Säulenhalle Stoa169 eröffnet in Polling
15. September 2020
Auf einer landwirtschaftlich genutzten Wiese am Flussufer der Ammer, nur zu Fuß zu erreichen, steht eine offene Halle mit einem bunten Mix an Säulen. Seit Dienstag (15. September) ist die Kunsthalle im oberbayerischen Polling für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt haben sich mit ihren Arbeiten an der Stoa169 beteiligt.
"Der Begriff Globalisierung ist häufig negativ besetzt", sagt der Maler und Initiator Bernd Zimmer im DW-Gespräch. Er wolle das Globale in einen positiv-demokratischem Zusammenhang bringen. "Ich komme aus der Ideenwelt der Aufklärung um Hegel und Kant", sagt er. Bereits vor dreißig Jahren hätten ihn auf einer Indien-Reise die hinduistischen Tempel mit ihren individuell gestalteten Säulen inspiriert, nach diesem Vorbild eine Kunsthalle in Deutschland zu errichten. Nachdem erste Versuche scheiterten, nahm das Projekt 2016 schließlich Gestalt an.
Keine Elektrizität
Die Säulen sind 3,90 Meter hoch und haben einen maximalen Durchmesser von 91 Zentimeter. Sie seien so angeordnet, "dass man immer auf eine Säule zuläuft", sagt Zimmer. Es sei ihm wichtig gewesen, keinen Tempel zu erschaffen, deshalb gebe es auch keinen Eingangsbereich, die Halle ist zu allen Seiten offen.
Getragen wird die Halle über eine gemeinnützige Stiftung, finanziert wird das Projekt überwiegend über Spenden. Der Kritik, dass der Bau in die Natur eingreife, entgegnen die Initiatoren mit dem Verweis, dass die umliegenden Flächen weiterhin für die Landwirtschaft erhalten blieben und kein weiterer Eingriff in die Natur erfolge. In und um die Halle herum werde keinerlei Elektrizität verbaut, es soll kein künstliches Licht geben.
Tiki-Figur nach polynesischem Ritual verabschiedet
Eine Jury, der Mitarbeiter vom Haus der Kunst und der Pinakothek der Moderne in München angehörten, suchte weltweit nach Künstlerinnen und Künstlern. Beteiligt haben sich etwa der beninische Installationskünstler Georges Adéagbo und die preisgekrönte Bildhauerin Ayşe Erkmen.
Als Zimmer im April 2018 die ersten positiven Antworten erhielt, unter anderem von dem Schweizer Künstler Daniel Spoerri, habe er sich gedacht: "Das haut hin". Spoerri war 1960 Mitbegründer der Künstlergruppe Nouveau Réalisme, der auch der französische Maler Yves Klein angehörte.
Zur Eröffnung sind 81 Säulen fertiggestellt, im zweiten Bauabschnitt soll die Zahl auf 121 steigen. Eine Säule von den Marquesas-Inseln in Form einer Tiki-Figur wurde nach altem polynesischem Ritual vom Volk der Enana verabschiedet.
Eine Säulenreihe soll frei bleiben und jedes Jahr durch junge Künstlerinnen und Künstler wechselnder internationaler Kunst-Akademien bespielt werden.
"Hier krachen völlig selbstverständlich Kulturen aufeinander", so Bernd Zimmer. Alle Beteiligten hätten unterschiedliche Vorstellungen von Malerei und Bildhauerei. Auf seinen Reisen habe er viele positive Erfahrungen gemacht und eine Erkenntnis gewonnen: "Als Menschen sind wir alle gleich, wir haben uns nur kulturell unterschiedlich entwickelt." Diese Entwicklungen stünden nun alle unter einem Dach, das sie gemeinsam tragen.