Die traditionsreiche Bergbauregion Erzgebirge/Krusnohori will zum Weltkulturerbe der UNESCO gehören - grenzübergreifend. Die deutsch-tschechische Kulturlandschaft birgt einmalige Zeugnisse der Industriegeschichte.
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Am kommenden Montag soll der gemeinsame Unesco-Antrag für die Aufnahme der "Montanregion Erzgebirge/Krusnohori" unterzeichnet werden.. Insgesamt geht es um 22 Bestandteile, 17 auf deutscher und 5 auf tschechischer Seite, wie das sächsische Innenministerium am Mittwoch mitteilte. Nach der Signierung wird der Antrag über die Kultusministerkonferenz und das Auswärtige Amt dem Welterbezentrum der Unesco in Paris zugeleitet.
Bei dem Welterbeantrag handelt es sich bereits um den zweiten Versuch. Im April 2016 hatten Sachsen und Tschechien einen ersten Aufnahmeantrag zurückgezogen, nachdem der Internationale Rat für Denkmalpflege (Icomos), der offiziell die Empfehlungen ausspricht, zu einer Schärfung des Konzepts geraten hatte.
In der jetzt vorliegenden, überarbeiteten Fassung ist nunmehr die Struktur grundlegend geändert. So wurden die ursprünglich 79 sächsischen Bestandteile zu 17 zusammengefasst, die rund 400 Denkmale des Erzbergbaus umfassen. Gibt es nach dem Prüfverfahren eine positive Empfehlung, könnte der Eintrag in die Welterbeliste im Sommer 2019 erfolgen.
Zehn Gründe für das Erzgebirge
Das Erzgebirge im Osten Deutschlands ist ein Reiseziel für Wanderer und Wintersportler. Die Mittelgebirgsregion steht für Bergbaukultur und Eisenbahnromantik, traditionelle Handwerkskunst und Naturerlebnis.
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Fichtelbergbahn
Anfang des 20. Jahrhunderts sorgte die sächsische Schmalspurbahn für die wirtschaftliche Entwicklung der Region. Auch wenn die meisten Verbindungen schon lange stillgelegt sind, verkehren auf wenigen Strecken noch nostalgische Ausflugszüge. Die Fichtelbergbahn zum Beispiel fährt in den bekannten Wintersportort Oberwiesenthal.
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Oberwiesenthal
Am Fuße des Fichtelbergs, der mit 1215 Meter höchsten Erhebung Sachsens, liegt Oberwiesenthal. Direkt vor der Haustür beginnt das Skigebiet, in dem man bei 300 Meter Höhenunterschied immerhin 17 Pistenkilometer Schneespaß haben kann.
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Johanngeorgenstadt
Im Erzgebirge kommen besonders die Skilangläufer in Fahrt auf den gepflegten Loipen durch romantisch verschneite Wälder. Die Kammloipe führt von Johanngeorgenstadt bis nach Schöneck im Vogtland. Sie gilt mit 36 Kilometern als eine der längsten und schneesichersten in Deutschland.
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Annaberg-Buchholz
Als hier Ende des 15. Jahrhunderts Silber entdeckt wurde, begann die Blütezeit für Annaberg-Buchholz. Davon zeugen heute noch die spätgotische St. Annen-Kirche und der Marktplatz mit Rathaus und prächtigen Bürgerhäusern. Einen anschaulichen Einblick in vergangene Zeiten bieten Führungen durch das 500 Jahre alte Silberbergwerk.
In Frohnau, einem Stadtteil von Annaberg-Buchholz, erfahren Besucher, mit welchen Mitteln in der vorindustriellen Epoche das Eisen geschmiedet wurde. Der mit Wasserkraft betriebene "Frohnauer Hammer" ist ein Technikdenkmal aus dem 15. Jahrhundert.
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Freiberg
Auch die Bergparaden im Erzgebirge berufen sich auf eine mittelalterliche Tradition. Dazu versammelten sich Bergleute und Handwerker, die mit dem Bergbau verbunden waren. Heute dienen die Paraden wie hier in Freiberg der Traditionspflege und sind eine Touristenattraktion.
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Seiffen
Die Ursprünge von Seiffen liegen im Zinnbergbau. Nach dessen Niedergang im 18. Jahrhundert begannen die Bergleute mit Holz zu arbeiten. Ihr gedrechseltes und geschnitztes Holzspielzeug wurde zum Exportschlager. Noch heute werden die für Weihnachten typischen Nussknacker, Pyramiden und Räuchermänner hergestellt. Im Bild ein Jubiläumsexemplar zum Lutherjahr.
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Burg Kriebstein
Über die 1384 erstmals erwähnte Ritterburg gibt es eine schöne Geschichte. Einst erbaten die Frauen in der belagerten Burg vom Kontrahenten Markgraf Friedrich dem Streitbaren freies Geleit für sich und alle Kostbarkeiten, die sie tragen konnten. Als sie dann statt Schmuck ihre Männer im Huckepack weg trugen, war der Markgraf so beeindruckt, dass er seine Widersacher ziehen lies.
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Zschopau
An einer mittelalterlichen Handelsstraße gelegen, gehört Zschopau zu den bekannteren Städten im Erzgebirge. Hier gab es schon 1929 mit dem DKW-Werk die weltweit größte Produktionsstätte für Motorräder. Auch später zu Zeiten der DDR wurden flotte Zweiräder hergestellt. Die mittlerweile ebenfalls legendäre MZ, steht für Motorradwerk Zschopau.
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Schloss Augustusburg
Biker vor Renaissancekulisse. Seit 1971 versammeln sich Motorradfahrer zum traditionellen Wintertreffen auf dem Jagdschloss von Kurfürst August aus dem 16. Jahrhundert. Für Zweiradfreunde lohnt sich der Besuch das ganze Jahr. Im Schloss ist eine der bedeutendsten Motorradsammlungen Europas zu bewundern.
Bild: picture-alliance/dpa/A. Burgi
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Die Unesco fördert seit 2003 - zusätzlich zum materiellen Erbe wie etwa Baudenkmälern - den Erhalt von Alltagskulturen und lebendigen Traditionen, Wissen und Fertigkeiten. Inzwischen sind der entsprechenden UN-Konvention mehr als 170 Staaten beigetreten; Deutschland ist seit 2013 dabei. Fördergelder sind mit dem Welterbetitel nicht verbunden.