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Russlands Sonde "Luna-25" fliegt zum Mond: Was kommt danach?

Roman Goncharenko
Veröffentlicht 10. August 2023Zuletzt aktualisiert 11. August 2023

Mitten im Angriffskrieg gegen die Ukraine hat Russland am Freitagmorgen eine Mondsonde gestartet - die erste seit Jahrzehnten. "Luna-25" ist ein Versuch, den Anschluss nicht zu verlieren. Die Konkurrenz ist viel weiter.

"Mondstation", Zeichnung aus Sowjetzeit (1966)
Sowjetisches Mondszenario von 1966: Mit "Luna-25" an den Erfolg von UdSSR-Sonden anschließenBild: picture-alliance/dpa/Sputnik/P. Balabanov

Was die Raumfahrt betrifft, hat Russland viel aufzuholen, sehr viel. Die letzte, damals noch sowjetische Raumsonde "Luna-24" flog am 9. August 1976 zum Erdtrabanten. Luna heißt auf Russisch "Mond". Fast auf den Tag genau 47 Jahre später schickte die Raumfahrtorganisation Roskosmos an diesem Freitag wieder eine Sonde zum Mond: "Luna-25". Der Name soll offenbar für Kontinuität stehen.

Was in russischen Ohren als Rückkehr zur alten Größe klingen mag, ist in Wirklichkeit ein mehrmals verschobener Versuch, beim neuen Wettlauf zum Mond den Anschluss an die USA, aber auch China und andere Länder nicht zu verlieren.

Luna-25: Anknüpfen an sowjetische Mondforschung

Wenige Wochen nach dem Einmarsch in die Ukraine verkündete der russische Präsident Wladimir Putin im April 2022, man werde "das Mondprogramm wiederaufnehmen". Russland solle den "Herausforderungen" im Weltraum erfolgreich begegnen, um auch auf der Erde davon zu profitieren, so Putin.

Der Kremlchef meinte vor allem "Luna-25". Ein groß angelegtes Mondprogramm wie zu Sowjetzeiten gibt es bisher nur als Absichtserklärung.

Die Sowjetunion war auf dem Mond mäßig erfolgreich. Die Weltmacht schickte seit 1959 zwei Dutzend Sonden zum Mond, um Bodenproben zu entnehmen. Doch beim Wettlauf gegen den Erzrivalen USA, Menschen zunächst in den Mondorbit und dann auf die Oberfläche zu bringen, verlor die UdSSR. Niederlagen beim Bau einer Mondrakete führten dazu, dass das Programm in den 1970er-Jahren eingestellt wurde.

Modell der sowjetischen "Luna-17", die 1970 auf dem Mond landete: Mäßige Erfolge der WeltmachtBild: Straube/akg-images/picture alliance

Was ist das Ziel der russischen Mondmission?

Unter Putin wurde die Arbeit an einer neuen Mondsonde Mitte der 2000er-Jahre wiederaufgenommen. Das Projekt hieß zunächst "Luna-Glob" und wurde 2013 in "Luna-25" umbenannt.

Die Europäische Raumfahrtagentur ESA war als Partner dabei, stieg jedoch nach dem russischen Überfall auf die Ukraine aus. Die Entwicklung der Raumsonde war deutlich langsamer als geplant, technische Probleme führten zur Überarbeitung und mehreren Startverschiebungen. 

Die Reise der Sonde vom Startort am Weltraumbahnhof "Wostotschnyj" im russischen Fernen Osten bis zur Mondoberfläche soll weniger als eine Woche dauern. Anders als sowjetische Raumsonden wird "Luna-25" nicht am Mondäquator, sondern am weniger erforschten Südpol landen.

Dort wird im Boden Eis vermutet, das man bei künftigen bemannten Missionen gebrauchen könnte - etwa als Quelle für Trinkwasser und Treibstoff. Die Einsatzdauer von "Luna-25" soll rund ein Jahr sein. Die Bodenproben werden mithilfe eines Greifarms entnommen, analysiert und die Ergebnisse an die Erde gefunkt - so der Plan von Roskosmos.

Weltraumbahnhof Wostotschny in Russlands Fernem Osten: Vier Tage Flugdauer bis zum MondBild: picture-alliance/dpa/S. Mamontov

Später will Russland mehrere Nachfolgesonden zum Mond schicken - zunächst in den Orbit, dann wieder auf die Oberfläche, mit Bohrgeräten an Bord. Allerdings wurden die Starts für diese Missionen verschoben. "Luna-26" soll nicht 2024, sondern erst drei Jahre später, 2027, fliegen.

Russland: Eigene Weltraumstation geplant 

Russland gehört zusammen mit den USA und China zu den drei Großmächten bei bemannter Raumfahrt, profitiert jedoch meistens vom sowjetischen Erbe. Neue Entwicklungen gibt es kaum. So wurde Russland bei Satelliten, der Erforschung anderer Planeten und des Weltalls insgesamt vor allem von den USA überholt.

Zwar plant Russland - ähnlich wie die USA und China - Menschen zum Mond zu schicken. Das Datum verschiebt sich jedoch immer weiter nach hinten. Aktuell wird das Jahr 2030 genannt. Ob dieser Zeitpunkt zu halten ist, scheint allerdings fraglich.

Russland verfügt derzeit weder über eine Mondrakete noch über ein Raumschiff dafür. Projekte gibt es nur auf Papier. Der Krieg in der Ukraine dürfte die Umsetzung weiter erschweren.

"Luna-25" bei den Startvorbereitungen in Wostotschny: Nachfolgemissionen verschobenBild: Roscosmos/REUTERS

Die USA dagegen stehen in den Startlöchern und planen, bemannte Flüge zum Mond voraussichtlich 2024/2025 wiederaufzunehmen. Das "Artemis"-Programm ist in der Abschlussphase. Weniger Jahre danach will auch China mit bemannten Flügen zum Mond folgen.

Fest steht, dass Russland nach dem Betriebsende der Internationalen Raumstation ISS eine eigene Raumstation bauen will. Die Vorarbeit daran soll 2024 beginnen. Möglich ist, dass Russland parallel sowohl die ISS zusammen mit anderen Nationen betreibt als auch die eigene Station aufbaut. Raumfahrt ist eine der wenigen Branchen, bei der Russland immer noch mit dem Westen kooperiert.         

Zusammenarbeit mit China statt mit dem Westen

Doch bereits vor dem Überfall auf die Ukraine deutete sich bei der Zusammenarbeit im Weltraum eine Entfremdung zwischen Russland und dem Westen an. 2021 verkündete Russland den Ausstieg aus dem von den USA geführten Projekt "Deep Space Gateway". Es sieht den Bau einer Raumstation im Mondorbit vor. 

Statt mit dem Westen arbeitet Russland immer enger mit China zusammen, auch in der Raumfahrt. Geplant ist unter anderem eine russisch-chinesische Siedlung auf dem Mond - bis 2035.

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