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KonflikteGlobal

Russlands Wagner-Gruppe: Wo sind die Söldner im Einsatz?

Silja Thoms
25. Juni 2023

Die Wagner-Gruppe ist fester Bestandteil der russischen Kriegsführung in der Ukraine. Doch die paramilitärische Einheit ist auch in anderen Ländern weltweit aktiv.

Soldaten in Kampfanzügen vor einem Hubschrauber
Globale Geschäfte - Wagner-Söldner in Mali in WestafrikaBild: French Army/AP/picture alliance

Die militärische, politische und wirtschaftliche Bedeutung der Wagner-Gruppe ist in den vergangenen Jahren immer mehr gewachsen. Laut einer Analyse der US-amerikanischen Denkfabrik Center for Strategic and International Studies (CSIS) hat Russland zunehmend paramilitärische Einheiten und private Militärfirmen wie die Wagner-Gruppe eingesetzt. Es ist nicht immer möglich, deren Aktivitäten konkret nachzuvollziehen, doch die Wagner-Truppe soll insgesamt in rund 30 Ländern weltweit aktiv sein, darunter in Syrien und Mali. 

Europa 

Russlands Krieg in der Ukraine

Seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine taucht die Wagner-Gruppe vermehrt in den Schlagzeilen auf. Erstmals wurde sie bereits 2014 in der Region Donbass in der Ukraine identifiziert, wo sie prorussische Separatisten unterstützte. Seitdem wuchs die Privatarmee stetig. "Wagner verfügt jetzt mit ziemlicher Sicherheit über 50.000 Kämpfer in der Ukraine und ist zu einer Schlüsselkomponente der Ukraine-Invasion geworden", teilte das britische Verteidigungsministerium im Januar mit. Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin selbst sprach kürzlich von etwa 25.000 Mann in seiner Einheit. 

Rekrutiert werden unter anderem Strafgefangene mit dem Versprechen auf Straferlass. Besonders in der schwer umkämpften ostukrainischen Stadt Bachmut spielte die Wagner-Gruppe eine wichtige Rolle. Im Mai hatte die Gruppe den Sieg über Bachmut für sich erklärt und mitgeteilt, die Stadt nun der russischen Armee zu überlassen. 

Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin kündigte im Mai den Abzug aus Bachmut anBild: Concord Press Office/ITAR-TASS/IMAGO

Afrikanische Länder

Die Wagner-Gruppe ist besonders aktiv in afrikanischen Ländern. Hier soll die paramilitärische Einheit russische Interessen durchsetzen, indem sie unter anderem Rohstoffe abbaut, die Position demokratischer Akteure untergräbt und in Kampagnen für Desinformation investiert. 

Sudan

Der Sudan gilt als eines der Schlüsselländer für den russischen Einfluss in Afrika. Dort ist die Wagner-Gruppe schon seit Jahren aktiv und unterstützt die Militärregierung. Laut Medienberichten will Russland vor allem Zugang zu wertvollen Rohstoffen bekommen. Dazu gehören neben Gold etwa Mangan und Silizium. Von besonderem Interesse sind für Russland zudem die Uranvorkommen.

"Prigoschin und sein Netzwerk nutzen die natürlichen Ressourcen des Sudan zu ihrem persönlichen Vorteil und zur Ausweitung ihres Einflusses", sagte der ehemalige US-Finanzminister Steven Mnuchin. Schon während der Regentschaft des Diktators Omar al-Baschir gingen Abbaugenehmigungen für Goldminen an die russische Firma M-Invest, die mutmaßlich vom Oligarchen und Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin kontrolliert wird. Dadurch erhielten Wagner-Sicherheitsleute auch den Auftrag , die M-Invest-Goldminen im Sudan zu sichern.

Mali 

Auch Malis Militärjunta setzt auf russische Wagner-Söldner. Unabhängige Berater des UN-Menschenrechtsrats vermuten, dass die Kämpfer an schweren Verbrechen in Mali beteiligt sind, etwa Menschenrechtsverletzungen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Seit 2021 gebe es "anhaltende und alarmierende Berichte" - konkret ist die Rede von "furchtbaren Hinrichtungen, Massengräbern, Folterhandlungen, Vergewaltigungen sowie sexualisierter Gewalt, Plünderungen, willkürlichen Verhaftungen und Verschwindenlassen".

Die Wagner-Gruppe ist laut UN-Informationen an schweren Verbrechen in Mali und anderen Ländern beteiligtBild: Florent Vergnes/AFP/Getty Images

Zentralafrikanische Republik

Laut Angaben des russischen Botschafters unterstützen etwa 1890 "russische Ausbilder" die Regierungstruppen im Bürgerkrieg in der Zentralafrikanischen Republik. Die Gruppe übernahm offenbar Teil des Personenschutzes für Präsident Faustin-Archange Touadéra und half bei der Ausbildung der Armee der Zentralafrikanischen Republik, um sie auf mögliche Putschversuche vorzubereiten. Als Gegenleistung für ihre militärische und politische Unterstützung soll die Gruppe Zugang zu Bodenschätzen wie Diamant, Gold und Holz bekommen haben. 

Die Bevölkerung leidet - ähnlich wie in Mali - auch hier unter zunehmender Gewalt und Menschenrechtsverletzungen durch Wagner-Mitarbeiter. In einem UN-Bericht vom Juni 2021 dokumentierten Ermittler zahlreiche Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht, darunter exzessive Gewaltanwendung, die Ermordung von Zivilisten, Vergewaltigung, Folter, die Besetzung von Schulen und regelmäßige Plünderungen.

Arabische Staaten

Syrien

Ende 2015 wurde erstmals bestätigt, dass sich Mitglieder der Wagner-Gruppe in Syrien aufhielten, nachdem einige von Kämpfern regierungsfeindlicher Milizen getötet worden waren. Russland ist langjähriger Verbündeter der autoritären Regierung des Landes und unterstützt den syrischen Diktator Baschar al-Assad seit Anfang 2015 militärisch. Die Söldner der Wagner-Gruppe kämpften aktiv an der Seite regulärer russischer Soldaten. Auf ihrem Höhepunkt soll die Wagner-Gruppe mit über 5.000 Kämpfern am Krieg in Syrien beteiligt gewesen sein. Seit Beginn des Krieges in der Ukraine wurden russische Kämpfer aus dem arabischen Land abgezogen, darunter auch solche der Wagner-Gruppe.

Libyen

In Libyen hat die Wagner-Gruppe als eigenständige Kraft agiert. Seit 2014, nachdem Diktator Muammar al-Gaddafi in einer Revolution gestürzt wurde, ist Libyen praktisch in zwei Teile gespalten. Im Osten und im Westen des Landes stehen sich zwei Regierungen gegenüber. Es wird vermutet, dass die Kämpfer der Wagner-Gruppe seitdem im Land sind. Ihre Aufgabe: Die Regierung im Osten und ihren De-facto-Chef, den ehemaligen libyschen Warlord Chalifa Haftar, mit Aufgaben wie Sicherheit und Ausbildung zu unterstützen. Im Jahr 2019 beteiligten sie sich offen an Haftars Angriff auf die westlibysche Regierung in Tripolis.

Die russische Wagner-Gruppe soll angeblich Panzerminen in Libyen deponiert habenBild: Hazem Turkia/AA/picture alliance

Früher waren rund 2.000 Wagner-Mitarbeiter in Libyen. Wie viele es derzeit sind, ist unklar. Vermutet wird, dass die Gruppe von dort aus ihre Operationen auf das Nachbarland Sudan ausgeweitet hat.

Sowohl in Libyen als auch in Syrien wurden Kämpfer der Wagner-Gruppe der Folter, des wahllosen Tötens und anderer Kriegsverbrechen beschuldigt.

Das US-Verteidigungsministerium geht davon aus, dass die Wagner-Gruppe auch Verbindungen zu den Vereinigten Arabischen Emiraten unterhält und von dort bezahlt wird, um Haftar in Libyen zu unterstützen.

Lateinamerika 

Venezuela

Russland hat paramilitärische Einheiten offenbar auch nach Lateinamerika entsandt. Laut der Nachrichtenagentur Reuters seien Mitglieder der Privatarmee Wagner 2019 nach Caracas geflogen, um für die Sicherheit des venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro zu sorgen. Auch soll die Wagner-Gruppe Venezuela helfen, eigene Eliteeinheiten aufzubauen. 

Venezuela und Russland hegen enge militärische und wirtschaftliche Verbindungen. Russland ist einer der größten Gläubiger der venezolanischen Regierung: Seit 2006 hat Russland rund 17 Milliarden US-Dollar an Krediten an Caracas vergeben. Russland will sich in Venezuela die Kontrolle über die weltweit größten Erdölreserven sichern. 

Russland ist einer der wichtigsten Geldgeber in Venezuela: Außenminister Yvan Gil (l) und sein Kollege Sergej Lawrow (r) in CaracasBild: Jesus Vargas/AP/dpa/picture alliance

Asien 

Sri Lanka 

Laut einer Analyse des CSIS ist die Wagner-Gruppe neben Ländern des afrikanischen Kontinentes teilweise auch in Asien aktiv. Hier wird unter anderem Sri Lanka genannt. Wie genau die Truppe dort agiert, ist nicht klar, da es sich teilweise um sehr komplexe Netzwerke von unterschiedlichen paramilitärischen russischen Einheiten handelt. 

So zeigt ein Bericht der US-amerikanischen Denkfabrik New America Verbindungen zwischen der russischen Sicherheitsfirma Moran und der Wagner-Gruppe. Mehrere Moran-Mitarbeitende gaben ganz offen an, Verbindung zur Wagner-Gruppe zu haben - unter anderem in Sri Lanka.

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