1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Russland zensiert "Rocketman"-Film

1. Juni 2019

In Russland sind aus dem Film "Rocketman" über das Leben von Elton John mehrere Szenen mit schwulem Sex und Drogenkonsum herausgeschnitten worden. Der britische Popstar reagiert empört.

Szene aus dem Film Rocketman
Bild: picture-alliance/AP/Paramount/D. Appleby

"Rocketman" gibt es in Russland nicht in voller Länge zu sehen: Moskauer Kritiker hatten sich nach der Vorpremiere beklagt, bei dem Film würden etwa 20 Minuten vom Original fehlen. "Alle Szenen mit Küssen, Sex und Oralsex zwischen Männern wurden herausgeschnitten", schrieb Filmkritiker Anton Dolin auf Facebook. Laut seinem Kollegen Mischa Kosyrew fielen auch Szenen, in denen Drogen vorkommen, der Zensur zum Opfer.

Elton John reagierte empört. "Wir lehnen die Entscheidung, Rocketman für den russischen Markt zu zensieren, auf das Schärfste ab", hieß es in einer Stellungnahme. Der Schritt des russischen Vertreibers sei ein "trauriger Spiegel der gespaltenen Welt, in der wir weiterhin leben, und der grausamen Weise, mit der sie die Liebe zwischen zwei Menschen noch immer nicht akzeptiert", schrieb der Brite im Kurzbotschaftendienst Twitter.


Kulturminister Medinski: Haben damit nichts zu tun

Amnesty International sprach von "Zensur", durch die "homosexuelle Beziehungen entmenschlicht" würden. Die Menschenrechtsorganisation forderte die Vorführung des Films in seiner ursprünglichen Fassung.

"Rocketman" zeigt den Kampf des Pop-Stars mit seiner Homosexualität sowie mit seiner Drogen- und Alkoholabhängigkeit. Der Film feierte am 16. Mai beim Filmfestival von Cannes Premiere und soll kommende Woche in die russischen Kinos kommen.

Kulturminister Wladimir Medinski versicherte der staatlichen Nachrichtenagentur RIA Nowosti, sein Ministerium habe mit den Änderungen nicht zu tun. "Das alles liegt in der Entscheidung des Vertreibers". Die Vertriebsfirma Central Partnership teilte der Nachrichtenagentur TASS lediglich mit, der Film sei entsprechend der russischen Gesetze "angepasst" worden.

Auch der Abspann wurde geändert

Ein umstrittenes Gesetz in Russland stellt seit 2013 die "Propagierung" homosexueller Beziehungen gegenüber Minderjährigen unter Strafe. Für "Rocketman" gilt allerdings ohnehin ein Mindestalter von 18 Jahren. Andere Filme mit homosexuellen Inhalten wie etwa "Bohemian Rhapsody" über Rockstar Freddy Mercury liefen in russischen Kinos völlig unzensiert.

Laut Kritiker Dolin wurde auch der Text im Abspann von "Rocketman" geändert. Im Original erfahren die Zuschauer, dass Elton John schließlich doch noch seine große Liebe findet und mit seinem Partner zwei Kinder großzieht. In der russischen Version heiße es nun lediglich, er habe eine Organisation für den Kampf gegen Aids gegründet.

Elton John ist in Russland sehr populär. Erstmals trat der heute 72-jährige Musiker 1979 und damit noch zu Sowjetzeiten dort auf. Von den schwulenfeindlichen Gesetzen in dem Land aber hält er wenig und hat dies auch immer wieder deutlich gemacht. Homosexuelle sind in Russland immer wieder schwersten Anfeindungen ausgesetzt - bis hin zu Todesdrohungen.

pg/ml (dpa, afp)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen