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Rumänien steht vor Massenentlassungen

8. Mai 2003

– Regierung fordert, dass 22 unrentable Staatsunternehmen bis Ende Juni 20 000 Mitarbeiter entlassen

Bukarest, April 2003, CURIERUL ROMANESC, rumän., S. 2

(...) Manchmal hat man das Gefühl, etwas vor gar nicht allzu langer Zeit schon mal erlebt zu haben. So erinnern wir uns noch gut an die heftigen Debatten in der rumänischen Gesellschaft über den Vorstoß des damaligen Premiers Victor Ciorbea von der Nationalen Bauernpartei, der Massenentlassungen anstrebte, um so jene Staatsunternehmen umzustrukturieren, die große Verluste produzierten. Wir erinnern uns an die berühmte Liste, in der festgehalten wurde, wie viele Angestellte die ständig unrentablen Unternehmen entlassen sollten und an die großen Proteste gegen dieses Vorhaben. Schon die Veröffentlichung einer solchen Liste wurde kritisiert.

Jetzt erfahren die Rumänen, dass es wiederum eine solche Liste mit Unternehmen gibt – genauer mit 22 Unternehmen - , in denen es zu Massenentlassungen kommen soll. Um es kurz zu machen: Bis zum 30. Juni (2003) sollen fast 20.000 Angestellte in Staatsunternehmen ihre Arbeitsplätze verlieren. Dies ist die Gesamtzahl der zu Entlassenden. Mit dieser Maßnahme will die Regierung erreichen, dass 23 Unternehmen mit Staatskapital verkauft werden können. Diese Unternehmen haben Schulden in Höhe von über einer halben Milliarde Dollar angehäuft.

Aus einer ersten Schätzung geht hervor, dass die Stadt Brasov (dt.: Kronstadt, in Siebenbürgen gelegen – MD) mit 8.000 Entlassungen den Spitzenplatz einnehmen wird. Von den Entlassungen betroffen sind vor allem die wichtigsten Unternehmen der Stadt: "Tractorul", "Roman" und "Rulmentul". In Resita (dt.: Reschitz, Stadt im Banat – MD) sollen 1.350 Angestellte entlassen werden, bei "Siderurgica" Hunedoara (Stadt in Siebenbürgen – MD) sollen es 3.500 Angestellte sein. Die Liste der Staatsunternehmen, die unter die Bestimmungen der Dringlichkeitsverordnung Nr. 8/2003 (der rumänischen Regierung – MD) fallen, enthält viele bekannte Namen der rumänischen Industrie, z. B. "Letea" Bacau, "Republica", "Electroputere" Craiova, "Tepro" Iasi (dt.: Jassy, Stadt in der Moldau – MD).

Wie die Behörden betonten, sollen die Entlassenen eine Ausgleichszahlung von zehn Millionen Lei erhalten (1 Euro = ca. 38.500 Lei – MD). Ferner sollen sie für die Dauer von fünfzehn Monaten monatlich 4,7 Millionen Lei erhalten. In dieser Summe ist die Arbeitslosenhilfe schon enthalten.

So sehr die Entscheidung der Regierung zu begrüßen ist, in der rumänischen Industrie Reformen entschlossen anzugehen, die bisher in unentschuldbarer Weise hinausgezögert wurden, – wobei sich noch zeigen muss, was von der Dringlichkeitsverordnung Nr. 8/2003 am Ende übrig bleibt - , so sehr sind allerdings auch die Reaktionen der Betroffenen verständlich. Die erste Protestkundgebung, von denen es sicher noch eine ganze Menge geben wird, fand natürlich in Brasov statt. Am 17. März d. J. demonstrierten über 20.000 Personen, vorwiegend Angestellte von "Rulmentul", "Tractorul" und "Roman", auf den Straßen der Stadt. (...)

(Die Monatszeitschrift "Curierul Romanesc" erscheint in Bukarest und richtet sich an Auslandsrumänen in aller Welt – MD) (me)