Kultklotz am Boden
21. Oktober 2009
Rassisten, Drogenbarone und Immobilienhaie
Mit der düsteren, monumentalen Architektur ist 1976 der Machtanspruch der Apartheid einbetoniert worden. Eine Schönheit war Ponte City auch damals nicht. Trotzdem waren die Appartements begehrt. Als Ponte gebaut wurde, waren Hillbrow und Berea extrem elegante Wohnviertel. "Fast wie Manhattan in New York. Wenn man hier wohnte, hatte man es geschafft", erzählt der junge Architekt. Hier lebte die weiße, obere Mittelschicht. Doch im selben Jahr, 1976, wurde in Soweto der Schüleraufstand blutig niedergeschlagen. Die Leute begannen an der politischen Stabilität Südafrikas zu zweifeln und in die sichereren Vororte zu ziehen. Die Innenstadt Johannesburgs war nicht mehr länger eine gute Adresse. Um die Jahrtausendwende übernahmen Drogenkartelle und andere Gangster, zogen kurzfristig auch in Ponte-City ein, bis die Besitzer des Hochhauses sie vertrieben und vermeintliche Investoren mit dem Umbau begannen. Ihre Vision: Luxuswohnungen. Doch das Ganze war reine Spekulation. Die Immobilienhaie tauchten ab, die Besitzer blieben auf einem Hochhaus sitzen, das bis zum 23. Stock entkernt ist. Keine Wände, keine Leitungen, keine Fenster. Nur die Fassade steht noch.
Im Penthouse lebt man gefährlich
Es ist schwer vorstellbar, dass in den oberen Etagen trotz allem noch jemand wohnt. 128 Wohnungen sind vermietet, sagt Jaap Breedt, der Mann, der Ponte nach dem Bankrott wieder aufbauen soll. Er selbst wohnt im Penthouse. Doch die Aussicht auf Johannesburg ist das einzig schöne daran. Es sei gefährlich, sagt Jaap Breedt. "Ich lebe hier oben mit meiner Frau in ständiger Angst." Denn die Nachbarn würden sich regelmäßig betrinken, immer käme es dann auch zu Handgreiflichkeiten. Nachts könnten sie die Wohnung nicht verlassen. "Wir gehen um vier Uhr noch schnell einkaufen, bevor es dunkel wird und schließen uns dann ein. Wir sind schon mehrmals bedroht worden. Es gibt Leute, die wollen uns erschießen."
Hat Ponte-City eine Zukunft?
Unter diesen Bedingungen soll Jaap Breedt dafür sorgen, dass die entkernten Wohnungen wieder renoviert und vermietet werden. Damit sich für Ponte City ein Käufer findet. Eine Mammutaufgabe, aber zu schaffen, meint Brian McKechnie. Er rechnet damit, dass die Wohnungen für niedrige bis mittlere Einkommensschichten ausgebaut werden. Angesichts der immer noch üblen Gegend sind Luxuswohnungen ein Luftschloss. Abriss sei keine Alternative, fügt der Architekt hinzu: "Ponte gehört einfach zu Johannesburg, auch wenn es zweifellos ein hässliches Gebäude ist. Aber es ist Teil der Identität der Stadt, ob man es liebt oder hasst, es gehört einfach dazu."
Autorin: Leonie March
Redaktion: Katrin Ogunsade