Die über ein Handy-Video verbreitete Tat sorgte im ganzen Land für Entsetzen. Jetzt müssen die beiden Täter für viele Jahre hinter Gitter.
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Theo Martins Jackson und Willem Oosthuizen (Artikelbild) wurden zu Gefängnisstrafen von 14 und 11 Jahren verurteilt. Die Richterin am Gericht begründete die Höhe der Strafe damit, dass beide Angeklagte keinerlei Reue gezeigt hätten. Das Urteil fiel in Middelburg in der Provinz Mpumalanga, rund 160 Kilometer östlich von Johannesburg.
Die zwei Farmer hatten ihren Arbeiter in den Sarg gezwungen und damit gedroht, ihn anzuzünden. Das Opfer flehte unter Tränen um sein Leben. Kurz darauf zirkulierte in den Sozialen Medien ein zwanzig Sekunden langes Handyvideo der Tat, das im ganzen Land Entsetzen auslöste. Beide Täter wurden unmittelbar nach Verbreitung des Videos festgenommen.
Kluft zwischen Schwarz und Weiß ist nach wie vor groß
Die beiden Männer hatten ihr Opfer als "Kaffir" beschimpft, ein boshaftes Schimpfwort für schwarze Südafrikaner aus der Zeit des rassistischen Apartheidregimes. Beide hatten auf "nicht schuldig" plädiert. Es sei ihnen nur darum gegangen, dem Opfer Angst zu machen, weil sie ihn verdächtigten, Kupfer gestohlen zu haben.
Kein anderes Medium reflektiert die Historie Südafrikas eindrucksvoller als die Fotografie. Das Museum Africa in Johannesburg zeigt nun in einer großen Bilderschau die Geschichte von Repression und Befreiung
Bild: Museum Africa
Fotografen als Zeugen
Die Botschaft ist klar: Die Rassentrennung mag gesetzlich verankert sein, aber sie ist zutiefst unmoralisch. Mitte der 50er Jahren gehen Mitglieder der Bürgerrechtsorganisation "Black Sash" gegen das Apartheidregime auf die Straße. Ein Fotograf hält den Protest fest. Gegründet wurde die "Schwarze Schärpe" von weißen Frauen. Nelson Mandela nannte sie 1990 das "Gewissen des weißen Südafrika".
Bild: Museum Africa
Die Kamera als Waffe
Einer der bekanntesten schwarzen Fotojournalisten wird verhaftet: Peter Magubane begann als Chauffeur und Bote des legendären Magazins DRUM. Der deutsche Jürgen Schadeberg bildete ihn an der Kamera aus. Weltberühmt wurde Magubane mit Bildern vom Aufstand in den Townships. Seinen Fotoapparat musste er häufig vor den Behörden verstecken - angeblich in einer ausgehöhlten Bibel.
Bild: Museum Africa, Johannesburg
Das Ende von Sophiatown
In den 50er Jahren begann das Apartheidregime, Wohngebiete nach "Rassen" aufzuteilen. Im Zuge des "Group Areas Act" wurde das gemischtrassige Stadtviertel Sophiatown, das kulturelle Zentrum der schwarzen Bevölkerungsmehrheit, abgerissen, die Bewohner zwangsumgesiedelt. An der Stelle von Sophiatown entstand "Triomf" - "Triumph", ein Viertel, das ausschließlich Weiße bewohnen durften.
Bild: Museum Africa
Train Church
Endlos dauerten die Fahrten, die die Bewohner der schwarzen Townships zu ihren Arbeitsplätzen in der Innenstadt brachten. Und doch gab es in den überfüllten Zügen spirituelle Momente. Der Fotograf Santu Mofokeng hielt sie fest, in einer beeindruckenden Fotoserie. Die Rolle von Glaube und Religiosität für die Gesellschaft ist bis heute eines seiner wichtigsten Themen.
Bild: Museum Africa, Johannesburg
Widerstand vor Gericht
1956: Presseauflauf beim sogenannten "Treason Trial", bei dem 156 Südafrikaner des Landesverrats beschuldigt wurden. Sie hatten ein Jahr zuvor eine Freiheitscharta veröffentlicht, die eine Überwindung der Apartheid propagierte. Unter den Angeklagten war auch Nelson Mandela. Der Prozess bewirkte eine Solidarisierung der oppositionellen Gruppen über alle Rassenschranken hinweg.
Bild: Museum Africa, Johannesburg
Ikone des Befreiungskampfes
Eines der berühmtesten Bilder der Ausstellung steht heute mitten in Soweto, als Mahnmal. Es erinnert an den Aufstand der Schulkinder, die 1976 gegen die diskriminierende Rassenpolitik protestierten. Der zwölfjährige Hector Pieterson wurde bei der Demonstration erschossen. Fotograf Sam Nzima hielt die Tragödie fest - das Bild ging um die Welt.
Bild: DW/Ulrike Sommer
Trauer und Wut
Immer wieder zeigt die Schau Bilder kollektiver Trauer. Beerdigungen werden zu politischen Großereignissen, wie das Begräbnis der "Craddock Four", vier Mitgliedern einer oppositionellen Gruppe. Sie wurden 1985 entführt, verschleppt und getötet. Später stellt sich heraus, dass die Tat von verdeckt agierenden Offizieren der South African Defence Force initiiert worden war.
Bild: Rashid Lombard
Eine neue Ära
Eine hoffnungsfrohe Nation feiert den Sieger. Am 3. Mai 1994 steht fest: Nelson Mandela wird der erste Präsident eines demokratischen Südafrika. "Es war ein unglaublicher Moment", erinnert sich Fotograf George Hallett. 20 Jahre hatte er südafrikanische Exilanten portraitiert. Um die ersten freien Wahlen mit der Kamera zu begleiten, kehrte er in seine Heimat zurück.
Bild: George Hallett
Schweres Erbe
Jahrzehntelang waren die sogenannten Homelands, Gebiete, die der farbigen Bevölkerung mit einer gewissen Selbstverwaltung eingeräumt wurden, abgeschnitten: vom Zugang zu Bildung, Krankenversorgung, ökonomischem Fortschritt. Auch 20 Jahre nach den ersten freien Wahlen kämpfen viele Regionen mit den Folgen der territorialen Rassentrennung - auch das zeigt die große Bilderschau in Johannesburg.