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Politik

Südsudan - nicht endende Gewalt

Janina Semenova
10. August 2017

Seit fast vier Jahren herrscht Bürgerkrieg im Südsudan. Friedensbemühungen scheiterten bisher - Millionen Menschen sind auf der Flucht. Worum geht es in dem Konflikt?

Südsudan Symbolbild Konflikt
Bild: Getty Images/AFP/C. Atiki Lomodong

Der Südsudan ist ein Land der Gegensätze: Der ostafrikanische Staat hat reiche Ölvorkommen - gehört aber trotzdem zu einem der ärmsten Länder der Welt. Mit Unterbrechungen herrschten dort fast 40 Jahre Bürgerkrieg. Als der Südsudan 2011 vom Sudan unabhängig wurde, gab es Hoffnungen auf eine Zukunft in Frieden. Doch schon zwei Jahre nach der Unabhängigkeit brach ein neuer Konflikt aus: Seit 2013 herrscht im jüngsten Staat Afrikas ein blutiger Bürgerkrieg.

Wer kämpft gegen wen?

Der Bürgerkrieg im Südsudan spielt sich größtenteils zwischen Regierungstruppen und Rebellen ab. Die einen kämpfen auf der Seite des Präsidenten Salva Kiir, die anderen stehen unter der Führung des ehemaligen Vizepräsidenten Riek Machar.

Nach der Unabhängigkeit entwickelte sich ein Machtkampf zwischen Kiir und Machar - ehemaligen Gefährten aus der Unabhängigkeitsbewegung. Im Juli 2013 entließ Präsident Kiir seinen Vizepräsidenten Machar. Der Präsident warf Machar einen Putschversuch vor, den dieser aber dementierte. Danach brachen Kämpfe zwischen den Anhängern beider Lager aus. Diese gelten als Auslöser für den Bürgerkrieg, der seitdem schon 50.000 Menschen das Leben gekostet hat.

Die Konfliktparteien lassen sich aber nicht ganz klar in zwei Lager einteilen. Mittlerweile sind zum Beispiel die Rebellen in verschiedene Gruppen zersplittert.

Der Kampf ums Öl

Gekämpft wird um die politische Macht im Südsudan - aber auch um die Kontrolle über Ressourcen. Der Südsudan besitzt große Ölvorkommen, die mehr als 50 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) ausmachen. Beide Konfliktparteien wollen sich den Zugriff auf die Öleinkünfte des Landes sichern.

Susan Keji floh mit ihrer einjährigen Tochter aus dem Südsudan nach UgandaBild: DW/D. Pelz

Auch die ethnische Dimension des Konflikts hat zugenommen. Präsident Salva Kiir ist vom Volk der Dinka und Riek Machar gehört zu den Nuer. Damit stehen sich die zwei größten ethnischen Gruppen des Landes gegenüber. Kiir und Machar sollen Beobachtern zufolge ethnische Konflikte machtpolitisch instrumentalisiert und befördert haben. So entwickelten sich die 2013 begonnenen Kämpfe zu einer Jagd auf Angehörige der Nuer, die verfolgt und hingerichtet wurden.

Die Wirtschaft ist wegen des Krieges stark eingebrochen. Deshalb gibt es auch auf regionaler Ebene Kämpfe um Land, Wasser und Weiderechte. Waffen sind im Land weit verbreitet und sorgen dafür, dass es immer wieder Tote gibt.

Kein Frieden in Sicht?

Nach mehreren, immer wieder gebrochenen Waffenruhen wurde im Jahr 2015 ein Friedensvertrag geschlossen. Doch auch danach ging der Bürgerkrieg weiter. Eine politische Lösung der Krise ist nicht in Sicht. Beiden Kriegsparteien werden Massaker, Vertreibungen und andere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen.

Internationale Akteure

Viele internationale Akteure spielen in dem Bürgerkrieg eine Rolle. Die ostafrikanische Regionalorganisation IGAD versuchte seit Januar 2014, in dem Bürgerkrieg zu vermitteln. Das Nachbarland Uganda nimmt viele Flüchtlinge aus dem Südsudan auf - unterstützte aber auch die Regierungsarmee mit eigenen Truppen. Außerdem gibt es einen eingefrorenen Konflikt um das ölreiche Gebiet Abyei zwischen dem Sudan und dem Südsudan. Von der UN aus sind zurzeit mehr als 11.000 Soldaten im Südsudan.

Auf der Flucht

Nach vielen Jahren blutiger Kämpfe ist die humanitäre Lage im Südsudan katastrophal: Etwa die Hälfte der Bevölkerung hat UN-Angaben zufolge nicht genug zu essen. Mehr als 16.000 Menschen sind an Cholera erkrankt. Helfer haben zu vielen Regionen des Landes nur beschränkt Zugang. Knapp vier der rund zwölf Millionen Südsudanesen sind auf der Flucht.

Janina Semenova DW-Korrespondentin in Riga@janinasem
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