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KonflikteUkraine

Russischer Großangriff auf Energieanlagen in der Ukraine

13. Dezember 2024

Ein weiteres Mal haben russische Truppen die Ukraine massiv mit Raketen und Kampfdrohnen angegriffen. In der Donezk-Region im Osten des Landes geraten die Verteidiger immer stärker in Bedrängnis.

Zwei Arbeiter vor dem Trümmerhaufen einer Energieanlage in Charkiw
Viele Energieanlagen in der Ukraine - wie hier in Charkiw - sind durch russische Luftangriffe völlig zerstört (Archivbild) Bild: Arnaud Journois/Ukrinform/dpa/picture alliance

Nach einigen Tagen Pause hat Russland die Ukraine wieder massiv aus der Luft attackiert und vor allem auf die Energieversorgung des Nachbarlandes gezielt. Die ukrainische Luftwaffe erklärte, Russland habe Hyperschallraketen vom Typ Kinschal, Marschflugkörper und Sprengstoffdrohnen abgefeuert. 

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach im Internetdienst Telegram von 93 russischen Raketen. 81 von ihnen habe man abschießen können, auch mit Hilfe der vom Westen gelieferten F-16-Kampfjets. Vor dem Raketenangriff am Freitagmorgen habe Russland in der Nacht 200 Kampfdrohnen gegen die Ukraine eingesetzt, teilte Selenskyj weiter mit. "Das ist einer der größten Angriffe auf unser Energiesystem", bilanzierte er. Nach Angaben des nationalen Netzbetreibers Ukrenergo war die Stromversorgung in der gesamten Ukraine eingeschränkt. Landesweit gab es Luftalarm.

Auch in der Hauptstadt Kyjiw warteten Anwohner Freitagfrüh in U-Bahn-Stationen auf ein Ende der russischen Luftangriffe Bild: Alina Smutko/REUTERS

Selenskyj wiederholte seinen Appell an die westlichen Verbündeten, mehr Flugabwehrsysteme zu liefern. Auch seien wirksamere Sanktionen gegen Russland nötig. Auf massive russische Angriffe müsse es eine massive Reaktion geben. "Nur so wird der Terror gestoppt." 

Die russische Regierung bestätigte "massive" Angriffe auf die Energieinfrastruktur der Ukraine. Dabei habe es sich um eine "Reaktion auf den Einsatz von US-Langstreckenwaffen" vom Typ ATACMS durch ukrainische Truppen zwei Tage zuvor gehandelt, erklärte das Verteidigungsministerium im Onlinedienst Telegram. 

Ukrainischen Soldaten droht Einkesselung bei Kurachowe

An der Front in der Ostukraine verschlechtert sich die Lage der Verteidiger indes weiter. Nach Angaben ukrainischer Militärbeobachter droht einer ungenannten Zahl von Soldaten die Einkesselung südlich von Kurachowe im Gebiet Donezk. Der ukrainische Generalstab äußerte sich nicht detailliert zur Lage an diesem Frontabschnitt, sondern berichtete nur von heftigen Kämpfen um Kurachowe.

Pokrowsk in der Donezk-Region kurz vor russischer Einnahme?

Ebenso umkämpft sei die strategisch wichtige Stadt Pokrowsk in der Region, erklärte die Armee. Laut Berichten von Militärbeobachtern sind den russischen Truppen dort in den vergangenen Tagen mehrere Vorstöße gelungen. Aus der Stadt wurden weitere Zivilisten in Sicherheit gebracht, die bislang trotz der Gefahr ausgeharrt hatten.

Russische Soldaten feuern am 4. Dezember bei Pokrowsk auf ukrainische Stellungen Bild: Stanislav Krasilnikov/SNA/IMAGO

Der in der Ukraine geborene pro-russische Internet-Blogger Juri Podoljaka schrieb, Mitglieder russischer Sabotage- und Aufklärungsgruppen befänden sich bereits in Pokrowsk. Unabhängig ließen sich die Angaben nicht überprüfen.

Die Stadt im Osten der Ukraine bildet einen Verkehrsknotenpunkt und ist für das ukrainische Militär ein bedeutendes Logistikzentrum. Der Fall von Pokrowsk, in dem früher 60.000 Menschen lebten, wäre für die Regierung in Kyjiw einer der schwersten Rückschläge seit Monaten in ihrer Abwehr des russischen Angriffskriegs. In russischen Medien wird Pokrowsk oftmals als "Tor nach Donezk" bezeichnet.

Neues US-Hilfspaket

Die scheidende US-Regierung unter Präsident Joe Biden stellt der Ukraine unterdessen weitere Militärhilfe zur Verfügung. Das Paket hat einen Umfang von 500 Millionen US-Dollar (rund 477 Millionen Euro), wie das US-Außenministerium in Washington mitteilte. Es umfasst unter anderem Systeme zur Drohnenabwehr, Munition für das Raketenwerfersystem vom Typ HIMARS sowie gepanzerte Fahrzeuge. Erst vor wenigen Tagen hatte die US-Regierung ein Hilfspaket im Umfang von rund 988 Millionen US-Dollar (rund 935 Millionen Euro) für die Ukraine bekanntgegeben.

Ende September empfing US-Präsident Joe Biden (r.) den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus Bild: UPI Photo/IMAGO

Unter dem Demokraten Biden sind die USA der größte Waffenlieferant und politisch wichtigste Unterstützer der Ukraine. Doch am 20. Januar steht der Machtwechsel im Weißen Haus in Washington an. Der designierte republikanische Präsident Donald Trump hat mehrfach angekündigt, die Militärhilfe der USA für die Ukraine deutlich zu reduzieren. Daher bemüht sich die Biden-Regierung, alle bereits vom US-Kongress genehmigten Mittel in der verbleibenden Zeit auch weiterzureichen.

se/jj (dpa, afp, rtr)

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