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Russen müssen auf Parmesan nicht verzichten

Yulia Vishnevetskaya7. Oktober 2014

Als Antwort auf die Sanktionen des Westens hatte Moskau im September ein Importverbot für Lebensmittel aus der EU, den USA, Australien, Norwegen und Kanada verhängt. Die Waren landen dennoch in Russland.

Käse in einem Geschäft in Moskau Russland (Foto: DW)
Bild: Yuliya Wischnewetskaya

Als Moskau ein Importverbot für Lebensmittel aus westlichen Ländern verhängte, machten sich die Russen darüber lustig, dass italienische Pizza künftig nur noch mit russischem Käse belegt sein werde. Doch ein Rundgang durch Moskauer Restaurants zeigt, dass die Russen auf ihre beliebte italienische Kost nicht verzichten müssen. Von den Speisekarten ist sie nicht verschwunden. Weiterhin werden sogar Gerichte angeboten, die ohne echte Zutaten aus Italien gar nicht zubereitet werden können. Auch Kellner bestätigen, dass nach wie vor in ihren Restaurants original italienischer Käse verwendet wird.

Importeure ohne Grenzen

Ein Moskauer Gastronom, der ungenannt bleiben möchte, berichtete im Gespräch mit der Deutschen Welle, italienischer Käse gelange über Weißrussland auf den russischen Markt. Es gebe zwei Wege: Die Ware werde faktisch direkt und illegal mit dem Transitverkehr nach Russland gebracht. Oder im weißrussischen Brest, nahe der polnischen Grenze, würden die italienischen Originalverpackungen einfach mit Etiketten "Made in Belarus" überklebt. All das sei möglich, weil Minsk westliche Lebensmittel nicht verboten habe. Zudem seien die Staatsgrenzen innerhalb der Zollunion, also zwischen Weißrussland, Russland und Kasachstan, offen.

Doch Restaurants sind keine Ausnahme. Die vom Kreml sanktionierten westlichen Lebensmittel findet man auch in Supermärkten. Moskauer Delikatessengeschäfte haben sogar ihre Lager mit verbotenem Käse gut gefüllt - mit italienischem Parmesan, französischem Brie und Camembert. Alles original verpackt.

Fisch aus Weißrussland

Nach wie vor gibt es genügend Fisch in russischen SupermärktenBild: DW/C. Bolwin

Auch Fisch aus Europa wird über Weißrussland nach Russland transportiert. Seit September sind die norwegischen Fischlieferungen nach Weißrussland um das Dreifache gestiegen. "Weißrussische Unternehmen kaufen norwegischen Lachs ein und verarbeiten ihn. Danach gilt die Ware als in Weißrussland hergestellt und kann auf den russischen Markt gebracht werden", sagte Sergej Gudkow vom russischen Verband der Fischwirtschaft im Gespräch mit der DW. Es genüge sogar, den Fisch nur neu zu verpacken. "Diese Geschäftsmethoden schaden unseren Interessen. Das Ergebnis ist, dass die russischen Fischfabriken keine Lieferungen mehr aus Europa verarbeiten", bedauert Gudkow.

Offenbar versucht man in Weißrussland, dieses "Geschäftsmodell" auch bei Milchprodukten anzuwenden. "Unsere Experten haben Beweise für den Reexport von Produkten aus der EU durch kleine Firmen. Die Methoden sind unterschiedlich - von neuen Etiketten auf Milchprodukten bis hin zur Neuverpackung, vor allem von Butter", sagte der DW Maria Schebit vom russischen Verband der Milchproduzenten. Allerdings handele es sich derzeit noch um Einzelfälle.

Bekämpfung von Reexporten

Wladimir Putin fordert ein Ende der Reexporte aus WeißrusslandBild: Reuters/Alexei Druzhinin/RIA Novosti

Die russischen Behörden wollen nun Maßnahmen gegen die unerwünschte Einfuhr westlicher Lebensmittel ergreifen. So machte der russische Präsident Wladimir Putin öffentlich im August dieses Jahres Weißrussland für den Reexport verbotener westlicher Lebensmittel verantwortlich. Eine harte Haltung nimmt auch die russische Aufsichtsbehörde ein, die den Markt der Landwirtschaftsprodukte kontrolliert. Sie teilte mit, die Probleme im Handel mit Weißrussland im Rahmen der Eurasischen Wirtschaftskommission behandeln zu wollen. Der russische Föderale Zolldienst schlägt der Regierung in Moskau vor, mobile Einsatzkräfte zu bilden, um die Einfuhr zuvor von Weißrussland und Kasachstan importierter westlicher Lebensmittel nach Russland zu bekämpfen.

Eigentlich finden entsprechende Kontrollen in den russischen Grenzregionen schon statt. So wurden seit Verhängung des Importverbots 18.000 Tonnen Waren an der Grenze gestoppt. Insgesamt wurden 98 Strafverfahren gegen Spediteure auf Straße und Schiene eingeleitet, die versucht hatten, Obst und Gemüse aus Polen, Griechenland und Spanien einzuführen, aber auch Fleisch aus den USA, Deutschland und den Niederlanden sowie Milchprodukte aus Deutschland, Finnland und Lettland.

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