Südkorea beendet Lautsprecher-Propaganda Richtung Norden
4. August 2025
Südkoreas Armee hat damit begonnen, entlang der Grenze zu Nordkorea Lautsprecher abzubauen, die Popmusik und Nachrichtenprogramme in das abgeschottete Land übertrugen. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Seoul erläuterte vor Journalisten, Ziel der Maßnahme sei es, die Spannungen zu Nordkorea zu reduzieren. Bis zum Ende der Woche sollen alle Propaganda-Lautsprecher entfernt sein. Wie viele es insgesamt sind, ließ der Sprecher offen. Sie waren als Teil einer psychologischen Kriegsführung ein Jahr lang im Einsatz.
Der neue linke Präsident Lee Jae Myung, der sein Amt im Juni übernommen hat, strebt verbesserte Beziehungen zum verfeindeten Nordkorea unter Machthaber Kim Jong Un an. Unter Lees konservativem Vorgänger Yoon Suk Yeol hatten sich die beiden Staaten einen Propagandakrieg mit Lautsprechern und Ballons geliefert.
Gegenseitige "Ballon-Angriffe"
Südkoreanische Aktivisten ließen Ballons mit entsprechenden Flugblättern und USB-Sticks mit beliebter südkoreanischer Musik über die Grenze nach Norden steigen. Nordkorea schickte seinerseits Ballons mit Altpapier, Stoffresten, Zigarettenstummel und sogar Fäkalien Richtung Süden. Südkorea reaktivierte daraufhin seine Lautsprecher aus dem "Kalten Krieg". Nordkorea beschallte den Süden daraufhin unter anderem mit Tiergebrüll und Gonggetöse.
Bereits kurz nach dem Amtsantritt Lees hatte Südkorea die Lautsprecher-Propaganda teilweise eingestellt. Kurz darauf stoppte nach Angaben der südkoreanischen Armee auch Nordkorea die Übertragung von Lärm via Lautsprecher.
Nordkorea rüstet massiv auf
Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel haben in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. So hat die kommunistische Führung in Pjöngjang ihr Raketen- und Atomprogramm rasant modernisiert. Zudem ging Machthaber Kim eine militärische Kooperation mit Russland ein und unterstützte das Land im Angriffskrieg in der Ukraine mit der Entsendung von Soldaten und Munition. Es wird vermutet, dass Pjöngjang im Gegenzug Militärtechnologie von Moskau erhalten hat.
Nord- und Südkorea befinden sich auch mehr als sieben Jahrzehnte nach dem Ende des Korea-Kriegs 1953 formell im Kriegszustand. Die USA haben zehntausende Soldaten in Südkorea stationiert, unter anderem zum Schutz des Bündnispartners.
Kim Yo Jong, die einflussreiche Schwester des nordkoreanischen Staatschefs, wies in der vergangenen Woche jegliche Annäherungsversuche der Lee-Regierung zurück. Sie warf der politischen Führung in Seoul ein "blindes Vertrauen" in das Bündnis mit den USA vor. Diese Haltung und die "Feindseligkeit" gegenüber Nordkorea machten deutlich, dass sich Südkoreas neue Regierung nicht von derjenigen unter dem konservativen Präsidenten Yoon unterscheide.
se/pg (afp, ap, rtr, dpa)