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Politik

Russland stellt MH17-Bericht infrage

Roman Goncharenko
28. September 2016

Donezk und Moskau dementieren, Kiew sieht sich bestätigt. Der Bericht internationaler Ermittler über den Abschuss der malaysischen Boeing MH17 über der Ostukraine löste in der Region gegensätzliche Reaktionen aus.

MH17 Flugzeugabsturz Absturzstelle Ukraine 18.7.2014
Bild: picture-alliance/dpa

Der Kontrast könnte kaum stärker sein. Während im ukrainischen Fernsehen die Pressekonferenz des internationalen Ermittlerteams im Fall MH17 live aus den Niederlanden übertragen wurde, herrschte in Russland Schweigen. Der sonst immer blitzschnelle staatliche russische TV-Nachrichtensender Rossija-24 ließ sich am Mittwoch fast zwei Stunden Zeit mit der Berichterstattung über Untersuchungsergebnisse, die Russland schwer belasten. Es gab zunächst keine Live-Schalte, keine Berichte, keine Nachrichtenticker.

Ähnlich stark unterscheiden sich die Schlagzeilen im Internet. "Internationale Ermittler beschuldigen Russland", titelten fast einstimmig ukrainische Medien. In Russland dagegen brachte die staatliche Nachrichtenagentur TASS die gleiche Botschaft mit einem anderen Schwerpunkt und etwas sperrig: Die Rakete auf das Flugzeug sei laut Ermittlern aus einem Gebiet abgeschossen worden, das nicht unter Kontrolle der ukrainischen Streitkräfte gewesen sei.   

Ermittler: Abschussrampe mit Raketen aus Russland 

In einer mit Spannung erwarteten Pressekonferenz stellten die Ermittler am Mittwoch ihren Zwischenbericht vor. Die Boeing der Malaysia Airlines mit der Flugnummer MH17 sei am 17. Juli 2014 vom Gebiet der prorussischen Separatisten in der Ostukraine abgeschossen worden, heißt es darin. Das Flugabwehrsystem vom Typ "BUK" sei von Russland in die Ukraine transportiert und nach dem Abschuss zurück nach Russland gebracht worden. Bei dem Absturz der Maschine, die von Amsterdam nach Kuala-Lumpur unterwegs war, starben alle 298 Menschen an Bord.

In der Pressekonferenz der internationalen Ermittler wurde Russland nicht direkt beschuldigtBild: picture alliance/dpa/K. van Weel

Die Ermittler aus fünf betroffenen Ländern bestätigten damit nach ihrer mehr als zweijährigen Untersuchung den Schluss, zu dem die britische Recherchegruppe Bellingcat bereits wenige Monate nach der Katastrophe gekommen war. Der Zwischenbericht vermeidet es jedoch, Russland direkt zu beschuldigen.

Russland: Bericht voreingenommen und unvollständig

Noch während der Pressekonferenz in den Niederlanden verbreitete die russische Nachrichtenagentur Interfax ein Dementi der prorussischen Separatisten. "So ein Flugabwehrsystem hatten wir nicht, weder das System selbst, noch die Fachleute", zitierte Interfax Eduard Basurin, einen Kommandeur der selbst ernannten Donezker Volksrepublik. "Wir können die Boeing nicht abgeschossen haben", sagte Basurin. Damit bleiben die Separatisten bei ihrer ursprünglichen Haltung.

Das russische Außenministerium meldete sich am späten Nachmittag und nannte die Untersuchungsergebnisse voreingenommen und politisch motiviert. Dmitrij Peskow, Sprecher des russischen Präsidenten Wladimir Putin, hatte schon zuvor nahegelegt, die in den Niederlanden vorgestellten Ermittlungsergebnisse seien unvollständig.

Peskow verwies auf die jüngsten Auswertungen russischer Radarsysteme, die angeblich die Separatisten entlasten. Das Verteidigungsministerium teilte Anfang der Woche mit, Moskau werde diese Daten an die Niederlande weitergeben. Auf die Vorwürfe Richtung Moskau ging Peskow nicht ein, denn er hatte mit Journalisten gesprochen, noch bevor die Ermittlungsergebnisse präsentiert wurden.

Die OSZE hatte beklagt, dass die prorussischen Separatisten den Zugang zur Absturzstelle beschränktenBild: Reuters

Der russische Hersteller der BUK-Raketen, der Konzern Almas-Antej, stellte den Zwischenbericht internationaler Ermittler infrage. Moskau hatte stets alle Vorwürfe im Zusammenhang mit dem Abschuss des Fluges MH17 zurückgewiesen. In den vergangenen zwei Jahren gab es in Russland diverse Erklärungsversuche, auch von staatlichen Rüstungsunternehmen, die nur einen Verdächtigen nannten: die ukrainische Armee.

Ukraine: Verantwortliche zur Rechenschaft ziehen

Die ukrainische Regierung hatte Moskau von Anfang an beschuldigt und sieht sich nun bestätigt. Das ukrainische Außenministerium hob den Weg des BUK-Systems aus Russland in die Ukraine hervor, der im Zwischenbericht detailliert beschrieben wird. "Das verweist noch einmal auf die unmittelbare Beteiligung" Russlands an dem Flugzeugabschuss, hieß es in einer Erklärung. Kiew arbeite daran, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

"Ich bin sicher, dass sich Russland für die 298 unschuldigen Opfer dieses Verbrechens vor einem internationalen Strafgerichtshof verantworten wird", schrieb die Vizeregierungschefin Iwanna Klympusch-Zinzadse auf Facebook. Auch Ministerpräsident Wolodymyr Hrojsman reagierte in dem sozialen Netzwerk auf den Zwischenbericht. Die Untersuchung werde die Frage klären "Wer ist wer im Donbass?", schrieb Hrojsman.

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