Der Staat will der Lufthansa mit einem milliardenschweren Rettungspaket in der Corona-Krise helfen. Ryanair will dagegen klagen. Die Lufthansa hingegen hofft auf ein rasches Ja der EU-Kommission zum Rettungsplan.
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Nach der Zusage von Staatshilfen für die Lufthansa (LH) sieht der irische Billigflieger Ryanair eine massive Wettbewerbsverzerrung auf dem Luftverkehrsmarkt. Die Hilfen der Bundesregierung in Höhe von neun Milliarden Euro würden den monopolähnlichen Zugriff der Lufthansa auf den deutschen Luftverkehrsmarkt weiter stärken, kritisierte die Fluggesellschaft. Er werde beim Europäischen Gerichtshof Einspruch gegen dieses weitere Beispiel einer "illegalen" Staatshilfe einreichen, sagte Ryanair-Chef Michael O'Leary.
Ryanair wirft Berlin EU-feindliches Handeln vor
"Es ist zutiefst ironisch, dass die deutsche Regierung, die alle anderen EU-Länder über die Einhaltung der EU-Vorschriften belehrt, keine Hemmung hat, die Vorschriften über staatliche Beihilfen zu brechen, wenn es um die Lufthansa geht." Die Finanzhilfe werde der Lufthansa Preise unter Kosten ermöglichen und den Billigairlines Ryanair aus Irland oder Easyjet aus Großbritannien den Wettbewerb erschweren, erkärte O'Leary.
Unabhängig von der Kritik des Mitbewerbers Ryanair ist die Einigung zwischen der Fluggesellschaft Lufthansa und der Bundesregierung noch nicht endgültig gesichert. Die EU-Kommission sowie Aufsichtsrat und Hauptversammlung der Airline müssen der Vereinbarung noch zustimmen. Die EU-Kommission muss für eine Genehmigung prüfen, ob die Beihilfe den Wettbewerb im europäischen Luftverkehr beschränkt.
Verhandlungskreise: EU-Genehmigung in wenigen Tagen
Die Lufthansa rechnet nach Informationen aus Verhandlungskreisen mit einer baldigen Zustimmung der EU-Kommission zum neun Milliarden Euro schweren staatlichen Rettungspaket. Grünes Licht sei in den nächsten Tagen zu erwarten, sagten zwei mit den Vorgängen Vertraute der Nachrichtenagentur Reuters. Die Wettbewerbsbehörde fordere, dass die Lufthansa an ihren wichtigen Drehkreuzen Frankfurt und München Start- und Landerechte von jeweils drei der insgesamt etwa 300 dort stationierten Flugzeuge an Konkurrenten abgibt. Die Kranich-Airline ist mit einem Anteil von fast zwei Drittel an beiden Standorten mit Abstand Marktführer.
Fraport lehnt EU-Einschränkungen für Lufthansa ab
Positiv bewertet der Betreiber des Flughafens Frankfurt am Main, Fraport, die Vereinbarung. Das Unternehmen leidet massiv unter der Corona-Krise, der Flughafen ist weitgehend lahmgelegt. Es sei wichtig, dass der Hauptkunde von Fraport seinen Marktanteil in Frankfurt halten "und gerne auch ausbauen" könne, sagte Fraport-Vorstandschef Stefan Schulte auf der im Internet übertragenen Hauptversammlung des Unternehmens.
Schulte sprach sich gegen Pläne der EU aus, der Lufthansa wegen der geplanten deutschen Staatshilfe Start- und Landerechte zu entziehen. Ein restriktives Eingreifen der EU-Kommission in die Verkehrsrechte wäre ein falsches Zeichen für den Flughafen.
Die Bundesregierung und die Lufthansa hatten sich am Montag nach wochenlangen Verhandlungen auf die Staatshilfe in Form von Krediten, stillen Einlagen und einem Einstieg des Staates bei der Lufthansa in Höhe von 20 Prozent geeinigt. Das Unternehmen war in der Corona-Krise schwer unter Druck geraten. Im Konzern sind rund 138.000 Menschen beschäftigt. Zehntausende Jobs stehen auf der Kippe.
qu/se (dpa, rtr, afp)
Wenn der Staat den Steuerknüppel übernimmt
Die Lufthansa soll mit Geld aus der Staatskasse die Umsatzeinbrüche überstehen, die sie in der Coronakrise erlitten hat. Weltweit gesehen steht sie damit nicht alleine: Viele Airlines bemühen sich um staatliche Hilfe.
Bild: AP
Hilfe ja, Einmischung nein!
Deutschland greift der Lufthansa mit neun Milliarden Euro unter die Arme. Dafür übernimmt der Staat 20 Prozent der Anteile mit der Möglichkeit, auf 25 Prozent plus eine Aktie aufzustocken. Im Fall eines feindlichen Übernahmeversuchs sollen so tausende Arbeitsplätze gesichert werden. Wirtschaftsminister Peter Altmaier sagt: Eine Einmischung in Entscheidungen des Managements wird es nicht geben.
Bild: picture-alliance/dpa/A. Dedert
Smartwings will einen smarten Deal
Die Tschechische Republik will ihren Einfluss auf Smartwings ausbauen, die Muttergesellschaft der Czech Airlines. Industrieminister Karel Havlicek hat sogar eine Komplettübernahme des Konzerns ins Spiel gebracht. Manager der Gesellschaft sagen jedoch, dass niemand ein Interesse daran habe; sie wollen lieber einen vom Staat abgesicherten Kredit, um die Fluggesellschaft durch die Krise zu bringen.
Bild: picture-alliance/dpa
TAP: Kredit oder Übernahme?
Die halbstaatliche portugiesische Fluggesellschaft TAP bemüht sich um einen vom Staat gestützten Kredit, um ihr Überleben zu sichern. Ministerpräsident Antonio Costa spricht von der Möglichkeit einer Komplett-Verstaatlichung. Noch gehört die Gesellschaft nur zur Hälfte dem Staat Portugal, zu 45 Prozent dem US-Brasilianer David Neeleman. Die restlichen fünf Prozent gehören Mitarbeitern.
Bild: picture alliance/M. Mainka
Überleben ohne Hilfe? No way, Norwegian!
Der Billigflieger Norwegian hält sich nur mit staatlicher Hilfe noch in der Luft. Nach einer Umstrukturierung sicherte sich die Gesellschaft eine Kreditzusage der Regierung in Oslo. AerCap, eine Gesellschaft für Flugzeugleasing, tauschte Leasingverträge gegen Anteile und besitzt jetzt 15,9 Prozent von Norwegian. 12,67 Prozent gehören BOC Aviation, das von der Bank of China kontrolliert wird.
Bild: picture-alliance/dpa/M. Mainka
Nach 48 Jahren in den roten Zahlen
Zum ersten Mal in ihrer 48-jährigen Geschichte mussten Singapore Airlines in diesem Monat Verluste bekanntgeben; die meisten ihrer Maschinen bleiben in der Pandemie am Boden. Die Fluggesellschaft gehört schon mehrheitlich dem Staat - die Staatsholding Temasek kontrolliert mehr als 50 Prozent der stimmberechtigten Aktien. Die Regierung legt Wert darauf, dass sie sich aus dem Management heraushält.
Bild: Singapore Airlines
Golf-Airlines: Staatshilfe als Geschäftsprinzip
Emirates, Etihad und Qatar, staatliche Fluggesellschaften aus der Golfregion, werden schon lange von der Konkurrenz kritisch beobachtet. Die behauptet, die drei Golf-Airlines hätten durch unbegrenzte staatliche Unterstützung einen unfairen Wettbewerbsvorteil und würden so andere Gesellschaften verdrängen. Vor der Pandemie konnten die drei vom Golf überdurchschnittliches Wachstum verbuchen.
Bild: C. Furlong/Getty Images
Staatliche Kontrolle - nichts Neues für Aeroflot
Die Aeroflot-Gruppe mit den Fluggesellschaften Aeroflot, Rossiya und Pobeda ist ein weiteres Beispiel: Sie gehört zu 51,2 Prozent dem russischen Staat. Weltweit gehören ungefähr 150 weitere Fluggesellschaften laut Wikipedia mehrheitlich dem jeweiligen Staat - und sind damit in der Minderheit. Denn insgesamt gibt es auf diesem Globus rund 5000 Airlines.