"Russland ohne Putin"
4. Februar 2012"Russland ohne Putin" und "Für freie Wahlen" war auf den Bannern zu lesen, mit denen die Regierungskritiker bei eisiger Kälte in die Moskauer Innenstadt zogen. Zehntausende Menschen schlossen sich dem Protestmarsch an, um gegen Regierungschef Wladimir Putin zu demonstrieren. Sie fürchten, dass er nach einer gefälschten Wahl zum dritten Mal in den Kreml einzieht. Er war bereits von 2000 bis 2008 Präsident. Genau einen Monat vor der Präsidentenwahl am 4. März forderte die Opposition eine ehrliche Abstimmung und mehr politische Freiheiten.
Bei dem Protestmarsch und einer anschließenden Kundgebung auf dem Bolotnaja-Platz forderten die Putin-Gegner, den ausgeschlossenen Oppositionspolitiker Grigori Jawlinski zur Wahl zuzulassen. Zu dem Anti-Putin-Umzug versammelten sich Demonstranten unterschiedlicher Parteien und aller Altersgruppen. Viele Demonstranten trugen weiße Luftballons und Bänder als Zeichen für ihr Ziel: einen friedlichen politischen Wandel in Russland. Die Organisatoren der Anti-Putin-Demonstration sprachen von mindestens 120.000 Teilnehmern.
Auslöser der Proteste waren Hinweise auf Wahlbetrug zugunsten von Putins Partei bei der Parlamentswahl im Dezember. Putin hat Forderungen nach einer Wiederholung der Wahl bislang ignoriert. Dies ist bereits die dritte Großdemonstration: Die beiden vorangegangenen Demonstrationen im Dezember, zu denen bis zu 120.000 Menschen kamen, waren die größten in Russland seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion.
"Putin ist super"
Parallel zu den Oppositionsprotesten versammelten sich Anhänger Putins am anderen Ende der Stadt, um ihre Unterstützung für den Ministerpräsidenten zu bekunden. "Putin ist super!" und "Chaos - nein, Putin - ja!" war auf ihren Transparenten geschrieben. Vor allem Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes, Gewerkschafter und Lehrer beteiligten sich an dieser Kundgebung. Viele erklärten, sie seien freiwillig erschienen. Einige räumten allerdings ein, sie seien von den Behörden dazu aufgefordert worden. Die Polizei sprach von 140.000 Teilnehmern allein bei der Pro-Putin-Aktion.
Die Behörden hatten erstmals einen Protestzug der Opposition mit angemeldeten 50.000 Demonstranten durch das Zentrum zugelassen. In der Hauptstadt waren rund 9.000 Sicherheitskräfte im Einsatz. Die Agentur Interfax meldete auch Kundgebungen in anderen russischen Städten mit insgesamt mehreren tausend Teilnehmern.
Autorin: Naima El Moussaoui (dpa, rtr, dapd, afp)
Redaktion: Michael Wehling