Klingende Biografie
7. April 2009Händel war seiner Zeit weit voraus. Als die meisten seiner Kollegen noch in den Diensten eines Fürsten standen, feierte er als Opernkomponist in Rom und Venedig Erfolge. Und während sich hier Primadonnen und Kastraten um höhere Gagen stritten, gründete er in London eine eigene Opernakademie. Ein farbiges Leben, das sich jetzt in einem Hörbuch von Corinna Hesse widerspiegelt.
Attraktiver Audioguide
Nachdem das Hörbuch lange Zeit ein beliebtes Medium für Textrezitationen war, entdecken es jetzt auch Klassiklabels für Komponistenbiografien. Eine gute Idee. Schließlich geht es um Musik, da wirkt ein Portrait lebendiger, wenn auch der akustische Eindruck dazu kommt. Dabei sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Das Händel-Hörbuch des Silberfuchs-Verlags erinnert an die Audioguides, die einen beim Rundgang durch ein Museum begleiten: Es ist eine 80-minütige Collage aus Musik und Text.
Abstruse Zeugnisse
Die Texte enthalten alle wichtigen Daten, Fakten und historischen Hintergründe. Viel spannender sind aber die Anekdoten und Zeitzeugnisse, die Corinna Hesse ausgegraben hat, wie ein anonymes Pamphlet. In ihm versuchte vermutlich ein Konkurrent, den Widersacher Händel loszuwerden, indem er ihn vor Gericht der "Hexerei" bezichtigte: "Sie werden beschuldigt, uns über einen Zeitraum von 20 Jahren verhext zu haben. Und wir wissen nicht, wo dieser Zauber enden wird, wenn wir ihm nicht rechtzeitig Einhalt gebieten."
Klangraritäten
Neben den ausgewählten Arien aus Kantaten, Oratorien und Opern, von denen viele weniger bekannt sind, sind natürlich auch die repräsentativen Werke wie der "Messias" vertreten. Renommierte und stilsichere Solisten und Ensembles musizieren auf Originalinstrumenten. Darunter: das Freiburger Barockorchester, das English Consort oder die Musiciens du Louvre. Das dürfte auch Kenner ansprechen.
Autorin: Kirsten Liese
Redaktion: Gudrun Stegen