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KonflikteUkraine

Russland attackiert ukrainische Energieversorgung

21. Juni 2025

Während der russische Angriffskrieg fortdauert, erhebt Kremlchef Putin immer weiter gehende Ansprüche: "Die ganze Ukraine ist unser", verkündet er in St. Petersburg.

Verkohlte Reste einer Drohne liegen zur Nachtzeit auf einem durch Kamerablitz erleuchteten gepflasterten Boden
Reste einer abgeschossenen russischen Drohne, aufgenommen am MittwochBild: Dmytro Smolienko/Ukrinform/ABACAPRES/picture alliance

Russland hat mit nächtlichen Drohnen- und Raketenangriffen die Energieinfrastruktur der zentralukrainischen Region Poltawa beschädigt. Nach Angaben der örtlichen Militärverwaltung wurden im Kreis Krementschuk "direkte Einschläge und Abstürze von Trümmern auf Objekte der Energieinfrastruktur und auf offenem Gelände" registriert. Mindestens ein Mensch sei verletzt worden, schrieb der Militärgouverneur von Poltawa, Wolodymyr Kohut, im Onlinedienst Telegram. Zum Ausmaß des Sachschadens machte er keine Angaben.

Medienberichten zufolge waren in der Industriestadt etwa 50 Explosionen zu hören. Das Internetportal Strana.ua veröffentlichte Fotos und Videos, die die Angriffe zeigen sollen und auf denen Rauch und Feuer zu sehen sind. Demnach hat die russische Luftwaffe erneut die in Krementschuk ansässige Raffinerie attackiert.

Drohnen, Marschflugkörper, Hyperschallraketen

Insgesamt startete Russland der ukrainischen Flugabwehr zufolge 272 Drohnen und Drohnenimitate in der Nacht zum Samstag gegen die Ukraine. Mehr als 250 davon seien durch Störsender vom Kurs abgebracht oder abgeschossen worden. Zudem habe man vier russische Marschflugkörper und eine Hyperschallrakete vernichtet, hieß es.

Angriffe gehören für große Teile der ukrainischen Bevölkerung zum Alltag, hier ein zerstörtes Wohnhaus in Odessa am FreitagBild: Michael Shtekel/AP/picture alliance

Nächtliche Angriffe auf Städte in der Ukraine gehören zum Alltag, seit Russlands Präsident Wladimir Putin vor mehr als drei Jahren die Invasion im Nachbarland befahl. Im Februar einigten sich Moskau und Kyjiw auf Vermittlung von US-Präsident Donald Trump darauf, als ersten Schritt in Verhandlungen über ein Kriegsende Energieobjekte von den Luftschlägen auszunehmen. Die auf 30 Tage befristete Abmachung ist inzwischen ausgelaufen - allerdings warfen sich beide Seiten auch während dieser Zeit Verstöße gegen die Absprache vor. Ein Frieden in der Ukraine ist nach wie vor nicht in Sicht.

Gebietsanspruch per Fußabdruck

Putin bekräftigt vielmehr seine Kriegsziele und den vermeintlichen Anspruch auf das Nachbarland. Auf dem Wirtschaftsforum in St. Petersburg reklamierte er auch Regionen für Russland, die bislang nicht als angeblich russisches Staatsgebiet bezeichnet wurden. So werde eine Einnahme der Stadt Sumy im Nordosten grundsätzlich nicht ausgeschlossen. Dann ging der Präsident noch weiter: "Ich betrachte Russen und Ukrainer als ein Volk", erklärte er. "In diesem Sinne gehört die gesamte Ukraine zu uns", behauptete Putin.

"Wo der Fuß eines russischen Soldaten steht, das gehört uns": Russlands Präsident Wladimir Putin auf einem Monitor während des Wirtschaftsforums in St. PetersburgBild: Olga Maltseva/AFP/Getty Images

Auf die Frage des Moderators, wie weit er das Nachbarland erobern wolle, antwortete der Kremlchef: "Wo der Fuß eines russischen Soldaten steht, das gehört uns." Vom Publikum bekam er dafür Applaus. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erwiderte in einer Reaktion, Putin zeige klar, dass er keinen Frieden wünsche. "Russland will Krieg führen", sagte Selenskyj in einer Videobotschaft.

"Druck tut noch nicht weh"

Es gebe vonseiten der russischen Aggressoren immer neue Drohungen. "Das bedeutet, dass ihnen der Druck, den die Welt ausübt, noch nicht wehtut", betonte Selenskyj. Der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha wandelte Putins Zitat ab und erklärte, wohin immer ein russischer Soldat seinen Fuß setze, bringe er Tod und Zerstörung. Putins Äußerungen unterliefen die Friedensbemühungen der USA, so Sybiha.

"Russland will Krieg führen": Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine (Archivbild)Bild: Tetiana Dzhafarova/AFP/Getty Images

In dem mehr als drei Jahre andauernden Angriffskrieg hat Russland bisher die ukrainischen Gebiete Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson annektiert, die es aber nicht vollständig kontrolliert. Zuletzt drohte Moskau damit, weitere Regionen könnten folgen, wenn Kyjiw nicht den russischen Forderungen zustimme. So müsse die Ukraine Gebiete abtreten und auf westliche Militärhilfe verzichten.

Insgesamt hält Russland rund ein Fünftel der Ukraine besetzt - zusätzlich zur Halbinsel Krim, die es bereits 2014 völkerrechtswidrig annektiert hatte. Vor allem im Osten des angegriffenen Landes rücken russische Soldaten weiter vor. Erst an diesem Samstag erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau, die eigenen Truppen hätten in der Region Donezk eine weitere Siedlung erobert. Die Angaben aus dem Kriegsgebiet lassen sich nicht unabhängig prüfen.

jj/se (dpa, afp, rtr)

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