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Südamerika: Riesige Felsgravuren am Fluss Orinoco entdeckt

10. Juni 2024

Im heutigen Venezuela und Kolumbien haben Indigene vor mehr als 2000 Jahren gigantische Schlangen, Menschenfiguren und Symbole in den Fels gemeißelt. Es sind die vermutlich größten prähistorischen Felsbilder der Welt.

Felsgravuren mit Schlange und Menschenfigur
Königsboas oder Anakondas spielen in den Mythen der Indigenen eine wichtige Rolle Bild: Dr Philip Riris/dpa/picture alliance

Wer sich in der Wildnis orientieren muss, sucht seit Menschengedenken nach markanten Landmarken wie Bergrücken, Waldrändern, Schluchten oder Flüssen. Vor allem Flüsse sind besonders gute Orientierungshilfen, da sie durch die Fließrichtung auch gleich noch anzeigen, in welche Richtung man gehen muss.

Entlang des Oberen und Mittleren Orinoco-Flusses in Venezuela und Kolumbien haben Forschende nach eigenen Angaben die vermutlich größten prähistorischen Felsbilder der Welt entdeckt. Einige dieser in den Fels gemeißelten Bilder sind mehrere Dutzend Meter lang.

Gigantische Bilder von Schlangen

Insgesamt handelt es sich um 14 monumentale Gravuren an Felswänden entlang des Orinoco. Einige Fundstellen sind bereits länger bekannt, andere wurde erst jüngst entdeckt. Nach Ansicht der Forschenden sind diese Petroglyphen, also die in den Fels gravierten Zeichnungen, mindestens 2000 Jahre alt, das belege der Abgleich mit Keramikfunden aus dieser Zeit.

Die Darstellung einer Riesenschlange ist mehr als 40 Meter lang, dies sei die weltweit größte einzelne Felsgravur, die bislang erfasst wurde, berichtet das Forschungsteam der Universität Bournemouth, des University College London und der kolumbischen Universidad de los Andes im Journal "Antiquity".

Wer diese monumentalen Bilder einst in den Fels meißelte, ist noch nicht klar. Archäologische Funde deuten darauf hin, dass in präkolumbianischer Zeit indigene Gemeinschaften unterschiedlicher Ethnien in dem Gebiet lebten.

Immer wieder taucht das Schlangen-Motiv bei den Felsgravuren aufBild: Philip Riris et al.; Antiquity Publications Ltd.

Für sie müssen Schlangen eine zentrale Rolle gespielt haben, denn immer wieder taucht dieses Motiv bei den Felsgravuren auf. Nach Ansicht der Forschenden handle es sich dabei um Königsboas oder Anakondas, die in den Mythen der Indigenen eine wichtige Rolle spielen.

In den Mythen der Piaroa und Warekena etwa dienten "riesige Schlangen als allgegenwärtige Erinnerung an uralte Konflikte und Verhandlungen zwischen übernatürlichen Wesen und Menschen". Aber die jetzt entdeckten Felsgravuren zeigen auch menschliche Figuren, riesige Tausendfüßer und zahlreiche andere Symbole.

Markante Landmarke als Revier

"Diese monumentalen Stätten sind wirklich groß und beeindruckend, und wir glauben, dass sie dazu gedacht waren, aus einiger Entfernung gesehen zu werden", so Philip Riris, Hauptautor und Dozent für archäologische Umweltmodellierung an der Universität Bournemouth.

Die Gravuren könnten die Grenzen des Reviers gekennzeichnet haben Bild: Philip Riris/José Ramón Oliver/Natalia Lozada Mendieta/Cambridge University/Antiquity Publications Ltd

Schon in präkolumbianischer Zeit war dieser Abschnitt des Orinoco-Flusses eine wichtige Reise- und Handelsroute. Die Forschenden vermuten deshalb, dass die indigenen Gruppen die Gravuren nutzen, "um ihr Territorium zu markieren, an dem ein angemessenes Verhalten erwartet wird", sagt Archäologe Risis.

"Schlangen werden im Allgemeinen als sehr bedrohlich empfunden", so Risis weiter. "Daher könnte der Standort der Felsbilder ein Signal sein, dass man sich an diesen Orten benehmen muss."

 

Quellen:

Largest known prehistoric rock engravings discovered in South America, 2024, Bournemouth University

Monumental snake engravings of the Orinoco River, 2024, Cambridge University Press

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