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Politik

Säbelrasseln am Persischen Golf

Udo Bauer
8. Mai 2019

Iran kündigt Teile des Atom-Deals auf und droht, den Zugang zum Golf zu blockieren. Die Amerikaner schicken einen Flottenverband in die Region. Kommt es bald zum Krieg? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

USA Iran Spannungen Symbolbild USS Abraham Lincoln
Bild: Reuters/U.S. Navy/Mass Communication Specialist 2nd Class, Clint Davis

Wie kam es zu der aktuellen Eskalation?

Die USA haben im April die Sanktionen gegen Iran weiter verschärft. Ölexporte sind jetzt für Teheran noch schwieriger als zuvor. Iran fühlt sich bedroht, weil es durch die Sanktionen einen weiteren wirtschaftlichen Niedergang befürchtet. Wenige Wochen später stufte Washington die iranischen Revolutionsgarden als Terrororganisation ein. Daraufhin wurde auch beim Mullahregime der Ton schärfer. Der Marinechef der  Revolutionsgarden, Alireza Tangsiri, und Präsident Rohani haben kürzlich damit gedroht, die Meerenge von Hormus im Persischen Golf zu sperren.

Was würde die Sperrung der Straße von Hormus bedeuten?

Das bekäme die ganze Welt zu spüren. Denn über diesen Seeweg werden 30 Prozent des weltweiten Rohöls transportiert. Eine Sperrung ist relativ einfach zu bewerkstelligen: Die Meerenge ist zum Teil nur knapp 40 Kilometer breit. Davon sind nur nur zwei Streifen von jeweils drei Kilometern Breite überhaupt für die Supertanker befahrbar. Die Platzierung einiger wenigen Seeminen würde ausreichen, um den gesamten Verkehr zum Stillstand zu bringen. Sollte Iran das tun, wäre ein Krieg im Golf sehr wahrscheinlich. Dass Teheran so weit gehen wird, ist allerdings zu bezweifeln. Denn das Land hätte nicht nur die USA, sondern fast alle ölexportierenden Golfanrainer gegen sich.

Die Meerenge von Hormus ist leicht abzuriegeln

Welchen Trumpf hält Teheran sonst noch in der Hand?

Das Atomabkommen. Die USA sind zwar aus dem Pakt von 2015 ausgestiegen, aber die europäischen Vertragspartner und der Iran halten nach wie vor daran fest und umgehen geschickt die einseitigen US-Sanktionen. Jetzt wollen die Mullahs Teile des Abkommens aussetzen: Sie wollen mehr angereichertes Uran und andere Atom-Komponenten behalten, als das Abkommen vorsieht. 60 Tage haben die europäischen Partner laut Ultimatum aus Teheran, um das zu akzeptieren und gleichzeitig die Beschränkungen im Banken- und Ölsektor zu lockern.

Irans Präsident Hassan Rohani pokert jetzt auch mit dem AtomdealBild: picture-alliance/AP Photo/Iranian Presidency Office/M. Berno

Ist der Atomdeal zum Scheitern verurteilt?

Das kommt auf die Reaktion der Europäer an. Wie werden sie auf das Ultimatum aus Teheran reagieren? Gut möglich, dass sie das als Erpressungsversuch zurückweisen. Dann wäre der Vertrag nichtig. Experten bezweifeln, dass es eine gute Idee war, die Europäer so vor den Kopf zu stoßen. Der SPD-Außenexperte Rolf Mützenich sagte der DW, dass "der jüngste Schritt Teherans die Region zusätzlich destabilisieren und die internationale Ordnung weiter untergraben" werde.

Was haben die USA jetzt militärisch vor?

Zunächst werden sie ihre Truppenpräsenz im Golf massiv erhöhen. Ein Flottenverband um den Flugzeugträger USS Abraham Lincoln ist bereits unterwegs und wird in den nächsten Tagen eintreffen. Außerdem werden Bomber vom Typ B-52 in die Region verlegt. So wollen die USA auf jeden Angriff von iranischer Seite sofort reagieren können. Außenminister Mike Pompeo hat bereits vergangene Woche militärische Antworten nicht ausgeschlossen mit den Worten "Wenn das nötig ist, werden wir es tun!"

Gibt es Erkenntnisse über iranische Pläne?

Bereiten die iranischen Revolutionsgarden Angriffe auf US-Ziele vor?Bild: Getty Images/AFP

Ja, die gibt es. Aber Vorsicht, sie stammen vom US-Geheimdiensten und diese lagen in der Vergangenheit nicht immer richtig. Diesen "konkreten und glaubhaften" Erkenntnissen zufolge planen die Iraner Angriffe auf US-Truppen im Irak und Syrien. Dazu hätten die Iraner Kurzstreckenraketen auf Segelbooten Richtung Irak verschifft, heißt es bei CNN, das hohe Regierungsbeamte zitiert.

Was erwarten die Amerikaner von ihren Verbündeten in der Region?

Das konnte man am Dienstag beim Überraschungsbesuch von Außenminister Pompeo im Irak gut beobachten: Die USA fordern Treue und Schutz ein. Die schiitisch dominierte Regierung in Bagdad verdankt den Amerikanern, dass sie überhaupt an der Macht ist. Insofern verlangte Pompeo, dass sie, sollte die Lage eskalieren, die USA unterstützt, obwohl es in der Bevölkerung viele Sympathien mit den iranischen Glaubensbrüdern gibt. Die weiteren Golfanrainer-Staaten wie das sunnitische Saudi-Arabien und die kleineren arabischen Emirate haben die USA traditionell auf ihrer Seite.

Will einen großen Krieg vermeiden: US-Präsident Donald TrumpBild: Getty Images/A. Wong

Kommt es jetzt zum Krieg oder nicht?

Im Moment nicht – wenn Iran nichts Unüberlegtes tut. Die Amerikaner greifen in der Regel erst dann im großen Stil an, wenn sie Truppen und Material komplett vorbereitet haben. Sollte Teheran aber die Straße von Hormus sperren oder US-Truppen in der Region angreifen, wird eine schnelle Reaktion folgen, da kann man sicher sein. An einem ausufernden großen Krieg haben die USA kein Interesse. Präsident Trump hatte schon im Wahlkampf versprochen, nicht mehr so schnell wie seine Vorgänger in den Krieg zu ziehen. Insofern, Säbelrasseln auf beiden Seiten: ja, aber ein dritter, großer Golfkrieg: nein.