"Russlandkälte" lässt Mitteleuropa bibbern
26. Februar 2018Nach der bislang kältesten Nacht dieses Winters in Deutschland bleibt es laut Deutschen Wetterdienst (DWD) vorerst eiskalt, vor allem in den Alpen und im östlichen Mittelgebirgsraum. Der DWD in Offenbach prognostiziert für die kommenden Tage Dauerfrost und Schneefälle. Während im Norden Minustemperaturen im einstelligen Bereich erwartet werden, wird es laut Prognosen in der Mitte und im Süden bis zu minus 16 Grad kalt - in Gebirgsregionen sogar bis minus 20 Grad. Die gefühlten Temperaturen liegen mitunter weit unter den gemessenen.
Bisher verlief der Dauerfrost in Deutschland relativ glimpflich. Nur im Norden und Osten erhöhte sich aber die Zahl der Verkehrsunfälle durch Schneeverwehungen. Wegen drohenden Eisgangs wurde die Oder für die Schifffahrt gesperrt. Mehrere Bundeslänger appellierten an die Bürger, noch aufmerksamer auf obdachlose Menschen zu achten, die bei der kalten Witterung besonders gefährdet sind. Berlin schuf als Reaktion auf den Dauerfrost nach Angaben von Sozialsenatorin Elke Breitenbach hundert weitere Notfallschlafplätze für Wohnungslose.
Auch viele andere Länder in Europa sind wenige Tage vor Beginn des meteorologischen Frühlings von einem Wintereinbruch betroffen, weil eiskalte Luft aus Sibirien westwärts strömt.
In Rom lag am Montag erstmals seit sechs Jahren Schnee auf den Straßen. Der Zivilschutz ordnete an, dass das Militär die Straßen räumen solle. Die Schulen in der italienischen Hauptstadt blieben geschlossen. Mehrere Bahnhöfe wurden für Obdachlose geöffnet, um diesen einen Schutz vor der Kälte zu bieten. Auch in der kroatischen Hauptstadt Zagreb blieben zahlreiche Schulen aufgrund der Kälte geschlossen.
Angesichts der Kälte erlaubt Österreich Ausnahmen vom Verhüllungsverbot. "Bei diesen Temperaturen wird kein Polizist jemanden belangen, der sein Gesicht zum Schutz vor Kälte verhüllt", sagte ein Sprecher des Innenministeriums in Wien am Montag. Seit dem 1. Oktober 2017 muss eigentlich jeder sein Gesicht von der Stirn bis zum Kinn zeigen. Das zielte unter anderem auf islamische Frauen, die Burka oder Nikab tragen.
In Polen sind bei eisigen Temperaturen seit Freitag mindestens acht Menschen gestorben. Das teilte das Sicherheitszentrum der Regierung mit. In Goldap im Nordosten des Landes fielen die Temperaturen in der Nacht zum Montag auf minus 26,2 Grad. Der Frost werde anhalten, warnten die Behörden und riefen die Bevölkerung auf, vor allem Obdachlosen und älteren Menschen zu helfen.
Im Brüsseler Stadtteil Etterbeek ordnete Bezirksbürgermeister Vincent de Wolf an, Obdachlose in Gewahrsam zu nehmen, wenn sie sich nicht freiwillig in Notunterkünfte begeben. Die derzeitige Kälte stelle ein "größeres Risiko" dar, und es liege in seiner Verantwortung, Todesfälle zu verhindern, sagte de Wolf.
Die Kaltfront hat auch den Norden Griechenlands erreicht. Aus der Region der Hafenstadt Thessaloniki wurde leichter Schneefall gemeldet. Viele Straßen in der nordgriechischen Provinz Mazedonien waren nur mit Schneeketten befahrbar, wie das griechische Staatsradio berichtete. Im Süden des Landes zeigten die Thermometer dagegen frühlingshafte Temperaturen um die 15 bis 16 Grad Celsius, wie das Wetteramt mitteilte.
Auch Elefanten und Flamingos leiden
Die klirrende Kälte setzt auch exotischen Zootieren zu. Im Zoo Basel achten Wärter darauf, dass die Elefanten nicht zu lange im Freigehege sind. "Elefanten haben sehr dünne Ohren. Bleiben sie zu lange an der Kälte, können sie sich Erfrierungen an den Ohrrändern holen", sagte die Sprecherin des Zoos der schweizerischen Nachrichtenagentur sda. Im Weiher der Flamingos gebe es extra eine Vorrichtung, der das Wasser in Bewegung hält. "So können die Vögel im offenen Wasser bleiben, ohne dass ihnen die Füße einfrieren."
qu/uh (dpa, afp)