Eskalation im Südsudan: Vizepräsident unter Hausarrest
27. März 2025
Inmitten anhaltender Gewalt im Südsudan ist der Vizepräsident des ostafrikanischen Landes, Riek Machar, unter Hausarrest gestellt worden. Sicherheitskräfte seien in seine Residenz in der Hauptstadt Juba eingedrungen, wo der Rivale von Präsident Salva Kiir festgesetzt worden sei, berichtete Machars Partei SPLM-IO. Dessen Leibwächter seien "entwaffnet", Gäste vom Grundstück vertrieben worden, hieß es.
Man verurteile "auf das Schärfste das verfassungswidrige Vorgehen des Verteidigungsministers und des Chefs der Nationalen Sicherheit", erklärte die SPLM-IO. Als Reaktion darauf habe man das Friedensabkommen mit der Partei von Staatschef Kiir aufgekündigt. Damit spitzt sich der zuletzt erneut aufgeflammte Konflikt im Südsudan gefährlich zu.
Übergangsregierung kurz vor dem Scheitern
Kiir und Machar führten unterschiedliche Lager im Bürgerkrieg, der von 2013 bis 2018 den Südsudan beherrschte. Schätzungsweise 400.000 Menschen kamen damals ums Leben. 2020 bildeten Kiir und Machar eine gemeinsame Übergangsregierung, die nun wohl kurz vor dem Scheitern steht. In den vergangenen Wochen hatte Kiir bereits mehrere Minister und andere hohe Beamte entlassen oder festnehmen lassen.
Unterstützer von Kiir werfen Verbündeten von Machar vor, Regierungstruppen im Nordosten des Landes attackiert zu haben. Kiirs Armee reagierte mit Luftangriffen im Bundesstaat Upper Nile (Obernil) an der Grenze zu Äthiopien. Dabei wurden nach UN-Angaben etliche Menschen getötet, zehntausende sind vor den Kämpfen auf der Flucht.
Vergangene Woche hatte Deutschland seine Botschaft in Juba geschlossen. Schon seit Jahren gilt eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes.
Internationale Gemeinschaft fordert Deeskalation
Die Vereinten Nationen sehen den Südsudan inzwischen an der Schwelle zu einem erneuten Bürgerkrieg. Der Leiter der dortigen UN-Mission (Unmiss), Nicholas Haysom, forderte die Konfliktparteien auf, die Feindseligkeiten unverzüglich einzustellen und einen Dialog aufzunehmen. Ein Bruch des Friedensabkommens von 2018 würde nicht nur den Südsudan verwüsten, "sondern auch die gesamte Region in Mitleidenschaft ziehen", glaubt Haysom.
Auch das Afrikabüro des US-Außenministeriums verlangte eine Freilassung Machars aus dem Hausarrest: "Wir fordern Präsident Kiir dringend auf, diese Maßnahme rückgängig zu machen und eine weitere Eskalation der Situation zu verhindern."
Der Südsudan hatte sich 2011 vom Sudan abgespalten. Trotz großer Ölvorkommen gilt der jüngste Staat der Welt als einer der ärmsten. Ein Großteil der gut elf Millionen Einwohnerinnen und Einwohner ist abhängig von humanitärer Hilfe.
wa/fab (dpa, afp, epd)
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