Russland liefert ab Januar kein Gas mehr nach Moldau
29. Dezember 2024Der russische Energiekonzern Gazprom dreht Moldau inmitten eines Energie-Notstands den Gashahn zu. "Gazprom wird die Erdgaslieferungen an die Republik Moldau ab dem 1. Januar 2025 um 05.00 Uhr GMT (06.00 MEZ) auf null Kubikmeter pro Tag reduzieren", teilte das Unternehmen mit. Der Schritt erfolge in Zusammenhang mit der Weigerung des Landes, seine Schulden zu begleichen. Man behalte sich das Recht auf weitere Schritte vor, einschließlich der vollständigen Beendigung des Gasliefervertrags mit Moldau.
Scharfe Kritik aus Chisinau
Die EU-freundliche Regierung Moldaus verurteilte das russische Vorgehen. Sein Land widersetze sich entschlossen dem politischen Druck und der Manipulation aus Moskau, sagte Ministerpräsident Dorin Recean. Er warf Russland vor, Energie als politische Waffe zur Destabilisierung einzusetzen. Dadurch würde ganz Moldau mitten im Winter unter Ausfällen bei der Strom- und Wärmeversorgung leiden, auch die von Russland unterstützte Separatisten-Region Transnistrien.
Russland liefert jährlich etwa zwei Milliarden Kubikmeter Gas nach Moldau. Dieses wird in die abtrünnige Region Transnistrien geleitet, die gewöhnlich nicht für den Brennstoff bezahlen muss. Dort wird das Gas im Kraftwerk Cuciurgan zur Erzeugung günstiger Energie genutzt, die auch zu einem günstigen Preis an den Rest Moldaus verkauft wird. Der dort erzeugte Strom deckt 70 Prozent des gesamten Landesbedarfs. Russland fordert jedoch von der Zentralregierung eine Zahlung von 709 Millionen Dollar für offene Gasrechnungen. Laut Moldau betragen die Außenstände aber nur 8,6 Millionen Dollar.
Der moldauische Ministerpräsident unterstrich im Onlinedienst Facebook, die "angeblichen Schulden" seien bei einer Buchprüfung mit internationaler Beteiligung "für ungültig erklärt" worden. Recean kündigte an, sein Land werde seine juristischen Optionen prüfen. Möglich sei ein internationales Schiedsverfahren, "um unsere nationalen Interessen zu schützen und Entschädigung zu erhalten".
Bereits im Notstand
Moldau und Transnistrien haben bereits vor Kurzem den Notstand ausgerufen, allerdings wegen des drohenden Transitstopps für russisches Gas durch die Ukraine. Hintergrund war die Ankündigung der Ukraine, mit dem Auslaufen der Transitverträge ab dem 1. Januar kein Erdgas des Kriegsgegners Russland mehr durchzuleiten.
Moldau teilte am Freitag mit, dass es ab dem 1. Januar Maßnahmen zur Reduzierung des Stromverbrauchs um mindestens ein Drittel einführen wird. Das Land sucht inzwischen nach Stromalternativen. Ein geplanter Anschluss an das europäische Stromnetz über eine Starkstromleitung nach Rumänien existiert bisher nicht. Es gibt nur eine kleinere Verbindung; über sie wird seit Oktober ständig Strom geliefert.
kle/sti (afp, rtr, dpa)