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Politik

Tote bei Protesten gegen Zumas Verurteilung

12. Juli 2021

Seit der frühere Staatschef in Haft ist, sind viele Südafrikaner in Aufruhr. Doch es sind nicht allein Sympathiebezeugungen für Zuma. Schon warnt Präsident Cyril Ramaphosa vor einer ganz anderen Gefahr.

Ein Polizist bewacht in Johannesburg zwei festgenommene Demonstranten
Ein Polizist bewacht in Johannesburg zwei festgenommene DemonstrantenBild: Yeshiel/Xinhua/picture alliance

Bei den seit Tagen anhaltenden Protesten in Südafrika infolge der Verurteilung von Ex-Präsident Jacob Zuma sind mindestens sechs Menschen getötet worden. Dies meldete die Geheimdienstzentrale Natjoints. Zudem seien bislang 219 Demonstranten festgenommen worden. Neben der Wirtschaftsmetropole Johannesburg ist vor allem Zumas östliche Heimatprovinz KwaZulu-Natal betroffen. In mehreren Orten wurden Geschäfte geplündert und teils in Brand gesteckt, Autos und Lastwagen wurden angezündet. 

Mit brennenden Autoteilen blockieren Zuma-Anhänger eine Schnellstraße in Peacevale nordwestlich von DurbanBild: Rogan Ward/REUTERS

In Johannesburg legten Demonstranten auch Bus- und Bahnverbindungen lahm, wie der Fernsehsender eNCA berichtete. Zehntausende Berufspendler säßen fest. Zudem wurden mehrere Straßen und Autobahnen blockiert. Die Sicherheitskräfte gingen mit Tränengas und Gummigeschossen gegen die Menge vor. Bereits am Sonntag waren in der östlichen Hafenstadt Durban Dutzende Geschäfte geplündert sowie mehrere Einkaufszentren angezündet worden. Auch eine Moschee stand in Flammen. Inzwischen kündigte Südafrikas Armee an, Soldaten nach KwaZulu-Natal wie auch in die nördliche Provinz Gauteng zu schicken.

Der in seiner Heimat als Traditionalist verehrte Zuma war wegen Missachtung der Justiz zu 15 Monaten Gefängnis verurteilt worden, am Mittwoch trat er nach anfänglichem Zögern seine Haftstrafe an. Er muss sich vor einer Untersuchungskommission wegen diverser Korruptionsvorwürfe während seiner Amtszeit (2009-2018) verantworten, war aber mehreren Vorladungen nicht gefolgt. An diesem Montag prüft das Verfassungsgericht einen Antrag Zumas auf Annullierung der Haftstrafe - ein Verfahren, das bei einem höchstrichterlichen Beschluss eigentlich gar nicht vorgesehen ist. In einem Korruptionsprozess steht das Urteil noch aus. 

Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei in Johannesburg Bild: Yeshiel/Xinhua/picture alliance

Die Demonstrationen hätten sich in "ethnisch motivierte Gewalt" verwandelt, warnte inzwischen Präsident Cyril Ramaphosa in einer TV-Ansprache. Zuma gehört der Volksgruppe der Zulu an, während Ramaphosa zu den Venda und große Teile seiner Unterstützer innerhalb der Regierungspartei zur Gruppe der Xhosa gehören. Tribalismus (ein Stammessystem) werde in Südafrika jedoch nicht geduldet, sagte Ramaphosa. Gewalttäter würden strafrechtlich verfolgt, Südafrika bleibe ein Land von "Vielfalt und Einigkeit".

sti/ehl (dpa, rtr, kna)