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Südostasien: Vertrauen in die EU steigt wieder

David Hutt | Darko Janjevic
15. April 2025

Laut einer neuen Umfrage unter südostasiatischen Meinungsführern hat die EU wieder ein positiveres Image. Außerdem ist Brüssel nach wie vor die bevorzugte "Mittelmacht" zwischen den USA und China - aber Japan holt auf.

Belgien EU-ASEAN-Gipfel
Südostasien und die EU - Hochs und Tiefs bei Umfragen: Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (l.), Kambodschas damaliger Premier Hun Sen und der damalige Europaratspräsident Charles Michel beim EU-ASEAN-Gipfel im Jahr 2022 in Brüssel.Bild: SNA/IMAGO

Mehr als die Hälfte der befragten Meinungsmacher in Südostasien glaubt, dass die Europäische Union "das Richtige tun" wird, um die Welt zu verbessern. Das registriert die jüngste Studie des ISEAS-Yusof Ishak Institute in Singapur.

Die jährliche Umfrage enthält Antworten aus den zehn ASEAN-Staaten – Singapur, Indonesien, Malaysia, Vietnam, Kambodscha, Thailand, den Philippinen, Myanmar, Laos und Brunei. Zum ersten Mal gehört in diesem Jahr auch Timor-Leste dazu.

Das Institut befragte mehr als 2.000 Personen darüber, wer ihrer Meinung nach "in der Lage ist, die Politik in der südostasiatischen Region zu informieren oder zu beeinflussen". Dazu gehören Personen, die in der Wissenschaft und Think Tanks beschäftigt sind, Regierungsbeamte, Vertreter des Privatsektors, Aktivisten der Zivilgesellschaft und von Nichtregierungsorganisationen, Medienschaffende und Mitglieder internationaler Organisationen.

Die Forscher führten die Umfrage über mehrere Wochen im Januar und Februar dieses Jahres durch; das heißt: sowohl vor als auch nach der Amtseinführung von Donald Trump in Washington.

Sie fragten unter anderem, ob die Teilnehmer glaubten, dass die EU "das Richtige tun" und "zu Frieden, Sicherheit, Wohlstand und Regierungsführung in der Welt beitragen würde".

Der Autoren der Studie stellen dabei fest, dass sich das Vertrauen in die EU in diesem Jahr „deutlich verbessert" hat. Bei den Befragten der ASEAN-10 sei es "von 41,5 % im Jahr 2024 auf 51,9 % in diesem Jahr gestiegen".

Im vergangenen Jahr war das Vertrauen in die EU unter den Befragten um fast 10 Prozent gesunken. Einige Experten hatten das auf die Unterstützung Brüssels für Israel im Gaza-Konflikt zurückgeführt.

EU bleibt wichtigste "Mittelmacht"

Etwas überraschend in diesem Zusammenhang betrachteten etwas weniger Teilnehmer die EU als ihre bevorzugte "Mittelmacht" im Kontext der Rivalität zwischen den USA und China – nur 36,3 Prozent im Vergleich zu 37,2 Prozent im letzten Jahr. Damit liegt die EU zwar immer noch an der Spitze, aber ihre nächsten Konkurrenten – Japan und Indien – verzeichneten beide deutliche Sprünge nach oben. Japan ist nun für 29,6 % der Teilnehmer ihre bevorzugte "Mittelmacht".

Handelskrieg USA - China: Der Zollstreit eskaliert

02:19

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"Eine meiner Erkenntnisse ist, dass die Europäische Union ihren Spitzenplatz als bevorzugter ASEAN-Partner behalten hat, um die Großmachtrivalität zwischen China und den Vereinigten Staaten einzudämmen", sagte Sujiro Seam, der EU-Botschafter bei der ASEAN, in einem Video, das er kürzlich veröffentlichte.

Die Studie registrierte auch, dass Brüssel seine Vertrauenswürdigkeit als Verteidiger des Freihandels und der regionalen Sicherheit verbessern konnte.

Chris Humphrey, Executive Direktor des EU-ASEAN Business Council, sagte der DW, dass die Umfrageergebnisse in diesem Jahr nach den Handelskonflikten mit einigen ASEAN-Ländern wegen Umweltbedenken "definitiv eine bessere Nachricht für die EU" sei.

"Die positive Stimmungsentwicklung könnte auf eine Reihe von Faktoren zurückzuführen sein, aber sicherlich wurden die Schritte in Brüssel, den Ton in Bezug auf den Green Deal abzuschwächen, einige der Berichtspflichten zu vereinfachen und die Einführung der Entwaldungsrichtlinie zu verzögern, von vielen in der Region begrüßt", fügte er hinzu.

Wer kann eine "regelbasierte Ordnung" aufrechterhalten?

Auf die Frage nach der Fähigkeit, "eine Führungsrolle bei der Aufrechterhaltung der regelbasierten Ordnung und der Wahrung des Völkerrechts zu übernehmen", wählten rund 19,3 % die EU im Jahr 2025 – eine bemerkenswerte Verbesserung gegenüber 16 % im letzten Jahr. Trotzdem lag die EU noch hinter den USA mit 26,5 % und der ASEAN selbst mit 23,1 %. Gleichzeitig wurde sie besser beurteilt als China, für das sich nur 11,2 Prozent positiv aussprachen. Dieser Teil der Umfrage war aber noch vor der jüngsten Eskalation des Handelskriegs mit den USA abgeschlossen worden.

Das gestiegene Vertrauen in die EU hänge wahrscheinlich mit der gestiegenen Unsicherheit in Bezug auf die US-Politik nach der Wahl von Präsident Trump zusammen, sagte Hunter Marston, Südostasien-Forscher an der Australian National University, im Gespräch mit der DW.

Obwohl die Hälfte der Befragten ihre Meinung schon vor Trumps Amtseinführung äußerte, sagten rund 47 Prozent, dass die Trump-Regierung ein geopolitisches Problem für ihre Länder sei.

Brüssel treibt den Freihandel voran

Rahul Mishra, Senior Research Fellow am Deutsch-Südostasiatischen Kompetenzzentrum für Public Policy und Good Governance an der thailändischen Thammasat-Universität, sagte der DW, der Anstieg der positiven Stimmung sei auch ein Ergebnis der diplomatischen Schritte, die die EU unternommen habe, um ihr Image zu verbessern.

Die EU steht kurz vor dem Abschluss von Freihandelsabkommen mit Indonesien und Thailand. Im Januar einigten sich Brüssel und Malaysia auf die Wiederaufnahme der Handelsgespräche, während die Gespräche mit den Philippinen im vergangenen Jahr wieder aufgenommen wurden.

GoGerman – Azubis aus Südostasien

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Es gab jedoch nicht nur gute Nachrichten für Europa, vor allem im Bereich der Soft Power.

Die Teilnehmer an der Studie wurden gefragt, in welchem Land sie am liebsten leben und arbeiten würden. Im regionalen Durchschnitt nannten weniger als 10 % einen EU-Staat. Die Europäisch Union ist deutlich weniger attraktiv als die USA, Japan, Australien und Neuseeland.

Aus dem Englischen adaptiert von Florian Weigand