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Patriarch gestorben

5. Dezember 2008

Patriarch Alexij II. ist tot. Das Oberhaupt der russische-orthodoxen Kirche starb im Alter von 79 Jahren. Medwedew, Putin und Gorbatschow würdigten den verstorbenen Kirchenführer.

Alexij II.
Alexij II. (†)Bild: picture-alliance/ dpa

Die russisch-orthodoxe Kirche trauert um ihr Oberhaupt. Patriarch Alexij II. verstarb am Freitag (05.12.2008) im Alter von 79 Jahren in seiner Residenz Peredelkino nahe Moskau. Nach Kirchangaben erlag er einem Herzleiden, nach Angaben aus Moskauer Diplomatenkreisen litt er an Krebs. Zum Gedenken läuteten in Moskau die Glocken aller 600 Kirchen.

Russischer Präsident unterbricht Reise

Der russische Präsident Dmitri Medwedew würdigte Alexij II. als herausragende religiöse Persönlichkeit. "Er war ein wahrer Hirte, der während seines ganzen Lebens ein Beispiel spiritueller Kraft und edler menschlicher Taten war", sagte Medwedew während eines Besuches in Indien. Wie kein Zweiter habe Alexij II. im Vielvölkerstaat Russland zum Ausgleich zwischen den Religionen beigetragen. "Er hat einen gewaltigen Beitrag zum geistigen Leben und zur moralischen Verfassung der Gesellschaft geleistet", sagte der Kremlchef.

Medwedew sagte seine geplante Reise nach Rom ab und kündigte an, sofort nach Moskau zurückzukehren. Ministerpräsident Wladimir Putin sagte, Alexij II. sei ein großer Staatsmann gewesen und habe viel für das neue Russland getan. Auch der ehemalige sowjetische Präsident Michail Gorbatschow zeigte sich "tief betroffen" über den Tod.

Der deutsche Patriarch

2004: Der Patriarch zelebriert eine WeihnachtsmesseBild: AP

Alexij II. stammte aus einer deutschen Familie und sprach fließend deutsch. 1929 als Alexej Michailowitsch Rediger im estnischen Tallinn geboren, wurde er 1990 Patriarch. Unter seiner Führung erlebte die russisch-orthodoxe Kirche nach dem Fall der Sowjetunion eine neue Blüte.

So wurden hunderte neue Kirchen gebaut, Klöster wieder eröffnet und neue Priester ausgebildet. Heute soll die russisch-orthodoxe Kirche rund 150 Millionen Gläubige zählen.

Trotzdem war Alexij II. nicht unumstritten. Ihm wurde vorgeworfen, er habe Verbindungen zum KGB gehabt. Der Konservative wetterte auch gegen Darwins Evolutionstheorie, Homosexualität und Abtreibung.

Kritik an Katholischer Kirche

Die Beziehungen zum Vatikan gestalteten sich unter ihm schwierig. Der Patriarch warf der römisch-katholischen Kirche vor, sie versuche, Orthodoxe zu missionieren und sperrte sich deshalb gegen einen Besuch des damaligen Papstes Johannes Paul II.

Trotzdem würdigte auch der Vatikan den Verstorbenen. Alexij II. habe sich um die Wiederbelebung der Kirche nach dem Kommunismus verdient gemacht, sagte der für die Einheit der Kirchen zuständige Kardinal Walter Kasper in Rom. Gegenüber Papst Benedikt XVI. habe er immer wieder deutlich gemacht, die Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche stärken zu wollen. Im kommenden Jahr habe der Patriarch den Papst erstmals auf einer Konferenz in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku treffen wollen. (det)

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