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PolitikSüdsudan

Prozess gegen Riek Machar gefährdet Südsudans Stabilität

Isaac Mugabi
28. September 2025

Südsudans Vizepräsident Riek Machar vor Gericht, was Befürchtungen über einen neuen Bürgerkrieg und politische Unruhen weckt. Zivilgesellschaftliche Gruppen fordern Transparenz und Kontrolle.

Südsudan, Juba 2025 | Prozess gegen Oppositionsführer Riek Machar: Blick durch Gitter auf den sitzenden Mann in einem Raum
Südsudans Vizepräsident Riek Machar (Bild) und Präsident Salva Kiir sind schon seit den 1990er-Jahren RivalenBild: Peter Louis Gume/AFP

In den 14 Jahren als eigenständiger Staat hat der Südsudan noch keine wirklich stabile Friedensperiode erlebt. Nun hat der Prozess gegen Riek Machar, den Ersten Vizepräsidenten des Landes, hat die Besorgnis über den brüchigen Frieden in dem Land und die Zukunft der Einheitsregierung neu entfacht. Machar, der seit März unter Hausarrest steht, hatte in dieser Woche einen seltenen öffentlichen Auftritt bei einer Sondersitzung des Gerichts in Juba zusammen mit 20 Mitangeklagten, darunter Erdölminister Puot Kang Chol.

Die Anklage wiegt schwer: Im Zusammenhang mit den gewalttätigen Zusammenstößen in Nasir zu Beginn dieses Jahres werden ihm Mord, Hochverrat und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen. An den Zusammenstößen war die von Machars Ethnie der Nuer dominierte Miliz "Weiße Armee" beteiligt.

Anfang dieses Monats hat Präsident Salva Kiir seinen Vize Machar per Dekret suspendiert und sich dabei auf die nationale Sicherheit berufen. Dieser Schritt hat die im Rahmen des Friedensabkommens von 2018 gebildete Einheitsregierung faktisch auseinandergerissen.

Forderungen nach Transparenz

Omara Joseph, Advocacy and Protection Officer beim South Sudan Human Rights Defense Network, erklärte gegenüber der DW, dass die Inhaftierung Machars sowohl symbolische als auch praktische Bedeutung habe. "Es ist eine Geste, die zeigt, dass auch der Südsudan sich für eine Rechenschaftspflicht einsetzen kann", sagte Omara in Anbetracht der langjährigen Probleme des Landes mit der institutionellen Justiz.

Er kritisierte jedoch die Entscheidung der Regierung, den Zugang der Medien zu dem Prozess einzuschränken, der an einem Ort stattfand, der normalerweise für Hochzeiten und Konzerte genutzt wird. "Dies ist der Zeitpunkt, an dem wir internationale Akteure brauchen, um Druck auszuüben, denn die Welt muss genau wissen, was in diesem Prozess vor sich geht", fügte er hinzu. "Warum muss es sein, dass den Medien der Zugang verweigert wird und nur der staatliche Sender zugelassen wird?"

Politische Verfolgung?

Beobachter warnen, dass solche Einschränkungen den Eindruck verstärken könnten, dass der Prozess politisch motiviert ist und wahrscheinlich nicht unparteiisch sein wird.

Das Verfahren hat auch die ethnischen Spannungen zwischen Machars Nuer-Basis und Kiirs Anhängern aus der Dinka-Ethnie neu entfacht. Die zivilgesellschaftliche Aktivistin Tabitha Nyantin erklärte gegenüber der DW, die südsudanesische Führung müsse die nationale Einheit in den Vordergrund stellen.

"Wir haben viele Ethnien in diesem Land, und die Führer kommen aus verschiedenen ethnischen Gruppen", sagte sie. "Wenn sie ihre Mentalität nicht ändern, werden wir nicht wie unsere Nachbarn in Kenia vorankommen."

Bloß kein Augenkontakt: Salva Kiir und Riek Machar, hier bei der Unterzeichnung eines Abkommens zur Beilegung eines früheren Konflikts 2022, hegen tiefes Misstrauen gegeneinanderBild: Peter Louis Gume/AFP

Ethnische Spannungen und politische Auswirkungen

Die Rivalität zwischen Machar und Kiir reicht bis in die 1990er-Jahre zurück. Damals kämpften lokale Gruppen noch für eine Unabhängigkeit der Region vom Sudan. Machar führte eine abtrünnige Fraktion an, die des Verrats an der Rebellenbewegung im damals noch zu Sudan gehörigen Gebiet beschuldigt wurde. Seine Truppen wurden mit einem Massaker in Bor an den Dinka in Verbindung gebracht, was das Misstrauen zwischen den beiden Männern vertiefte.

Obwohl sie sich die Macht in der Einheitsregierung geteilt haben, bleibt ihr Verhältnis nach Ansicht von Analysten angespannt. Daniel Akech, ein leitender Analyst der International Crisis Group, sagte der Associated Press, er sehe in dem Verfahren gegen Machar "einen Vorwand für einen politischen Machtkampf".

Da die Präsidentschaftswahlen wiederholt verschoben wurden, droht das Gerichtsverfahren den Friedensprozess zu gefährden und das Land vor der Wahl im Jahr 2026 zu destabilisieren.

Das Friedensabkommen von 2018 beendete einen fünfjährigen Bürgerkrieg, der mehr als 400.000 Menschenleben forderte. Jetzt, da die Einheitsregierung in Auflösung begriffen ist, besteht die Gefahr, dass der Prozess gegen Machar die jahrelangen Fortschritte zunichte macht und den Südsudan wieder in einen Konflikt stürzt.

Im Verlauf des Prozesses steht viel auf dem Spiel - nicht nur für Machar und seine Verbündeten, sondern auch für die Zukunft des Südsudan selbst.

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