL/ntv. "Das kommt schneller, als manche sich das gegenwärtig denken, spätestens im zweiten Quartal." Dass dann Impfdosen da seien, die nicht verimpft werden könnten, wolle er nicht erleben, betonte der Kanzlerkandidat der SPD.

Bundesfinanzminister und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz Bild: Michael Kappeler/dpa/picture alliance

Nach der Impfverordnung soll die erste Prioritätsgruppe bis etwa Ende März geimpft sein, also Über-80-Jährige, Pflegeheimbewohner, Pflegekräfte in Heimen und das Personal in Intensivstationen, Notaufnahmen sowie Rettungsdiensten. Ab April soll Gruppe zwei unter anderem mit Menschen zwischen 70 und 80 sowie mit schweren Vorerkrankungen folgen. Menschen mit nicht genannten Vorerkrankungen, aber hohem Covid-Risiko können laut Verordnung "nach individueller ärztlicher Beurteilung" im Einzelfall in Gruppe zwei geimpft werden.

Unterdessen verlangte die Ärztegewerkschaft Marburger Bund mehr Einsatz für eine höhere Impfstoffproduktion. "Hier müssen wir klotzen statt zu kleckern", sagte die Vorsitzende Susanne Johna der "Rheinischen Post". "Das bezieht sich sowohl auf bereits verfügbare Impfstoffe als auch auf die dringend notwendige Anpassung der Impfstoffe an die neuen Mutanten." Zwar mobilisiere die Bundesregierung weiteres Geld, um zusätzliche Impfdosen zu bestellen, sagte Johna. "Zugesagte Liefermengen werden aber nur dann schneller verfügbar sein, wenn die Produktion europaweit massiv angekurbelt wird." Die Politik müsse die Hersteller "motivieren, zusätzliche Kapazitäten aufzubauen, das zahlt sich in jedem Fall aus."

kle/uh (DW, afp, dpa)

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