Russland-Ukraine-Gespräche nach einer Stunde beendet
2. Juni 2025
Die neue Verhandlungsrunde zwischen Russland und der Ukraine über eine mögliche Waffenruhe endete in Istanbul nach nur einer Stunde. Das bestätigte ein Sprecher des türkischen Außenministeriums. Die Gespräche seien "ohne negatives Ergebnis" zu Ende gegangen, erklärte er ohne Details zu nennen. Eine Fortsetzung im weiteren Tagesverlauf sei nicht vorgesehen.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj teilte bei einem Besuch in Litauen mit, dass beide Seiten an einem erneuten Austausch von Kriegsgefangenen arbeiten würden.
Die Ukraine übergab Russland in Istanbul außerdem eine Liste von Minderjährigen, die aus ihrer Sicht verschleppt wurden. "Es geht um Hunderte Kinder, die Russland gesetzwidrig deportierte, zwangsweise umsiedelte oder in den temporär besetzten Gebieten festhält", schrieb der Chef des ukrainischen Präsidentenbüros, Andrij Jermak, bei Telegram. Die Rückkehr dieser Kinder sei Teil eines gerechten und stabilen Friedens.
Nach früheren Angaben aus Kyjiw hatte Moskau mehr als 19.500 ukrainische Minderjährige aus den eroberten Gebieten "zwangsverschleppt". Mehr als 1000 konnten dabei auch durch internationale Vermittlung in die Ukraine zurückkehren. Über 160 aus ukrainischer Sicht verschleppte Kinder fanden sich teils mit ihren gesetzlichen Vertretern in Deutschland wieder.
2023 hatte der Internationale Strafgerichtshof wegen des Vorwurfes der Verschleppung von ukrainischen Kindern Haftbefehle gegen den russischen Staatschef Wladimir Putin und die russische Kinderbeauftragte Maria Lwowa-Belowa ausgestellt.
Ukraine fordert Russland zu "Flexibilität" auf
Aus ukrainischen Verhandlungskreisen hatte es vor Gesprächsbeginn geheißen, man sei zu "großen Schritten" bereit und mit einer "klaren Agenda" nach Istanbul gekommen. Sollte Russland "bereit zu Fortschritten sein", könnte es bereits im Verlauf des Tages "gute und bedeutende Nachrichten" geben. Hierfür müsse Russland aber "Flexibilität" an den Tag legen und nicht lediglich auf den eigenen Forderungen beharren und "dieselben früheren Ultimaten wiederholen".
Moskau hatte angekündigt, dass die russische Seite in Istanbul ein "Memorandum" mit ihren Friedensbedingungen vorlegen wolle. Der Kreml reagierte aber nicht auf ukrainische Forderungen, diesen Text schon vorab zu übermitteln.
Zweites Treffen nach drei Jahren Funkstille
Der türkische Außenminister Hakan Fidan lobte zu Beginn der Gespräche die Unterstützung der USA für die Verhandlungen in Istanbul. Die "Entschlossenheit" von US-Präsident Donald Trump, Frieden zu schaffen, habe "neue Möglichkeiten eröffnet", sagte Fidan. Die "Überzeugung und Unterstützung" der USA seien "außerordentlich wichtig".
Delegationen aus Russland und der Ukraine hatten am 16. Mai zum ersten Mal seit mehr als drei Jahren wieder direkte Gespräche geführt. Bei dem Treffen in Istanbul hatte es jedoch keine Fortschritte in Richtung einer Waffenruhe gegeben. Beide Seiten einigten sich aber auf einen großen Gefangenenaustausch, der inzwischen auch stattgefunden hat.
pgr/wa (rtr, dpa, afp)
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