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KonflikteUkraine

Russland greift massiv an, die Ukraine attackiert Flugplätze

6. Juni 2025

Die russische Armee hat die Ukraine erneut mit einem großen Drohnengeschwader angegriffen. Es gab Tote und Verletzte. Aber auch Russland musste offenbar empfindliche Treffer einstecken.

Ukraine | RFeuer und Rauch über der nächtlichen Skyline von Kyjiw (06.06.2025)
Brände in Kyjiw in Folge der russischen AttackeBild: Gleb Garanich/REUTERS

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte mit einem Vergeltungsschlag gedroht. Möglicherweise fand der jetzt statt, als Reaktion auf die erfolgreiche Zerstörung von russischen Militärjets durch einen Drohneneinsatz des ukrainischen Geheimdienstes am vergangenen Sonntag. Die Armee habe mit weitreichenden Waffen vom Land, aus der Luft und von See aus militärische und militärnahe Ziele in der Ukraine als Reaktion auf "Terrorakte" gegen Russland attackiert, teilt das Verteidigungsministerium in Moskau mit.

Wie die ukrainische Luftwaffe meldet, wurde die Ukraine in der Nacht zum Freitag massiv aus der Luft attackiert. Insgesamt habe Russland die Hauptstadt Kyjiw und andere Regionen mit 452 Drohnen und Raketen angegriffen. 406 davon hat die ukrainische Luftwaffe nach eigenen Angaben abgefangen und zerstört.

Doch einige russische Flugkörper erreichten ihre Ziele. Aus Kyjiw berichten Anwohner von heftigen Explosionen, die noch weit entfernt Fensterscheiben zum Klirren brachten. Mehrere Feuer brachen aus.

Durch Russlands nächtlichen Luftangriff zerstörte Wohnung in KyjiwBild: Thomas Peter/REUTERS

Nach Angaben der ukrainischen Behörden wurden bei dem russischen Angriff vier Menschen Kyjiw getötet. Zudem wurden 20 Personen verletzt, wie der Bürgermeister der Hauptstadt, Vitali Klitschko, mitteilte. Von den Verletzten müssten 16 im Krankenhaus behandelt werden.

Der Betrieb der Metro wurde laut der Militärverwaltung von Kyjiw unterbrochen. Gleise zwischen zwei Bahnhöfen seien getroffen worden.

Auch der Westen der Ukraine war nach Angaben der Regionalverwaltungen Ziel im russischen Angriffskrieg: Dabei wurden in der Stadt Ternopil fünf Menschen verletzt. Die Behörden empfahlen den Bewohnern, in ihren Häusern zu bleiben, da nach einem Brand eine hohe Konzentration giftiger Substanzen in der Luft liege. Zudem sei in Teilen der Stadt der Strom ausgefallen.

Auch in der nordwestlichen Stadt Luzk gab es fünf Verletzte. Bei dem Angriff wurden Wohnhäuser, Bildungseinrichtungen und Regierungsgebäude beschädigt.

Ukraine greift weitere Militäranlagen an

Die Ukraine ihrerseits zielt weiterhin auf russische Luftwaffenstützpunkte. Laut ukrainischer Armee ist mit einem der "erfolgreichen" Angriffe der Flugplatz Engels in der südrussischen Region Saratow getroffen worden. Dort seien viele "feindliche Flugzeuge" stationiert.

Bild aus Social-Media-Video nach ukrainischem Angriff auf EngelsBild: Social Media/REUTERS

Aus Russland heißt es dazu, in der Großstadt Engels sei ein Hochhaus getroffen worden. Verletzte habe es nicht gegeben. Das Gebäude sei kurzzeitig evakuiert worden, die Bewohner seien aber inzwischen zurückgekehrt, teilte der Gouverneur von Saratow, Roman Bussargin, mit. "Durch eine Drohnenattacke ist es zu einem Brand in einem der Industriebetriebe von Engels gekommen", schrieb er zudem. Medienberichten zufolge soll es sich dabei um eine Raffinerie handeln.

In Engels befindet sich ein großer Luftwaffenstützpunkt der russischen Streitkräfte. Die Raffinerie liegt in unmittelbarer Umgebung der Basis, von der auch immer wieder Flugzeuge zum Beschuss der Ukraine aufsteigen.

Die ukrainische Armee gibt zudem an, den Flugplatz Djagilewo in der Region Rjasan südöstlich von Moskau getroffen zu haben. Dort seien Luftbetankungs- und Begleitflugzeuge stationiert, die Russland "zur Unterstützung von Raketenangriffen auf ukrainisches Territorium" einsetze.

Auch im russischen Oblast Brjansk gab es einen Einschlag in der Nähe eines Militärflugplatzes. Auf Videos von Anwohnern ist ein großer Feuerball zu sehen. Zudem sind mehrere Explosionen zu hören. Laut dem unabhängigen Militärblogger Jan Matwejew deutet dies darauf hin, dass ein Munitionslager getroffen wurde.

Im Oblast Tambow wurde dem Gouverneur der Region, Jewgeni Perwyschow, zufolge ein Betrieb getroffen. Drei Menschen seien bei dem Einschlag verletzt worden. Nähere Angaben zu dem Betrieb gab es nicht.

Eisenbahnverkehr weiter im Visier

Im grenznahen Oblast Belgorod gab es derweil einen weiteren Anschlag auf die Eisenbahn: Nach einer Explosion ist eine Reservelok entgleist. Verletzte habe es nicht gegeben, teilten die Behörden mit. Die Strecke sei aber zunächst gesperrt worden.

Russland meldet, die Luftabwehr habe in der Nacht 174 ukrainische Drohnen abgeschossen: über den Gebieten Brjansk, Rostow, Saratow, Woronesch, Kaluga, Kursk, Orjol, Rjasan, Tula, Belgorod, Tambow und der seit 2014 annektierten Halbinsel Krim. "Zudem sind über dem Schwarzen Meer drei Lenkwaffen vom Typ Neptun-MD von der Flugabwehr zerstört worden", so das Verteidigungsministerium in Moskau.

Deutschland will sich stärker schützen

Angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine findet auch ein Umdenken im Zivilschutz in Deutschland statt. Wurden Bunkeranlagen und Schutzräume nach Ende des Kalten Kriegs massiv zurückgebaut, soll sich das nun ändern - teils ganz pragmatisch mit Luftschutzräumen in existierenden unterirdischen Bauwerken. Das verspricht der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Ralph Tiesler, der deutschen Bevölkerung.

BBK-Präsident Tiesler: "Eine Million Schutzplätze" (Archivbild) Bild: Jürgen Heinrich/IMAGO

"Neue Bunkeranlagen mit einem sehr hohen Schutzanspruch kosten viel Geld und Zeit", sagte Tiesler der "Süddeutschen Zeitung". Eine schnellere Lösung sei nötig: "Daher wollen wir Tunnel, U-Bahnhöfe, Tiefgaragen und Keller öffentlicher Gebäude zu Schutzräumen ertüchtigen." So könne "schnell eine Million Schutzplätze" geschaffen werden. Noch im Sommer werde ein Schutzraumkonzept vorgestellt, so der BBK-Chef.

AR/se (rtr, afp, dpa)

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