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Gesellschaft

Sacharow-Preis geht an Ilham Tohti

24. Oktober 2019

Der in China inhaftierte Wissenschaftler setzt sich für eine Verbesserung der Situation der uigurischen Minderheit in der Volksrepublik ein.

China Uigure Ilham Tohti Öknonom
Bild: Getty Images/AFP/F.J. Brown

Der renommierte Sacharow-Preis des Europaparlaments geht in diesem Jahr an den chinesisch-uigurischen Wirtschaftswissenschaftler und Regierungskritiker Ilham Tohti. Das gab das Europaparlament bekannt.

Tohti kritisiert seit Jahren den Umgang der chinesischen Regierung mit der vornehmlich muslimischen uigurischen Minderheit, der er selbst angehört. Die Bevölkerungsgruppe ist laut Amnesty International regelmäßig schweren Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt und leidet unter Diskriminierung, was Sprache, Religion, Kultur, Bildung und den Zugang zum Arbeitsmarkt angeht.

Ilham Tohti wirbt für einen friedlichen Dialog und gründete das Internetportal "Uighur Online", um über die Situation der Uiguren zu informieren. Die chinesischen Behörden sperrten die Internetseite jedoch mehrfach.

2014 wurde Ilham Tohti inhaftiert. Im November 2014 bestätigte das hohe Volksgericht von Xinjiang die lebenslange Haftstrafe gegen ihn, ohne dass seine Rechtsbeistände bei dem Verfahren anwesend waren.

Ilham Tohti vor seiner InhaftierungBild: Frederic J. Brown/AFP/Getty Images

Ihm war in dem Urteil vorgeworfen worden, die Politik der Regierung gegenüber Minderheiten, Religion sowie die Wirtschafts- und Familienplanung "angegriffen" zu haben. Er habe die Ursachen von Unruhen "verdreht" und damit "ethnischen Hass" entzündet.

"Die Auszeichnung würdigt nicht nur das, was mein Vater getan hat, sondern erkennt auch das Leid an, das die Uiguren erlitten haben", sagte die Tochter des Wissenschaftlers, Jewher Ilham, der DW. 

Yewher Ilham lebt jetzt in den USA. "Als mein Vater anfing, sich für die Uiguren einzusetzen, wusste er, dass er im Gefängnis landen könnte. Aber er beschloss, diesen Kampf anzunehmen und für das Wohl anderer Menschen weiterzumachen."

Die Region Xinjiang im Westen Chinas, wo die Uiguren beheimatet sind, gilt als Konfliktherd. Das Turkvolk fühlt sich wirtschaftlich, politisch und kulturell von den herrschenden Chinesen unterdrückt. Nach ihrer Machtübernahme 1949 in Peking hatten sich die Kommunisten das frühere Ostturkestan als autonom verwaltete Region einverleibt.

Der Sacharow-Preis wird seit 1988 vom Europäischen Parlament an Persönlichkeiten oder Organisationen verliehen, die sich für die Verteidigung der Menschenrechte und der Meinungsfreiheit einsetzen. Die Auszeichnung soll im Dezember in Straßburg überreicht werden. Tohti erhielt zuletzt auch den Vaclav-Havel-Menschenrechtspreis des Europarats.

mir/pg (dpa, afp, Amnesty International)