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Politik

Russische Laserwaffen - gibt es sie wirklich?

Monir Ghaedi
24. Mai 2022

Russland hat behauptet, im Ukraine-Krieg eine neuartige Laserwaffe einzusetzen. Gibt es eine solche Waffe wirklich - und wozu wäre sie fähig?

Peresvet I Laser Weapon I Laserwaffe
Die angebliche russische "Pereswet"-Laserwaffe (Archivbild von 2018)Bild: Mil.ru/Wikipedia

Die hochmoderne Laserwaffe namens "Sadira" soll angeblich zum Abschuss ukrainischer Drohnen eingesetzt werden, postulierte Russlands stellvertretender Ministerpräsident Juri Borissow kürzlich. Borissow lobte auch die russische Laserwaffe "Pereswet", die zwar keine Drohnen abschießen, aber gegnerische Satelliten- und Aufklärungssysteme "blenden" und damit außer Gefecht setzen könne. Die Reichweite von "Pereswet" betrage demnach 1500 Kilometer über der Erdoberfläche. Militärexperten äußern jedoch Zweifel an Russlands Behauptungen.

Was sind Laserwaffen?

Eine Laserwaffe erzeugt einen Strahl konzentrierten Lichts, der ein Objekt auf tausende Grad Celsius erhitzen und somit verbrennen kann. Ein hochenergetischer Laser kann innerhalb von Sekunden ein Loch in eine dicke Stahlplatte brennen. Die Strahlen breiten sich mit Lichtgeschwindigkeit aus, haben eine viel größere Reichweite als normale Projektile und können ihr Ziel mit äußerster Präzision treffen. 

Russlands stellvertretender Ministerpräsident Juri Borissow behauptet, sein Land setze Laserwaffen in der Ukraine einBild: Alexei Nikolsky/Kremlin Pool/Planet Pix/ZUMA/picture alliance

Solche Waffen können auch diskret arbeiten, da das Aussenden von Laserstrahlen so gut wie keine Geräusche erzeugt. Vor allem sind sie sehr kostengünstig, da zum Abschießen eines Strahls außer Energie keine Munition benötigt wird. Laut TNO, einer niederländischen Forschungsorganisation, die an Laserwaffentechnologie arbeitet, koste jeder Schuss ihres Systems weniger als einen Euro. 

All diese Faktoren haben Laserwaffen für Militärs auf der ganzen Welt attraktiv gemacht. Im vergangenen Sommer gab die US-Armee bekannt, während eines Manövers eine Laserwaffe getestet zu haben. Im April schrieb der israelische Ministerpräsident Naftali Bennett auf Twitter, die Streitkräfte seines Landes hätten erfolgreich das "weltweit erste" Laserwaffensystem getestet, mit dem Drohnen, Raketen und Mörser abgeschossen werden könnten. 

Berichten zufolge arbeiten viele andere Länder, darunter Frankreich, Großbritannien und China, an eigenen Laserwaffenprojekten. 

Setzt Russland Laserwaffen in der Ukraine ein?

"Mehrere Länder erforschen die Technologie und den Einsatz dieser Art von Waffen. Russland könnte womöglich eines dieser Länder sein", sagte Maarten Lörtzer, Sprecher von TNO, gegenüber der DW. "Solche Projekte sind jedoch meist geheim, daher haben wir keine Kenntnis über den derzeitigen Status." Pentagon-Sprecher John Kirby vermeldete am Freitag in einer Pressekonferenz, das US-Verteidigungsministerium habe "keine Hinweise auf den Einsatz von Lasern, zumindest bewaffneter Laser, in der Ukraine."

Sollte Russland tatsächlich Laserwaffen besitzen, könnten diese Moskau gegen eine seiner größten Bedrohungen in der Ukraine helfen: Drohnen. Mit seinen Drohnen ist es dem ukrainischen Militär mehrfach gelungen, der russischen Armee schwere Verluste zuzufügen. Zusätzlich zu den von NATO-Staaten gelieferten Militärdrohnen haben die Ukrainer russische Ziele immer wieder auch mit eigenen Drohnen angegriffen.

Die NATO-Staaten haben die Ukraine mit zahlreichen Drohnen beliefert, Kiew setzt aber auch selbstgebaute Kampfdrohnen gegen die russische Armee einBild: AeroVironment/abaca/picture alliance

Borissow behauptete kürzlich, Sadira habe bereits eine ukrainische Drohne aus einer Entfernung von fünf Kilometern abgeschossen. Russland sagt, es könne seine Waffe auch verwenden, um Satelliten, Kameras und Detektoren zu zerstören. Laser sind auch in der Lage, Soldaten dauerhaft zu blenden, eine Funktion, die gemäß einer internationalen Konvention von 1995 verboten ist.

Spott über angebliche "Wunderwaffen"

Der pensionierte Generalmajor der australischen Armee, Mick Ryan, warnte jedoch  in der "Washington Post" davor, die Behauptungen Russlands zu ernst zu nehmen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wies die Behauptung, Russland setze Laserwaffen in der Ukraine ein, in einer auf Twitter veröffentlichten Videoansprache zurück und sagte, sie "weise eindeutig auf das völlige Scheitern der Invasion hin". Vielmehr beweise sie, dass der Kreml "Angst habe, zuzugeben, dass katastrophale Fehler auf höchster russischer Staats- und Militärebene begangen wurden." 

Er verspottete die russische Führung, weil sie von einer angeblich existierenden "Wunderwaffe" spreche, und verglich sie mit der Propaganda, die Nazideutschland während des Zweiten Weltkriegs als Methode psychologischer Kriegsführung über nicht existierende Waffen verbreitete.

Aus dem Englischen adaptiert von Thomas Latschan. 

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