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Politik

Kopfgeld auf US-Soldaten: Was wusste Trump?

1. Juli 2020

Der US-Präsident sagt, er sei von seinen Geheimdiensten nicht über Russlands angebliche Zahlungen für Angriffe auf US-Truppen in Afghanistan informiert worden. Experten halten das für höchst unwahrscheinlich.

Afghanistan 2017 | Operation Resolute Support | US-Armee
Bild: picture-alliance/AP Photo/Operation Resolute Support Headquarters/Sgt. Justin T. Updegraff

Ein Kopfgeld auf US-amerikanische Soldaten, ausgesetzt vom russischen Militärnachrichtendienst - was sich anhört wie ein James-Bond-Plot aus dem Kalten Krieg ist die neueste Entwicklung in der komplizierten Beziehung zwischen Moskau und Washington. Wie die New York Times vergangene Woche aufdeckte, soll die russische "Hauptverwaltung für Aufklärung" (GRU) Taliban-nahen Kämpfern Geld für erfolgreiche Angriffe auf US- und andere NATO-Truppen in Afghanistan geboten haben.

Ob oder wie viele der in den vergangenen Jahren in Afghanistan gestorbenen US-Soldaten aufgrund der "Kopfgeld-Vereinbarung" zu Tode kamen, ist aber unklar. Sowohl Russland als auch die Taliban bestreiten, dass es eine solche Vereinbarung je gegeben hat.

"Dieses schlichte Gerücht zeigt ganz klar die niedrige Intelligenz der US-Geheimdienst-Propagandisten, die sich diesen Schwachsinn ausgedacht haben, anstatt etwas Plausibleres zu erfinden", heißt es aus dem russischen Außenministerium. Zabihullah Mujahid, ein Sprecher der Taliban, leugnete Vereinbarungen mit jeglichen staatlichen Geheimdiensten. Die Tötungen und Hinrichtungen der vergangenen Jahre seien immer mit Taliban-eigenen Ressourcen finanziert worden. Seitdem die Taliban gemeinsam mit den USA an einem Friedensplan für Afghanistan arbeiten, habe man von der Tötung von US-Amerikanern vollständig Abstand genommen. "Ihre Leben sind sicher und wir greifen sie nicht an", betonte Mujahid.

Gesandte der USA und der Taliban unterschrieben im Februar dieses Jahres einen Friedensvertrag in DohaBild: picture-alliance/AP Photo/H. Sayed

Wusste Trump Bescheid?

Fest steht aber, dass US-Geheimdienste schon vor Monaten über Informationen über den angeblichen Kopfgeld-Deal verfügten. Die Frage ist, ob sie US-Präsident Donald Trump darüber informierten. Wenn ja, sei die Geheimhaltung der Sache vor der amerikanischen Öffentlichkeit nur ein weiterer Beweis dafür, dass Trump es sich um keinen Preis mit Russlands Staatschef Wladimir Putin verscherzen wolle, sagen Kritiker.

Trump streitet das entschieden ab. Die Info sei für nicht glaubwürdig gehalten worden, schrieb er auf Twitter. "Deswegen wurde sie mir und dem Vizepräsidenten nicht gemeldet", so der Präsident. Das Ganze könnte möglicherweise auch nur eine weitere Lügengeschichte der New York Times sein.

Trumps Pressesprecherin Kayleigh McEnany sagte Reportern, es habe unter den verschiedenen US-Geheimdiensten keine Einigkeit darüber gegeben, wie ernst die angebliche "Kopfgeld-Vereinbarung" zu nehmen sei. Deswegen seien die Erkenntnisse nicht ins Oval Office weitergeleitet worden. Aber aus mehreren Regierungs- und Geheimdienstquellen heißt es, der Präsident sei sehr wohl gebrieft worden.

Ein Regierungsbeamter, der nicht genannt werden wollte, erklärte dem Nachrichtensender CNN, die Informationen wurden Trump zumindest schriftlich vorgelegt, in der Zusammenfassung von Geheimdiensterkenntnissen, die der Präsident jeden Tag erhält. Allerdings ist auch bekannt, dass Trump diese schriftlichen Briefings nicht immer vollständig liest, und sich lieber einige Male die Woche mündlich auf den neuesten Stand bringen lässt.

Ein ehemaliger Geheimdienstmitarbeiter sagte, die Behauptung, dass der Präsident über so wichtige Erkenntnisse nicht informiert worden sei, nur weil sich CIA und andere Geheimdienstler nicht einig über die Glaubwürdigkeit ihrer Informationen waren, sei "absurd". Komplette Einigkeit gebe es in diesen Kreisen so gut wie nie, so der frühere Geheimdienstler. 

 

Kritiker sind der Ansicht, Donald Trump lasse Wladimir Putin zu viel durchgehenBild: picture-alliance/AP/S. Walsh

Demokraten: Trump lässt Stärke vermissen

Selbst wenn es stimmen sollte, dass der Präsident vor den Enthüllungen der New York Times nichts von den Erkenntnissen seiner Geheimdienste gewusst habe, ist es inakzeptabel, wie er seitdem reagiert, kritisieren Trumps politische Gegner. Russlands Verhalten sei "vollkommen ungeheuerlich", sagte Nancy Pelosi, Demokratin und Vorsitzende des Repräsentantenhauses, in einem TV-Interview. "Da würde man annehmen, dass der Präsident mehr erfahren wollte, sobald er davon hörte, anstatt nur abzustreiten, dass er irgendwas wusste."

Auch der demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden zeigte sich empört über Trumps Verhalten. "Nicht nur, dass er keine Sanktionen oder jegliche Konsequenzen für Russland wegen dieses ungeheuerlichen Verstoßes gegen internationales Recht angeordnet hat", so Biden am Wochenende. "Donald Trump macht außerdem damit weiter, Wladimir Putin auf peinliche Art und Weise Achtung zu zollen."

Carla Bleiker Redakteurin, Channel Managerin und Reporterin mit Blick auf Wissenschaft und US-Politik.@cbleiker