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Politik

Russland will Luftangriffe fortsetzen

29. September 2016

Moskau kritisiert die US-Drohung, die Syrien-Gespräche abzubrechen - Washington erwägt die Rebellen aufzurüsten. Derweil droht hunderten Verletzten in Aleppo der Tod, weil die medizinische Versorgung am Boden liegt.

Syrien Krieg Mann mit verletztem Kind in Aleppo
Bild: Reuters/A. Ismail

Nach der Gewalteskalation in Syrien nehmen die Spannungen zwischen den USA und Russland weiter zu. Der Kreml kritisierte Androhungen Washingtons, die Friedensgespräche für Syrien abzubrechen, als ungeschickt. Seine Luftangriffe zur Unterstützung der syrischen Regierung will der Kreml fortsetzen. Russland nehme den "nicht konstruktiven Charakter der Rhetorik aus Washington" zur Kenntnis, bleibe aber an einer Zusammenarbeit mit den USA im Syrien-Konflikt interessiert, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow in Moskau.

US-Außenminister John Kerry hatte Moskau am Mittwoch gewarnt, die USA würden die Gespräche mit Moskau für eine Lösung im Syrien-Krieg abbrechen, sollten die Angriffe auf Aleppo weitergehen. An diesem Donnerstag wiederholte er seine Drohung. Die US-Regierung denkt zugleich einem Medienbericht zufolge darüber nach, als Reaktion auf die massiven Luftangriffe auf die nordsyrische Großstadt Rebellen aufzurüsten.

Merkel spricht mit Erdogan

Angesichts der eskalierenden Gewalt in Syrien hat der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan mit Bundeskanzlerin Angela Merkel telefoniert. Dabei sei es vor allem um die Lage in Aleppo gegangen, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu unter Berufung auf Präsidialamtskreise in Ankara. Erdogan habe Merkel auch über die türkische Operation "Schutzschild Euphrat" in Syrien informiert: Im August waren türkische Bodentruppen nach Nordsyrien vorgedrungen, um Oppositionskräfte im Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) zu unterstützen. Näheres zum Gespräch wurde nicht bekannt.
 

Hunderte Verletzte können nicht mehr versorgt werden

Aufnahmen einer Drohne zeigen schwere Zerstörung Aleppos

00:58

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Aleppo hatte in den vergangenen Tagen die heftigsten Angriffe der syrischen und russischen Luftwaffe seit Beginn des Bürgerkriegs im Jahr 2011 erlebt. Seit dem Zusammenbruch der Waffenruhe vor rund zehn Tagen wurden nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte fast 300 Menschen getötet.

Der Hilfsorganisation Unicef zufolge kamen seit Freitag 96 Kinder ums Leben, 223 wurden verletzt. Rund 600 Verletzte müssten aus der umkämpften Stadt evakuiert werden, da sie nicht mehr angemessen medizinisch versorgt werden könnten. In den von den Rebellen kontrollierten Gebiete gebe es nur noch 30 Ärzte. Akut fehlten Lebensmittel, Wasser und medizinisches Gerät. Die Fluchtwege für die knapp 300.000 verbliebenen Zivilisten im Osten der Stadt sind blockiert.

Kämpfe gehen auch am Donnerstag weiter

Derweilen meldeten Anhänger des Regimes und Rebellen gleichermaßen militärische Erfolge. Syrische Militärkreise berichteten, die Armee und ihre Verbündeten hätten nördlich von Aleppo nach viertägigen Kämpfen das Flüchtlingslager Handarat zurückerobert. Regimegegner, darunter extremistische Milizen, nahmen nördlich der Stadt Hama mehrere Dörfer ein. 

Aktivisten berichteten, bei Luftangriffen nahe Aleppo seien auch zwei Bäckereien bombardiert worden. Am Mittwoch waren in Aleppo durch einen Angriff des Regimes elf Menschen getötet worden, die für die Verteilung von Brot Schlange standen.

Auch der Papst ruft zu Frieden auf

Papst Franziskus hat die internationale Gemeinschaft angesichts der anhaltenden Gewalt in Syrien zu verstärkten Friedensbemühungen aufgefordert. "Wir scheinen uns in einer ausweglosen Spirale aus Arroganz und Tatenlosigkeit zu befinden", beklagte er Vatikanangaben zufolge bei einer Begegnung mit Vertretern katholischer Hilfsorganisationen aus der Region. Die Massenmigration wirke sich als Folge des Konflikts bis weit über die Grenzen der betroffenen Länder aus. Die Kinder in Aleppo seien gezwungen, verunreinigtes Wasser zu trinken, beklagte Franziskus bei dem Treffen, bei dem auch der UN-Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura, anwesend war.

chr/se (rtr,dpa, epd)

 

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