1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Kunst

Kunstmuseum MOCAA in Kapstadt wird eröffnet

Julia Jaki
22. September 2017

In Kapstadt eröffnet das MOCAA. Es ist das erste Museum für moderne afrikanische Kunst auf dem Kontinent. Möglich machte es ein deutscher Mäzen: der ehemalige Puma-Chef und Kunstsammler Jochen Zeitz.

Afrika Zeitz Museum of Contemporary Art Africa (MOCAA) in Kapstadt
Bild: J. Jaki

Manch einen erinnern sie an Waben oder an die Facettenaugen von Insekten. Fest steht: Die nach außen gewölbten, blaugetönten Fenster des Zeitz Museum of Contemporary Art Africa (MOCAA) sind schon jetzt zum Markenzeichen des Gebäudes geworden. Will man über Kapstadts neuestes Museum schreiben, kommt man um Superlative nicht herum: Mit 100 Ausstellungsräumen ist das Zeitz MOCAA das größte Museum Afrikas und – was wichtiger ist – das erste Museum für zeitgenössische afrikanische Kunst auf dem Kontinent.

Für Mark Coetzee, Direktor und leitender Kurator des Zeitz MOCAA, ist die Bedeutung des Museums nicht zu unterschätzen: "Es würdigt endlich den enormen Beitrag afrikanischer Künstler zu den Bildenden Künsten, auf lokaler Ebene und weltweit", sagt Coetzee im Gespräch mit der DW.

Dass dieses Museum nun ausgerechnet in Kapstadt, der "weißesten" Stadt Afrikas, liegt, hat während der vierjährigen Planungsphase für Kritik in der afrikanischen Kunstszene gesorgt. Für Jochen Zeitz, ehemaliger Puma-CEO und Gründer des Museums, liegt der Ortswahl eine glückliche Fügung zugrunde: "Natürlich standen auch Städte wie Nairobi zur Debatte, aber die Betreiber der Waterfront hatten das leerstehende Gebäude, und wir haben nach einer Heimat für die Sammlung gesucht”, erklärt Zeitz gegenüber der DW.

Der britische Architekt Thomas Heatherwick (links) und Jochen Zeitz im GesprächBild: J. Jaki

Drei weiße Männer in Afrika

2013 beschlossen Zeitz und die Betreiber der Victoria & Alfred Waterfront die Gründung des Museums. Der Deal: Die Waterfront übernimmt den 32 Millionen Euro teuren Umbau des ehemaligen Getreidesilos - eine vergleichsweise günstige Summe für ein Projekt dieser Größenordung -, und Jochen Zeitz stellt seine umfangreiche Sammlung zeitgenössischer afrikanischer Kunst als Dauerleihgabe zur Verfügung. Der Wirtschaftsboss und Kunstmäzen sammelt seit geraumer Zeit moderne afrikanische Kunst: Werke einer jungen Avantgarde statt traditioneller Masken oder Kultgegenstände. Kunst, die den Eurozentrismus der Kunstwelt infrage stellt.

Vier Jahre später ist die Metamorphose des Getreidespeichers aus dem Jahr 1921 vollendet: Der Londoner Architekt Thomas Heatherwick hat eine Ausstellungsfläche im roh-industriellen Look geschaffen. Schräg aufgeschnittene Silo-Röhren erinnern an überdimensionale Orgelpfeifen und bilden den imposanten Hintergrund des Atriums. Im Zwischenraum schwebt eine Skulptur des hoch gehandelten südafrikanischen Künstlers Nicholas Hlobo. Über neun Stockwerke verteilt sind Werke von Künstlern wie Zanele Muholi, Athi-Patra Ruga, Kudzanai Chiurai und El-Anatsui zu sehen, alle Teil der 2002 gegründeten Zeitz Collection.

Die Victoria & Albert Waterfront ist bislang für die Bewohner von Kapstadt vor allem ein Freizeit- und ShoppingzielBild: J. Jaki

Dass es mit Zeitz, Heatherwick und Coetzee drei weiße Männer sind, die ein Museum für afrikanische Kunst schaffen, war hinter vorgehaltener Hand – direkt wollten sich angesichts des Hypes nur Wenige äußern - ein weiterer Kritikpunkt an dem Projekt. Coetzee weist dies mit dem Verweis auf seine Belegschaft zurück: Das MOCAA, so der Kurator, werde letztlich 150 Mitarbeiter zählen, bereits jetzt habe er 21 Co-Kuratoren: "Das Museum wird von einer Menge Leute geführt, die Entscheidungen über den Inhalt treffen, und über die Geschichten, die erzählt werden, das darf man nicht vergessen." Zeitz äußert, dass er nur die Plattform geschaffen habe, das Sprachrohr liege in den Händen der afrikanischen Künstler. "Wir leben in einer globalisierten Welt und müssen Schwarz-Weiß-Klischees überwinden, wir sind nur hier, um Chancen zu schaffen", so Zeitz.

Das Innere des MOCAABild: Getty Images/AFP/R. Bosch

Auf Kritik reagiert

Dass es ohne finanzstarke Investoren wenig Chancen für Kunst gibt, weiß auch Atang Tshikare. In seinem Studio im Kapstadter Kreativen-Viertel Woodstock arbeitet der erfolgreiche Künstler an einer Skulptur für eine Ausstellung in Amsterdam: "Wenn ich in meiner Rolle als Geschäftsmann spreche, dann ist das Zeitz MOCAA gut für Kapstadt, denn es vereint viele verschiedene Künstler unter einem Dach an einem Ort, der gut zugänglich ist für Menschen aus aller Welt". Stefan Hundt, Kunstexperte und Kurator der südafrikanischen Sanlam Kunstsammlung, schlägt selbstkritische Töne an: "Südafrika preist sich selbst als die Wundernation, die Afrikas Eintritt in die Demokratie erreicht hat, doch interessanterweise hat es hier in den letzten 20 Jahren niemand hinbekommen, ein solches Museum zu bauen."

Damit nicht nur Touristen, sondern auch Südafrikaner aller Einkommensschichten Zugang zum ersten Museum dieser Art haben, bietet das Zeitz MOCAA Mittwoch vormittags und an vielen Feiertagen freien Eintritt. Für Besucher unter 18 Jahren ist der Eintritt stets frei, eine Jahreskarte kostet mit 15 Euro (250 Rand) wenig mehr als der einfache Eintritt. Neben den Ausstellungen liegt ein weiterer Schwerpunkt auf Bildung – sowohl von Mitarbeitern als auch Schülern. Die Macher des Zeitz MOCAA, so scheint es, haben potentielle Kritikpunkte an dem Projekt in ihrer Planung bedacht. Ob das Museum seinem Anspruch gerecht wird, einen repräsentativen Querschnitt zeitgenössischer afrikanischer Kunst zu zeigen, werden die kommenden Jahre zeigen – wenn sich die Ausstellung vom Kern der Zeitz Collection weiterentwickelt und die zahlreichen Nachwuchs-Kuratoren ihren Einfluss geltend machen.

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen