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Politik

Russischer Exil-Politiker in Kiew ermordet

Roman Goncharenko
23. März 2017

In der ukrainischen Hauptstadt wurde der russische Oppositionspolitiker Denis Woronenkow erschossen. Er galt als wichtiger Zeuge im Prozess gegen den Ex-Präsidenten Janukowitsch.

Ukraine Mord an Denis Woronenkow, Abgeordneter aus Russland
Der Tatort vor einem Hotel in der Kiewer InnenstadtBild: DW/A. Magazova

Zum zweiten Mal in weniger als einem Jahr ist in der ukrainischen Hauptstadt am helllichten Tag ein prominenter Exil-Russe und Kreml-Kritiker getötet worden. Denis Woronenkow, der zwischen 2011 und 2016 für die russischen Kommunisten in der Staatsduma saß, wurde am Donnerstagmorgen vor einem Hotel in Kiew erschossen. Der mutmaßliche Täter wurde von seinem Leibwächter verletzt und starb später in einer Kiewer Klinik. Die Polizei vermutet einen Auftragsmord. Zuletzt starb im Sommer 2016 der renommierte russische Journalist Pawel Scheremet, als sein Auto ebenfalls in der Stadtmitte explodierte.

Zeuge gegen Janukowitsch

Der 45-jährige Woronenkow war der prominenteste unter den russischen Politikern und Aktivisten, die in letzter Zeit in die Ukraine ausgewandert sind. Anders als Scheremet, der in der Ukraine bereits seit Jahren lebte, zog Woronenkow erst vor rund einem halben Jahr nach Kiew. Er erhielt die ukrainische Staatsbürgerschaft.

Vor allem seine Aussagen als Zeuge gegen den 2014 nach Russland geflüchteten ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch sorgten für Aufsehen. Details dieser Aussagen sind unbekannt. Der ukrainische Generalstaatsanwalt Jurij Luzenko hatte sie als sehr wertvoll bezeichnet. Auch für diesen Donnerstag sei eine weitere Aussage Woronenkows geplant gewesen, sagte Luzenko. Der Prozess wegen Landesverrats gegen Janukowitsch hätte im März beginnen sollen, doch er verzögert sich. In einem Interview für die ukrainische Onlinezeitung "Censor.Net" kritisierte Woronenkow scharf die russische Führung und nannte die Krim-Annexion "einen Fehler, der korrigiert werden muss".

Ebenfalls für Schlagzeilen sorgte seine Behauptung in einem anderen Interview, das er dem ukrainischen Sender "Hromadske-TV" gab. Wladislaw Surkow, einflussreicher wie umstrittener Berater der Präsidenten Wladimir Putin, soll sich ursprünglich gegen die Krim-Annexion ausgesprochen haben, sagte Woronenkow.

Denis Woronenkow kritisierte in ukrainischen Medien die russische Führung scharfBild: picture-alliance/dpa//RIA Novosti/V. Fedorenko

Im Konflikt mit dem FSB?

Sein Fall ist ein besonderer in vielerlei Hinsicht. Woronenkow war lange Teil der russischen Elite. Seine Kommunistische Partei gilt trotz oppositionellen Anstrichs als inoffizieller Verbündeter des Kremls. Woronenkow genoss eine exzellente militärische und juristische Ausbildung und hatte offenbar gute Verbindungen zu den sogenannten Silowiki, wie in Russland Polizei, Armee und Geheimdienste genannt werden.

Vor seiner Karriere als Abgeordneter war er Abteilungsleiter im Dienstgrad eines Obersts bei einer Drogenfahndungsbehörde und soll nach eigenen Aussagen Korruption auch beim Inlandsgeheimdienst FSB aufgedeckt haben. Wegen dieser Enthüllungen sei er offenbar in "einen Konflikt" mit mächtigen Kräften geraten und habe um sein Leben fürchten müssen, sagte er im Interview mit "Censor.Net". Bereits 2007 sei in Moskau ein Anschlag auf ihn gescheitert.

Aus der Partei ausgeschlossen

Mit dem Umzug nach Kiew habe er einer möglichen Verhaftung vorbeugen wollen, sagte Woronenkow. Seine Immunität vor Strafverfolgung als Abgeordneter lief aus. In der Tat wurde in Russland ein Verfahren gegen Woronekow eröffnet. Der Vorwurf: angeblicher Betrug bei Immobiliengeschäften, den er aber laut seinem Anwalt bestritten hatte. Ein Gericht in Moskau ordnete Anfang März seine Verhaftung an. 

In die Ukraine zog der linke Politiker zusammen mit seiner prominenten Ehefrau, Maria Maksakowa. Sie war Opernsängerin im renommierten Mariinnskij Theater und bis Herbst 2016 Duma-Abgeordnete der Kreml-Partei "Geeintes Russland". Beide wurden nach dem Umzug aus formellen Gründen aus ihren Parteien ausgeschossen.

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