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Politik

Die Stunde der "Patrioten"

Alexander Freund z.Z. Seoul
28. April 2018

Nach dem historischen Gipfeltreffen der koreanischen Staatschefs machen nun Südkoreas Nationalisten Front gegen eine Annäherung. Die Mehrheit ist aber bei aller Skepsis optimistisch. Aus Seoul berichtet Alexander Freund.

Protest südkoreanischer Nationalisten gegen Entspannungspolitik
Bild: DW/A. Freund

Es sind zwar nur ein paar hundert Demonstranten, aber sie machen in Seoul ordentlich Krach und Stimmung gegen Präsident Moon Jae In. Die sogenannten "Patrioten" sind aus dem ganzen Land in die Hauptstadt gekommen, um gegen eine Annäherung an Nordkorea zu protestieren. Mit ohrenbetäubendem Lautsprecherwagen und überdimensionalen Fahnen beherrschen Sie am Tag nach dem historischen Gipfeltreffen das Stadtzentrum.

Vor allem ältere, konservative Koreaner tragen ihre Wut auf die Straße. Demonstrativ schwenken sie neben der südkoreanischen auch die US-amerikanische Fahne, gelten ihnen doch die USA als wichtigste und letzte Schutzmacht gegen den Kommunismus. Allen voran US-Präsident Donald Trump, dessen Konterfei auf zahllosen Fahnen und Transparenten zu sehen ist. Mit nationalistischen Liedern und aufpeitschenden Parolen heizen sie den Unzufriedenen ein. Viele ältere Männer tragen Uniformen, zum Teil von ihrem Einsatz an der entmilitarisierten Zone, also genau dort, wo Moon und Kim Jong Un tags zuvor in überraschend großen Schritten aufeinander zugegangen sind. Von einer neuen Ära ist die Rede, vom Ende des Krieges auf der koreanischen Halbinsel.

Annäherungskritiker Han und An: "Moon will uns verraten!"Bild: DW/A. Freund

Trump, der Kommunistenschreck

Doch davon wollen die "Patrioten" nichts wissen. Sie betrachten jederlei Zugeständnis an Nordkorea als Hochverrat. Viele tragen T-Shirts und Plakate mit dem Konterfei der gestürzten und inzwischen verurteilten ehemaligen Präsidentin Park Guen Hye. Anders als der amtierende Präsident Moon hatte die konservative Park einen äußerst konfrontativen Kurs gegenüber Nordkorea vertreten.

Die Demonstranten verachten die Entspannungspolitik des ehemaligen Menschenrechtsanwalts, der gerade mal vor einem Jahr ins Amt gekommen ist. "Moon will uns verraten! Wir müssen das verhindern, um jeden Preis! Hoch leben die USA!", brüllt der 82-jährige Han. Sein uniformierter Nebenmann An salutiert und pflichtet ihm bei: "Wir müssen Moon stoppen! Eine Wiedervereinigung darf es nur so wie in Deutschland geben, nach westlichen Regeln! Ich hasse die Kommunisten!"

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Neben dem sozialdemokratischen Moon richtet sich der Zorn der Demonstranten auch gegen China, das aus Sicht der "Patrioten" immer aggressiver in der Region auftritt. Entsprechend schwenken die zum Teil rechtsradikalen Demonstranten anti-chinesische Fahnen und Transparente. China sei nicht zu trauen, meint der 36-jährige Hyun: "Peking ist immer noch Nordkoreas Schutzmacht und trägt die Sanktionen nicht wirklich mit. Auf keinen Fall dürften sich die USA jetzt aus Südkorea zurückziehen und den Chinesen das Feld überlassen."

Die Mehrheit will eine Annäherung

Auch wenn die Nationalisten lautstark gegen eine Annäherung an Nordkorea protestieren, so sind sie doch klar in der Minderheit. Unmittelbar vor dem Gipfel hatte das renommierte Meinungsforschungsinstitut "Real Meter" eine repräsentative Umfrage in der Bevölkerung durchgeführt. Demnach wünschen sich mehr als 78% aller Südkoreaner eine Friedenslösung mit Nordkorea. Und diese breite Unterstützung zieht sich quer durch die gesamte südkoreanische Gesellschaft: Hohe Zustimmungswerte bekam Präsident Moon bei Jung und Alt, bei der städtischen Bevölkerung genauso wie auf dem Land, im sozialliberalen Milieu ebenso wie im konservativen Lager. Nach dem historischen Gipfeltreffen dürften Moons Zustimmungswerte sogar noch gestiegen sein, schließlich hat er dem nordkoreanischen Machthaber doch in freundlichster Atmosphäre zahlreiche Zugeständnisse abtrotzen können.

Demonstrant Hyun misstraut China: "Die USA dürfen sich auf keinen Fall aus Südkorea zurückziehen!"Bild: DW/A. Freund

So blickt die überwiegende Mehrheit der Südkoreaner vorsichtig optimistisch in die Zukunft. Bei aller Skepsis halten viele die gemeinsame Erklärung für einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung, dem aber Taten folgen müssen. Aber selbst das dürfte die selbsternannten "Patrioten" so schnell nicht besänftigen.

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