Russland: Festnahme nach Attentat auf General in Moskau
18. Dezember 2024Der 1995 geborene Mann aus Usbekistan habe gestanden, dass er den Sprengsatz vom ukrainischen Geheimdienst SBU erhalten habe. Das teilte der russische Inlandsgeheimdienst FSB in Moskau mit. Unabhängig überprüfen lassen sich diese Angaben nicht.
Die russischen Behörden stehen unter erheblichem Druck, die Tat mitten in Moskau schnell aufzuklären. Igor Kirillow war Chef der russischen Truppen zum Schutz vor atomaren, biologischen und chemischen Waffen. Am Dienstagmorgen wurde der 54-Jährige vor seinem Wohnhaus im Südosten der Hauptstadt von einem Sprengsatz getötet. Auch sein Adjutant Ilja Polikarpow kam ums Leben. Ermittler sprachen von einem Terrorakt und gingen sofort von einer Tat der Geheimdienste der Ukraine aus.
Kurz darauf reklamierte der ukrainische Geheimdienst SBU den Anschlag für sich und nannte Kirillow einen "Kriegsverbrecher und ein absolut legitimes Ziel, da er den Befehl zum Einsatz verbotener chemischer Waffen gegen das ukrainische Militär gab". Kirillow galt in Russland auch als wichtiger Propagandist des seit fast drei Jahren dauernden Angriffskrieges gegen die Ukraine.
Aus der Ukraine ferngezündet?
Laut russischem Geheimdienst soll der mutmaßliche Attentäter eine kleine WLAN-Kamera in einem Leihauto platziert haben, das an Kirillows Haus geparkt war. So hätten ukrainische Offiziere aus der Ferne die Bewegungen des Generals überwachen können. Sie seien es auch gewesen, die die in einem Elektroroller versteckte Bombe aus der Ferne gezündet hätten.
Dem Usbeken wurden demnach 100.000 Dollar (rund 95.000 Euro) für die Tat versprochen sowie die Möglichkeit, sich "in einem europäischen Land" niederzulassen. Videoaufnahmen zeigten ihn beim Geständnis in Handschellen und mit mehreren Verletzungen im Gesicht.
General Kirillow ist der ranghöchste Vertreter des russischen Militärs, der seit Beginn der russischen Offensive in der Ukraine im Jahr 2022 auf russischem Boden getötet wurde. Im August 2022 wurde die nationalistische russische Autorin Darja Dugina bei der Explosion einer Autobombe in Moskau getötet. Der bekannte russische Militärblogger Maxim Fomin war im April 2023 bei einem Bombenanschlag in einem Café in St. Petersburg getötet worden.
Offenbar zahlreiche Nordkoreaner gefallen
Die auf Seiten Russlands kämpfenden nordkoreanischen Militäreinheiten haben nach Einschätzung eines US-Regierungsvertreters bei Gefechten mit der ukrainischen Armee in der russischen Grenzregion Kursk hohe Verluste erlitten. "Nach unserer jüngsten Schätzung hat Nordkorea mehrere hundert Opfer zu beklagen", sagte der US-Militärverantwortliche in Washington. Die Zahl beinhalte leicht verletzte Soldaten ebenso wie getötete Soldaten. "Dies sind keine kampferprobten Truppen. Sie waren noch nie in einem Gefecht", fuhr er fort.
Russland und Nordkorea hatten ihre militärische Kooperation nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 verstärkt. Im Juni unterzeichneten beide Länder einen Verteidigungspakt, der in diesem Monat in Kraft trat. Ab Mitte Oktober gab es dann die ersten Berichte über die Entsendung nordkoreanischer Soldaten nach Russland. Nach Schätzungen der US-Regierung schickte Nordkorea rund 10.000 Soldaten zur Verstärkung der russischen Einheiten.
Die ukrainische Armee war im August in der Region Kursk einmarschiert und hatte dort mehrere hundert Quadratkilometer besetzt. Mittlerweile musste sie aber einen großen Teil des eroberten Gebiets wieder aufgeben. Am Dienstag erklärte die ukrainische Armeeführung, Russland habe in der Region eine "intensive" Gegenoffensive gestartet.
Wieder russische Geländegewinne
Russland hat die Einnahme zweier weiterer Dörfer in der ostukrainischen Region Donezk verkündet. Die nahe der Industriestadt Kurachowe gelegenen Ortschaften Stari Terny und Trudowe seien "befreit" worden, erklärte das Verteidigungsministerium. Demnach scheint die Eroberung von Kurachowe durch die russische Armee kurz bevorzustehen. Kurachowe ist eine strategisch wichtige Stadt am südlichen Ufer eines Stausees. Seit einigen Tagen befinden sich bereits russische Soldaten in der Stadt, die vor dem Ausbruch des Konflikts knapp 20.000 Einwohner hatte.
Die russische Armee ist im Osten der Ukraine seit Monaten auf dem Vormarsch. Der ukrainischen Armee fehlt es an Waffen und Personal, seit dem Herbst zieht sie sich in wachsender Geschwindigkeit zurück. Der Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee, Oleksandr Syrskyj, hatte am Dienstag gesagt, die "schwierigste Situation" bestehe derzeit rund um Kurachowe und die für die Versorgungslogistik wichtige Stadt Pokrowsk weiter nördlich in der Region Donezk.
Der russische Staatschef Wladimir Putin hat die Eroberung des gesamten Donbass im Osten der Ukraine zur Priorität erklärt. Am Montag sagte er bei einem Treffen mit der Armeeführung, Russland sei an der gesamten Front im Vorteil und habe bereits 189 ukrainische Ortschaften eingenommen. Nach Angaben von Verteidigungsminister Andrej Beloussow rückt die russische Armee derzeit im Schnitt 30 Quadratkilometer pro Tag vor.
kle/sti (afp, dpa)