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Politik

Sacharow-Preis geht an zwei Jesidinnen

27. Oktober 2016

Den diesjährigen Preis für den Einsatz für Menschenrechte und Demokratie erhalten Nadia Murad und Lamija Adschi Baschar. Die Irakerinnen wurden von der Terrormiliz IS verfolgt und versklavt.

Nadia Murad (Foto: picture alliance / dpa)
Nadia MuradBild: picture alliance/dpa/V. Simanek

Die beiden Frauen verbinde eine "schmerzliche und tragische Geschichte", sagte Parlamentspräsident Martin Schulz in Straßburg. Nadia Murad und Lamija Adschi Baschar konnten aus der Gefangenschaft des IS entkommen und nach Deutschland fliehen. Die 23 Jahre alte Murad, die als UN-Sonderbotschafterin auf das Schicksal der religiösen Minderheit der Jesiden aufmerksam macht, war im Sommer 2014 von IS-Kämpfern verschleppt und wiederholt vergewaltigt worden, bis ihr drei Monate später die Flucht nach Deutschland gelang. Baschar (18) wiederum wurde auf der Flucht schwer verletzt, als eine Landmine explodierte. Sie erlitt Verbrennungen im Gesicht und verlor ein Auge. Auch Baschar engagiert sich für die Jesiden und machen auf das Schicksal von Frauen aufmerksam, die Opfer sexueller Versklavung durch den IS wurden. Die beiden Frauen wohnen heute in Baden-Württemberg.

Lamija Adschi BascharBild: picture-alliance/AP Photo/B. Szlanko

Appelle der beiden Preisträgerinnen

Baschar rief die internationale Gemeinschaft zu Solidarität mit den Opfern der Dschihadisten auf. "Es ist wichtig, dass die Welt die vom IS gefangengenommene Frauen und Kinder nicht vergisst", erklärte die Frau in einer Botschaft, welche die deutsch-irakische Hilfsorganisation Air Bridge Iraq (Irakische Luftbrücke) übermittelte. Murad begrüßte die Auszeichnung als Zeichen der Solidarität für die Jesiden. "Diese Anerkennung des Leidens der jesidischen Frauen und des jesidischen Volkes ist eine tiefgehende Botschaft an die IS-Terrorgruppe, dass ihre kriminelle Unmenschlichkeit verurteilt wird und ihre Opfer von der freien Welt geehrt werden", schrieb Murad in einer Erklärung.

Die Auszeichnung erfolgt am 14. Dezember in Straßburg. Der nach dem verstorbenen russischen Dissidenten und Physiker Andrej Sacharow benannte und mit 50.000 Euro dotierte Preis wird vom Europaparlament seit 1988 an Persönlichkeiten oder Organisationen verliehen, die sich für Menschenrechte und Demokratie einsetzen. Im vergangenen Jahr hatte der zu Haft und Peitschenhieben verurteilte saudiarabische Blogger Raif Badawi die Auszeichnung erhalten.

"Ich weiß, wie böse der IS ist"

Murad und Baschar lebten früher in einem Dorf im Nordirak. Beide gingen dort zur Schule. Im August 2014 wurde das Dorf von den IS-Terroristen überfallen. Die Männer wurden getötet, auch viele der älteren Frauen. Der IS tötete sechs Brüder und die Mutter von Murad. Die sechs Schwestern von Adschi Baschar wurden wie sie versklavt. Die extremistischen Sunniten hassen die Jesiden, die sie als "Teufelsanbeter" beschimpfen.

Murad gelang es, nach drei Monaten dem IS zu entfliehen. Auch ihre Schwester floh nach Deutschland. Adschi Baschar entkam im Frühjahr 2016. Sie ist in der Öffentlichkeit weniger bekannt als Murad, die um die Welt reist, um auf das Leid der noch immer rund 3200 jesidischen Frauen und Kinder in den Fängen der islamistischen Fanatiker aufmerksam zu machen. Der Europarat würdigte Murad bereits mit dem Menschenrechtspreis. Kürzlich schrieb sie bei Twitter: "Jeder Soldat, der für ein freies Mossul kämpft, ist ein Mensch der Ehre und Würde. Ich wurde in Mossul gefangen gehalten, und ich weiß, wie böse der IS ist."

sti/SC (afp, dpa, kna) 

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