Rutte will "Quantensprung" der NATO bei Gefahrenabwehr
9. Juni 2025
Die NATO muss Generalsekretär Mark Rutte zufolge bei der Aufstellung ihrer Verteidigung gegen künftige Bedrohungen einen "Quantensprung" vollziehen. Für eine glaubwürdige Abschreckung und Verteidigung benötige das Bündnis insbesondere eine Verbesserung der Luft- und Raketenabwehr um 400 Prozent, wurde Rutte unmittelbar vor einer Rede in London zitiert.
Über den Ukraine-Krieg hinaus denken
In der Ukraine werde deutlich, wie Russland "Terror aus der Luft" verbreite. "Deshalb werden wir den Schutzschild für unseren Luftraum verstärken", so Rutte laut Manuskript-Fassung. Außerdem benötigten die Streitkräfte der NATO Tausende zusätzliche gepanzerte Fahrzeuge und Panzer und Millionen weiterer Artilleriegeschosse. Selbst wenn der russische Angriffskrieg in der Ukraine ende, sei die Gefahr nicht vorbei.
Russland überzieht die Ukraine seit Kriegsbeginn vor über drei Jahren immer wieder mit schweren Luftangriffen. In der Nacht zu Pfingstmontag wurde die Ukraine nach Angaben ihrer Luftwaffe mit 479 Drohnen und 20 Raketen angegriffen. 460 der unbemannten Fluggeräte sowie 19 der Raketen seien abgeschossen worden. An zehn Orten habe es jedoch Treffer gegeben und an 17 Orten seien Trümmer niedergegangen.
Elektronikfabrik im Visier
Gleichzeitig hieß es aus Kyjiw, ukrainische Drohnen hätten eine Elektronikfabrik in der russischen Teilrepublik Tschuwaschien getroffen. Der Generalstab in Kyjiw erklärte, das Unternehmen sei Ziel gewesen, weil dort Antennen für russische Waffen hergestellt würden. Der Gouverneur der etwa 650 Kilometer von Moskau entfernten Region, Oleg Nikolajew, schrieb bei Telegram, dass zwei Drohnen auf das Gelände der Fabrik in der Stadt Tscheboksary gestürzt seien. Zwei weitere Drohnen seien auf Felder gestürzt. Verletzte gebe es nach ersten Informationen nicht.
Als Reaktion auf den Angriffskrieg Russlands gegen die benachbarte Ukraine hatte die NATO Anfang Juni das größte Aufrüstungsprogramm seit den Zeiten des Kalten Krieges beschlossen. So sollen sich alle NATO-Mitglieder beim Gipfeltreffen Ende des Monats verpflichten, künftig mindestens 3,5 Prozent ihres nationalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Verteidigung zu investieren.
Hinzu könnten dann noch einmal 1,5 Prozent des BIP für verteidigungsrelevante Ausgaben kommen. "Wunschdenken wird uns nicht schützen. Wir können die Gefahr nicht einfach wegträumen", wurde Rutte zitiert. "Hoffnung ist keine Strategie." Deshalb müsse die NATO ein stärkeres und durchschlagskräftigeres Bündnis werden.
haz/pgr (dpa, rtr)
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